Absurdes Karner-Wolf-Duell: "Erbärmlichstes Interview aller Zeiten"
Es gibt Momente im Fernsehen, die so absurd sind, dass sie fast schon wieder unterhaltsam sind. Fast. Das Interview von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) bei Armin Wolf in der ZIB2 gehört definitiv in diese Kategorie. Würde sich Österreich nicht gerade mit der größten Spionageaffäre der Zweiten Republik konfrontiert sehen – und wäre Karner nicht der zuständige Innenminister.
Nationaler Sicherheitsrat
"Nicht meine Aufgabe"
Karners Auftritt kam einem rhetorischen Versteckspiel auf offenem Feld gleich. Jede direkte Frage nach der Rolle der ÖVP, die seit gut einem Vierteljahrhundert fast ununterbrochen den Innenminister stellt, ließ er ins Leere gehen. Fragen nach konkreten Verantwortlichkeiten und Maßnahmen perlten am Niederösterreicher ab. Stehsatz und Leitmotiv: "Das ist nicht meine Aufgabe." Der wiederholte Verweis auf angebliche Nicht-Zuständigkeiten nimmt dabei skurrile Züge an. Fast möchte man meinen, dass er sein Mantra selbst glaube: "Ich bin nicht der Ermittler, ich sorge nur dafür, dass ermittelt wird", – so und ähnlich lauteten seine Ausflüchte.
Karner korrigiert Wolf
Umso genauer nimmt es Karner bei der korrekten Verwendung von Titeln. Als Wolf den Vorfall der erst gekenterten und später gekaperten Handys aufs Tapet bringt, wird er von Karner korrigiert. "Er ist Bundespolizeidirektor", maßregelt der Innenminister Wolf. Der eigentlichen Frage ("Haben Sie ihn [den damaligen Spitzenbeamten und heutigen Bundespolizeidirektor; Anm.] in den letzten Tagen mal gefragt, warum er die Handys nicht am Dienstweg hat reparieren lassen?") bleibt unbeantwortet. Stattdessen entscheidet sich Karner, dem Interview eine unerwartete Wendung zu verleihen: die Täter-Opfer-Umkehr.
Der Innenminister Gerhard Karner diskutiert lieber über einen Titel, als eine kritische Frage zum Bootsunfall und dem Verbleib/Timeline der Smartphones zu beantworten. #zib2— Raffaela (@DieRaffa) April 9, 2024
Täter-Opfer-Umkehr
Während er selbst auf dem peinlich genauen Titel eines Bundespolizeidirektors besteht, beschuldigt Karner Wolf, die Fakten zu verdrehen. "Sie bestehen darauf, genau zu sein, daher bestehe ich auch darauf, dass Sie genau sind in diesen Fragen. Und Faktum ist, und da bitte ich Sie wirklich in der sensiblen Frage nicht eine Täter-Opfer-Umkehr zu tun", wirft sich Karner ins Zeug. Bei Ott habe es offensichtlich hohe kriminelle Energie gegeben. "Ich bin nicht bereit, dass man hier versucht, dass manche den Spieß versuchen umzudrehen. Das lasse ich nicht zu."
Wirbel auf X
Die Frage bleibt unbeantwortet – wie viele weitere in Folge. Karner bleibt auf Kurs: Er sei nicht zuständig, er würde sich zu den Ermittlungen nicht äußern, er sei nicht der oberste Ermittler. Unter den Zusehern hat der Auftritt des Innenministers für teils offenes Entsetzen gesorgt. Die Reaktionen auf das Interview fallen vernichtend aus. Vor allem auf X brodeln die Beiträge mit Spott und Empörung über.
Ich hab eine nach oben offene #Stronach Skala für wirre Interviews. #Karner hat die grad pulverisiert. #zib2 #ott— Rubberinchen (@Rubberinchen) April 9, 2024
Deutlichere Worte findet Gerald Karner für den Auftritt seines Fast-Namensvetters:
#zib2 Das ist das erbärmlichste Interview eines Ministers, das ich jemals gesehen habe.— Gerald Karner (@KarnerStrateg) April 9, 2024
Und auch bei den Oppositionsparteien sorgt das Interview für (anhaltendes) Kopfschütteln:
...vielleicht versteht man nach #ZiB2, dass in einem Innenausschuss bei einer "Antwort" Karners auf meine Frage das passierte:
"Frau Abgeordnete, jetzt schütteln Sie nicht immer den Kopf, wenn ich rede, hören Sie lieber zu!"
Ich: "Ich schüttle den Kopf, WEIL ich zuhöre."— Stephanie Krisper 🇪🇺🇺🇦 (@steffi_krisper) April 10, 2024