Fertighausverband: So wird Hausbau wieder finanzierbar
Zögerlich erholt sich die Fertighaus-Branche davon, dass die Nachfrage im vierten Quartal 2022 um 65 Prozent eingebrochen ist. Für Thomas Scheriau, seines Zeichens Geschäftsführer von ELK Haus, liegen die Gründe für diese Entwicklung auf der Hand: "Inflation, Zinsentwicklung, Materialpreissteigerung, zusätzlich Krieg und Energiekrise - bis das alles verdaut ist, dauert es."
Der Wunsch nach einem Haus im Grünen sei ungebrochen vorhanden, weiß Daniel Gruber, Vario-Bau Fertighaus-Eigentümer und -Geschäftsführer, "nur stellt die Finanzierung ein zunehmendes Problem da."
Die KIM-V in der Kritik
Knackpunkt aus Sicht der Branche ist vor allem die Kreditimmobilienmaßnahmen-Verordnung (KIM-V), die seit Herbst 2022 die bankengestützte Finanzierung von Immobilien von Grund auf neu regelt. Um einen Kredit zu bekommen, ist ein Eigenkapital von 20 Prozent erforderlich - bei einer maximalen Laufzeit von 35 Jahren.
Ein hausgemachtes Problem, urteilt Christian Murhammer, das wie "zusätzliche Prügel" wirkt - vor allem, wenn er an den aus seiner Sicht "schlimmsten Punkt" denkt. Denn laut KIM-V dürfen nicht mehr als 40 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens zur monatlichen Kredittilgung herangezogen werden. "40 Prozent, die die Finanzierung für viele unmöglich machen", zeigt sich der Präsident des Österreichischen Fertighausverbandes (ÖFV) besorgt.
Nachfrage beleben
Wie sich die Nachfrage wieder beleben lässt? - "Die Regularien aufweichen und den Banken mehr Freiraum bei der Kreditvergabe einräumen", regt Thomas Scheriau an. "Die Fördermittel des Bundes und der Länder wieder beleben", ergänzt Daniel Gruber.
Dringender Handlungsbedarf ist jedenfalls geboten, darüber sind sich die Bauunternehmer mit Christian Murhammer einig. Daniel Gruber spricht aus, was viele seiner Mitstreiter denken. Seine Befürchtung: Dass bei anhaltender Entwicklung früher oder später auch Arbeitsplätze betroffen sein könnten.
Holz hat Zukunft
Zumindest, was die Bauweise selbst angeht, sieht Thomas Scheriau nicht schwarz, denn "Holz als nachhaltiger Baustoff hat Zukunft". Das zeigt nicht zuletzt die Entwicklung des Fertigbaus in Österreich, das nach Skandinavien als Musterland gilt. So ist mittlerweile jedes dritte Einfamilienhaus des Landes ein Fertighaus, das sich gerade für Niedrigenergie- und Passivhäuser bestens eignet. Die kurze Bauzeit von acht Monaten (exklusive Planung) und die Fixpreisgarantie sind weitere Vorteile, die immer mehr Menschen überzeugen.
Vor diesem Hintergrund ließen sich die heimischen Häuslbauer 2022 ihr Fertighaus durchschnittlich 150.000 bis 250.000 Euro kosten. Dass es wieder mehr Bauherren als zuletzt geben könnte, zeigt das erste Quartal 2023, in dem die Bauaufträge wieder um 37,2 Prozent gestiegen sind. Ein Silberstreif am Horizont.