Kern in Zib2: "Wir stehen auf einer brennenden Plattform"
Im Interview mit Martin Thür findet Christian Kern für die aktuelle Entwicklung bei den Energiepreisen drastische Worte: „Es geht um ein Phänomen, das unseren gesamten Wohlstand zerstört und den sozialen Zusammenhalt gefährdet.“ Die Strom- und Gaspreisentwicklung sei so als würde man an der Zapfsäule für einen Liter Benzin 18 Euro bezahlen. Wenn nicht schnell etwas unternommen werde, provoziere man einen Kahlschlag in der Industrie.
Staat muss Gas kaufen
Die Antwort auf die Frage nach einer Lösung des Problems leitet Kern mit einem drastischen Vergleich ein: „Wir stehen auf einer brennenden Plattform und müssen jetzt dringend löschen und es geht nicht darum, wer einen Platz am Sonnendeck hat.“ Die Lösung sei im Übrigen einfach: Der Staat müsse Gas einkaufen, um dieses Gas dann den Kraftwerksbetreibern günstig zur Verfügung zu stellen. Denn der Strompreis orientiere sich an jenem Kraftwerk, das am teuersten produziert. Bei uns sei das ein Gaskraftwerk. Diese Maßnahme würde den Strompreis in Österreich rasch nach unten drücken. In Spanien funktioniere ein solches Modell bereits.
Mühsame Verfahren
Außerdem müsse man die erneuerbare Energie ausbauen und „auf jedes Dach eine Photovoltaikanlage knallen“. Leider seien die Verfahren in Österreich wahnsinnig mühsam, sodass etwa der Verbund seine Anlagen lieber im Ausland baue. Der Diskussion um das Aufmachen von Nordstream 2 erteilt der Ex-Kanzler eine klare Absage. „Das ist eine völlig absurde Diskussion. Putin spielt mit uns, wir müssen unsere Hausaufgaben machen.“