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Familie Thursfield in Japan | Credit: Jaya Thursfield
Familie Thursfield hat ein leerstehendes Haus in Japan erworben
Familie Thursfield hat ein leerstehendes Haus in Japan erworben
Jaya Thursfield

Das Akiya-Problem: Gratishäuser in Japan

01.10.2023 um 11:37, Artikel von Passion-Autor: Barbara Kluibenschädl
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Leerstand ist in ruralen Gebieten Japans keine Seltenheit. Die unbewohnten Häuser werden als Akiya bezeichnet und manchmal sogar verschenkt.

Medial wurde die Akiya-Thematik in den letzten Jahren breit diskutiert, vor allem weil viele dieser Häuser äußerst günstig abgegeben oder gar verschenkt wurden - eine Chance für viele Wohnraumsuchende. Jaya Thursfield, ein Wahl-Japaner, hat diese ergriffen und weiß, was es heißt, ein solches Haus zu kaufen.

Akiya-Problematik

Auf seinem Youtube-Kanal hält Jaya Thursfield, der ursprünglich aus Melbourne kommt, den Kauf und die Renovierung eines Akiyas fest, räumt mit so manchen Mythen auf und lässt in die Hintergründe der Akiya-Problematik blicken. Sein mittlerweile beträchtlicher Erfolg auf der Video-Plattform kam für ihn überraschend. „Ich habe mich schon immer für das Drehen von Filmen interessiert und dachte, dass es Spaß machen würde, dieses Projekt zu filmen. Ich hätte aber nie erwartet, dass es so populär werden würde“, erzählt der Videomacher im Interview.

Jaya Thursfield | Credit: Jaya Thursfield
Jaya Thursfield zeigte auf Youtube die Renovierung seines Hauses

Neue Häuser bevorzugt

Gründe gäbe es viele, wieso JapanerInnen nicht in diese Altbauten ziehen wollen, so Thursfield. Viele Japaner würden neue Häuser bevorzugen und ländliche Gebiete seien zudem beruflich nicht besonders attraktiv. Außerdem sind viele Akiyas in sehr schlechtem Zustand. Jayas Haus musste zum Beispiel vorerst von Müll und Gerümpel befreit werden. Das habe andere Interessenten vom Kauf abgehalten. In Gegenden außerhalb des Zentrums sei Wohnraum zudem erschwinglich. Neu gebaute Häuser in Japan sind aufgrund von Modularsystemen recht günstig und Wohnraum wird schmaler bemessen als anderswo - so sind Grundstückpreise relativ niedrig. All dies führt dazu, dass sich viele den Aufwand einer Renovierung nicht antun wollen.

Ein Haus mit Geschichte

Zu einem Kauf eines Akiya würde der Australier nur jemanden raten, der gerne selbst Hand anlegt und Gebäude in altem Stil, meist aus Holz, schätzt. Zudem müsse die Qualität der Immobilie den Kaufpreis rechtfertigen. Diese ist oft eng mit der Vorgeschichte des Gebäudes verknüpft. In Fall von Jayas Haus starb der Vorbesitzer nach langer Krankheit. Dessen Kinder lehnten das Erbe ab, da das Haus mit einer hohen Hypothek belastet war und sie für ausstehende Steuerzahlungen aufkommen hätten müssen, erklärt der Akiya-Besitzer.

Günstig nicht gratis

Wer sich dazu entscheidet, ein altes Gebäude in Japan zu renovieren, kann einiges an Geld sparen. Bei gleicher Bau-Qualität sei der Kauf und die Renovierung eines Akiya immer noch deutlich günstiger als eine Neuanschaffung, erklärt der Australier. Zwar hätte er doch mehr Geld für die Renovierung ausgegeben, als geplant, aber „der Platz, den wir jetzt im Haus und im Garten haben, hat unsere Lebensqualität wirklich erhöht“, fügt Thursfield hinzu. Der Wunsch nach leistbarem Wohnen, Familiennähe und hoher Lebensqualität war auch der Beweggrund für die damalige Übersiedlung von London in die japanische Präfektur Ibaraki, der Heimat von Jayas Frau.

Unvergessliche Familienzeit

Renovieren bedeutet oft auch eine Zeit in einer Baustelle zu leben. Das ist manchmal mühsam, dreckig und laut, aber auf jeden Fall bleibt sie in Erinnerung. Jaya erzählte von einem seiner schönsten Momente im neuen Haus: „Bevor das Schlafzimmer fertiggestellt war, musste meine Familie zu viert auf dem Boden im traditionellen japanischen Tatami-Zimmer schlafen. Das war eine unvergessliche Zeit.“ Das fertige Schlafzimmer sei dann aber doch auch toll gewesen. Mittlerweile lebt Jaya mit seiner Frau und seinen Kindern seit zwei Jahren im neuen Haus und schätzt das Leben dort sehr.

Freude an dem Haus hätten auch die Freunde der Kinder, besonders am großen Garten. Auch die Nachbarn seien sehr hilfsbereit und freundlich, erzählt Jaya über die geglückte Wohnsituation. „Sie sind froh, dass jemand hier wohnt, anstatt nur ein riesiges Akiya-Haus neben sich zu haben.“ Am Ende ist sein Projekt nicht nur ein Gewinn für ihn selbst und seine Familie, sondern auch für die Nachbarschaft.

Das Akiya im Winter | Credit: Jaya Thursfield
Auch die Nachbarn genießen den Anblick der renovierten Akiya

Zur Autorin

Sie schwärmen für Asien? Dann haben Sie etwas mit Passion Author Barbara Kluibenschädl gemeinsam. Die Tirolerin hat ein Faible für asiatische Kultur und Kulinarik, von denen auch ihre Texte, mit denen sie www.weekend.at bereichert, überwiegend handeln.

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