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Porsche 911 Dakar
Werner Christl

Limited Edition: Testfahrt mit dem Porsche 911 Dakar

28.03.2023 um 13:18, Werner Christl
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Auf 2.500 Stück ist dieser Porsche 911 Dakar weltweit limitiert. Wir haben erstmals die Nullnummer, sprich die Nummer 0000 von 2.500 ausprobiert.

Ein Porsche 911 fürs Grobe

Einen Porsche 911 über ein buckelige Schotterpiste zu dreschen oder womöglich einen Sanddüne zu erklimmen, ist im Normalfall ungefähr so widersinnig wie mit einem Land Rover Defender auf einer Formel-1-Rennstrecke sein Glück zu finden. Porsche versucht diesen spannenden Spagat und bringt das limitierte Sondermodell Dakar auf die Straße – oder in diesem Fall „neben“ die Straße. Der Porsche 911 Dakar soll an den Dakarsieg im Jahre 1984 erinnern. Das Original war ein Ungetüm mit viel Kraft, null Komfort und einer Lautstärke, die wohl jeden Elefanten am Wegrand in die Flucht gejagt hätte. Wenn man im neuen 911 Dakar den Motor startet, wird klar, dass auch die moderne Version das Zeug hat, nicht nur die lieben Nachbarn frühmorgendlich aus dem Bett zu verjagen. Nein, der ist alles andere als ein leiser Weichspül-Sportler. Das zeigen auch die doch etwas harten, giftigen Carbon-Schalensitze. Und damit das Rallyefeeling aufkommt, wurde auch noch eine Art Überrollkäfig spendiert.

Preis: Kein Schnäppchen

An dieser Stelle kann man sich die Frage stellen, ob man das alles wirklich will oder braucht. Nun, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Wobei der Preis von knapp und 300.000 Euro dem „Will“ einen Riegel vorschiebt. Sagen wir es so: mit seinen 480 PS, dem Dreiliter-Doppelturbo-Benziner ist der Dakar ohnehin kein Auto der Zukunft. Dafür gibt es einen elektrischen Porsche Taycan. Der Dakar zeigt aber, was die Stuttgarter alles aus einem 911 rausholen können und dass das Autofahren tatsächlich Spaß machen kann.

Durchaus offroad-tauglich

Gleich vorweg, die Schottergrube rechts neben der Straße haben wir uns verkniffen. Das wollten wir dem Porsche nicht antun. Also ging's über holprige Land- und Schotterstraßen sowie gepflegten Asphalt. Natürlich fühlt es sich anders an, wenn man vom Werk aus mit fünf Zentimetern mehr Bodenfreiheit unterwegs ist und per Knopfdruck um weitere drei Zentimeter erhöhen kann. Bodenschwellen, die einem normalen 911 mit höherer Geschwindigkeit die Verkleidung malträtiert hätten, schluckt der Dakar weg als wäre er ein SUV. Ein spezielles Liftsystem hebt den Gatschsportler in wenigen Sekunden ein Stück höher.

Mit 170 Sachen unterwegs

Im Unterschied zu anderen geländegängigen Autos kann der dem Wahnsinn verfallene Dakar-Pilot gerne 170 km/h hochbeinig im Offroadbereich fahren. Erst danach senkt der Porsche auf „normales“ Niveau. Interessanterweise fühlte sich unser Testauto sehr wohl auf gut ausgebauten Landstraßen eben sehr wohl. Ganz ehrlich? Wir konnten nicht viel Unterschied zu einem „gewöhnlichen“ 911 erkennen. Dazu kommen toll dosierbare Bremsen, der brutale Sound, schnell schaltendes Automatikgetriebe (8-Gang-PDK), die direkte Lenkung und alles was wir so an einem Porsche lieben.  Ein bisschen rutschen tut er halt in den Kurven, wenn es nass ist. Aber ist ja auch Sinn der Sache. Dabei spielten die speziellen Winterreifen auch eine Rolle. Und wer den Fahrmodus „Rallye“ einstellt, muss ohnehin darauf gefasst sein, dass der Allradantrieb ziemlich hecklastig agiert. Auf 100 km/h geht es übrigens in nur 3,4 Sekunden.

911 Dakar: acht Zentimeter mehr Bodenfreiheit
911 Dakar: acht Zentimeter mehr Bodenfreiheit

Optik: Individueller Look

Da wird es ein bisschen kompliziert, denn für den Dakar gibt es verschiedene Folierungen. Die am Testfahrzeug verewigte Nr. 19 soll nicht an die Rallye Dakar erinnern, sondern an die 5.000 Kilometer lange East African Safari 1971. Egal, ein Modellname East African Safari wäre wohl sowieso ein Blödsinn. Wer möchte, kann also gegen einige Tausender Aufpreis auch im echten blauweißen Dakar-Look vorfahren. Generell gibt es Offroadmerkmale wie Luftöffnungen in der Fronthaube, Berge-Ösen vorne und hinten (haben wir nicht gebraucht, zum Glück), verbreiterte Radhäuser, Edelstahlseitenschweller und andere Lustigkeiten.

Fazit: Sportauto mit Spaßfaktor

Es wäre eine Lüge, zu sagen, der 911 Dakar würde kein Spaßfeuerwerk entfachen. Dazu braucht es keine Dünen, metertiefe Schlaglöcher oder groben Untergrund. Es genügt eine normale Straße. Auch wenn solche Sportautos in Zeiten des Umdenkens wie Dinosaurier wirken, kann man sich nur schwer dem Reiz eines solche Monstrums entziehen. Es ist eben so wie mit einem T-Rex. Der ist zwar schon lange ausgestorben und trotzdem sind wir immer noch alle fasziniert. Viele der auf 2.500 Stück limitieren Dakar-Modelle werden ohnehin in irgendwelche Sammlergaragen verschwinden. Ziel von Porsche ist es ja mit einem 911 Dakar zu zeigen, was möglich ist und so am ohnehin schon legendären Image eines Porsche 911 zu arbeiten. Und das ist sicher gelungen.

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