Kaffeepausen ohne Ende: Was macht man im Homeoffice?
Schon an der Schreibweise scheiden sich die Geister: Home Office, Homeoffice oder Home-Office? Laut Duden sind die Zusammenschreibung und die Getrenntschreibung MIT Bindestrich erlaubt, das häufig gelesene „Home Office“ nicht. Somit wäre Frage eins geklärt. Kommen wir zur zweiten Frage, die sich viele stellen, die Arbeit von zu Hause aus belächeln: Was macht man eigentlich im Homeoffice?
Home, Office und ich
Vielleicht sollte ich vorweg eine andere Frage beantworten: Warum bin ausgerechnet ich diejenige, die denkt, eine Antwort darauf geben zu können? Logisch wie simpel: Ich nutze Homeoffice, um genau zu sein ein Arbeitszimmer mit rosarot gestrichenen Wänden, zur Jahreszeit passender Deko, immer einer Duftkerze (Ich liebe Duftkerzen!) und einer Orchidee. Zwischen Wohnzimmer und Schlafzimmer zu wechseln, war auf Dauer nicht die richtige Lösung für mich. Warum? Weil ich viel im Homeoffice arbeite.
Die Höhen und Tiefen des Homeoffice
Ich muss nicht den Küchentisch zum Büro umfunktionieren, sondern nutze ein eigenes Arbeitszimmer. Ja, ich bin privilegiert. Auch, weil ich keine Kinder und keine Haustiere habe, die mich während der Arbeit stören könnten. Bei mir trudeln höchstens mal ein paar Mails ein, die ich in meinen Tagesplan integrieren muss, jemand klingelt an der Haustür oder ruft an. Wenn’s leicht geht, darf es auch mal ein privates Telefonat zwischendurch sein. Habe ich viel zu tun, wird dieses Gespräch konsequent auf den Feierabend verschoben. Ihr merkt schon: Die Grenzen sind fließend und das ist nicht immer ideal.
Wichtig ist, zu erwähnen, dass ich all das aus der Warte einer freiberuflichen Autorin betrachte. Ich bin meine eigene Chefin, nehme Aufträge an, für die es wiederum Deadlines gibt, die eingehalten werden müssen. Ich verdiene nur dann Geld, wenn meine Bücher gelesen werden und meine Beiträge online gehen. Im Umkehrschluss bedeutet das: Pausen, Wochenenden, Urlaub – keine Moneten. Ich jammere nicht, ich stecke hier nur die Grenzen ab. Fakt ist: Ich muss etwas tun, ansonsten herrscht am Konto zu Monatsende gähnende Leere.
Homeoffice – die Vorteile
Wie ich dabei aussehe, ist nebensächlich. Und das ist ein Vorteil. Ob es draußen stürmt, schneit oder in Strömen regnet, ist mir egal. Manche Tage sind so getimed, dass ich das Haus gar nicht verlassen muss. Das kann einsam sein, stört mich aber nicht. Ich bin Einzelkind, ich brauche nicht ständig jemanden um mich herum.
Packen wir die Küchenpsychologie wieder ein und kommen wir zu den vorhin erwähnten nebensächlichen Äußerlichkeiten zurück: In diesem Augenblick sitze ich in grauer Micky Maus-Leggings, einem alten Oberteil, flauschigen Socken und rosa Plüschpantoffeln vor dem Laptop und tippe mit schwarzen Glitzer-Fingernägeln. Der Lack blättert langsam ab. Es wird Zeit, sich darum zu kümmern, aber da das im Moment sowieso keiner sieht außer ich, verschiebe ich das auf später, wenn dieser und ein weiterer Artikel zu Ende geschrieben ist.
Meine „Kantine“ ist einen Stock tiefer, eine Fertigpizza schnell im Ofen, ein Toast rasch warm gemacht oder das Grünzeug für den Salat flink geschnippelt. Solche kulinarischen Kleinigkeiten lassen sich gut integrieren. Mehr geht nicht. Immerhin soll ich ja schreiben, nicht kochen. Für das Nachmittagstief ist genügend Obst oder Schokolade im Haus.
Grundsätzlich versuche ich ein normales Stundenpensum zu schaffen: 8 bis 17 oder 7 bis 16 Uhr, Einkäufe, kleine Wege zwischendurch oder das Aufhängen der Wäsche inklusive. Die Krankenschwester kann nicht schnell kurz verschwinden, der Mechaniker auch nicht. Ich schon. Das ist eine der angenehmen Seiten des Homeoffice.
Homeoffice – die Nachteile
Der große Nachteil, den wohl alle selbstständig Erwerbstätigen kennen, ist, dass wir selbst und ständig arbeiten. Und besonders das Homeoffice lässt die Grenze zwischen home und office verschwimmen und zu einer Grauzone werden.
Soll ich rangehen, wenn das Telefon deutlich nach 17 Uhr oder sonntags läutet? Im unbesetzten Büro kann niemand abheben, aber ich sehe ja, dass jemand JETZT etwas von mir brauchen würde. Bin ich verpflichtet, an meinen wenigen freien Tagen meine Mails zu checken? Na ja, grundsätzlich nicht, aber es könnte ja etwas Lukratives dabei sein, das mir sonst durch die Lappen geht. Arbeite ich in arbeitsreichen Phasen häufig auch am Wochenende, obwohl ich mir anfangs geschworen habe, das nicht zu tun? Ja, leider. Übrigens, heute ist Sonntag.
Homeoffice – eine Neuerfindung?
Homeoffice ist für mich keine Neuerfindung der Pandemie, das habe ich auch schon davor gemacht. Es gibt eben Berufe, die das erfordern oder mit sich bringen. Und andere wiederum, wo man sich die Frage „Betrieb oder zu Hause?“ gar nicht erst stellt, weil es schlichtweg unmöglich wäre, von den eigenen vier Wänden aus zu arbeiten.
Homeoffice hat – wie alles im Leben – seine Vor- und Nachteile. Meine Vorteile überwiegen, ich mag diese Form der Leistung. Die Nachteile sind meine ganz persönlichen, denen ich vermehrt den Kampf ansage. Wer außer mir kann meine beinahe dauernde Erreichbarkeit ändern? Ich bin die Chefin.
Zur Autorin
Ungewöhnliche Trends und wenig Alltägliches - von leichter Hand präsentiert: Dem hat sich Passion Author Hanna E. Lore buchstäblich verschrieben.