So geht Acrylic Pouring
Diese coole Maltechnik aus den USA fasziniert auch hierzulande bereits zahlreiche Kunstbegeisterte. Denn mit nur wenig Material entstehen einzigartige Kunstwerke. Und das Wichtigste: Es macht richtig Spaß!
Einzigartige Kunst ohne Pinsel
Bereits vor ein paar Jahren hob sich die beeindruckende Fließtechnik in den USA als neuer Trend der Acrylmalerei hervor. Mittlerweile hat dieser farbenfrohe Stil auf der ganzen Welt Anhängerinnen und Anhänger gefunden, die Freude an der experimentellen Technik finden.
Und Besonderheiten hat diese einige: Im Gegensatz zu vielerlei anderer Maltechniken wird beim Acrylic Pouring nicht mit Pinsel oder Stift gearbeitet, sondern direkt mit der Farbe auf der Leinwand. Die verdünnten Acrylfarben werden je nach Belieben in Bechern gemischt und auf den Keilrahmen geleert, sodass sie in alle Richtungen fließen. Mit geschickten Handbewegungen dreht und kippt man den Rahmen vorsichtig, um die Farben wie gewünscht zu verteilen. Auch dabei gibt es verschiedene Methoden, doch dazu später mehr.
Das brauchst du dazu
Acrylic Pouring ist ein kreativer Prozess. Und wie das nun mal so ist, führt Kreativität manchmal zu ein bisschen Chaos: Farben tropfen von den Händen auf den Boden, rinnen auf deine Kleidung und im Endeffekt ist alles außer der angezielten Leinwand bunt. Um das zu verhindern, sollte der künstlerische Arbeitsplatz zuvor auf jeden Fall vorbereitet werden!
Stelle dir die Materialien noch vor dem Start an deinen bevorzugten Werkplatz und sorge dafür, dass sich alle Utensilien in Reichweite befinden. Du benötigst:
- Acrylfarben, mindestens 2 Farbtöne deiner Wahl (je flüssiger die Farbe, desto besser)
- Keilrahmen in beliebiger Größe
- Pouring Medium, um den gewünschten Effekt zu erzielen
- Plastikbecher zum Anrühren der unterschiedlichen Farben
- Holzstäbchen zum Umrühren der Farben
- Einmalhandschuhe
- Plastikfolie, Müllbeutel oder Plastikwanne als Arbeitsunterlage
Das Pouring Medium
Um die faszinierenden Effekte der Fließtechnik zu erreichen, wird ein sogenanntes Pouring Medium benötigt. Dieses Mittel sorgt dafür, dass die Farben gut fließen, die richtige Konsistenz erreichen und die Farbtiefe erhalten bleibt. Werden die Acrylfarben lediglich mit Wasser verdünnt, verdünnt man auch die Farbpigmente, woraufhin die ursprüngliche Brillanz verloren geht. Außerdem würde sich die Haftung auf der Leinwand verschlechtern und nach dem Trocknen Risse auftreten.
Durch das Pouring Medium werden die Farben allerdings dünnflüssiger und fließen gleichmäßiger über den Keilrahmen. So ist es wesentlich leichter, den Farbfluss zu kontrollieren und oberflächliche Risse zu vermeiden. Das Pouring Medium spielt also eine wesentliche Rolle und macht die Maltechnik im Endeffekt zu dem, was sie ist!
Das Mischverhältnis
Erhältlich sind sowohl speziell für die Maltechnik entwickelte Produkte, als auch Mittel aus dem Baumarkt. Je nach Verpackungsanweisung wird das Medium in einem gewissen Verhältnis mit den Acrylfarben gemischt, zumeist beträgt es 1:1.
Das Finden der richtigen Mischverhältnisse mag zunächst kompliziert wirken - schlussendlich hilft es jedoch, sich an der Konsistenz von geschmolzener Schokolade zu orientieren. Die Farb-Medium-Mischung sollte dünnflüssig sein, gut fließen und feine Fäden ziehen, wenn sie vom Holzstäbchen tropft.
Und so geht’s: Step-by-Step Anleitung
Vorbereitung
- Sauberkeit: Um das vorhin erwähnte Chaos zu vermeiden, muss der Arbeitsplatz vorbereitet und abgesichert werden. Arbeitest du auf einem Tisch, kannst du die gesamte Fläche mit Folie oder aufgeschnittenen Müllsäcken abkleben oder dir eine Plastikwanne als Unterlage hernehmen. Alternativ kann auch ein großer Plastikdeckel mit etwas Tiefe verwendet werden. Achte hierbei unbedingt auf die Größe deines Keilrahmens!
- Materialien: Bringe anschließend die Acrylfarben, Plastikbecher, Holzstäbchen, Keilrahmen und Pouring Medium an den Werkplatz.
- Mischen: Ziehe jetzt die Handschuhe an. Pro Farbe benötigst du einen Plastikbecher, um sie mit dem Medium zu vermischen. Verwende dazu die Holzstäbchen und achte auf das angegebene Mischverhältnis.
Pouring Techniken
Sind alle Schritte der Vorbereitung erledigt, kannst du mit dem Pouring beginnen! Starte gleich drauflos und probiere nach Belieben aus, welche Effekte dir am besten gefallen und wie du diese erreichen kannst. Leere, schüttle oder kippe die mit dem Pouring Medium gemischten Farben dazu ineinander und bewege den Keilrahmen in alle Richtungen. Beobachte, wie sich die Töne mischen und dein Kunstwerk entsteht! Achte beim Bewegen des Keilrahmens darauf, dass die tropfenden Farben auf deiner Unterlage sowie deinen Handschuhen landen.
Als Anhaltspunkt kannst du dir die gängigsten Techniken zur Hilfe nehmen:
- Puddle Pour: Hierbei wird die erste Farbe aus dem Becher auf den Keilrahmen gegossen. Die zweite Farbe wird anschließend direkt in die erste hineingeleert und die dritte wiederum in die zweite. Sind alle gewünschten Farben nun auf dem Keilrahmen, wird dieser seitlich bewegt, sodass sie sich verteilen. Je nachdem, an welchen Stellen du die Farben ineinander kippst, entstehen verschiedene Effekte.
- Flip Cup: Ein anderer Ansatz wird bei der Flip Cup Technik verfolgt. Dabei werden nämlich alle Acrylfarben in einen Becher gegossen und nur leicht verrührt. Anschließend stülpe den Becher auf die Leinwand und hebe ihn vorsichtig hoch. Am besten ist es, die Leinwand auf den Becher zu stellen und das Ganze um 180 Grad zu drehen. Haben sich die Farben auf dem Keilrahmen ausgebreitet, kannst du diesen wieder beliebig bewegen und beobachten, wie sich das Farbspiel entwickelt.
- Dirty Pour: Ähnlich wie bei der Flip Cup Technik werden auch hier alle Farben zusammen in einen Becher geleert und ein wenig durchgerührt. Danach wird die Mischung aus dem Becher auf die Leinwand gegossen. Durch die Art und Weise, wie du den Becher bewegst und den Keilrahmen kippst, schaffst du diverse Werke, die trotz ähnlicher Vorgehensweise gänzlich unterschiedlich ausfallen.
Sollte dich nichts davon ansprechen, probiere einfach ein bisschen aus - irgendwann wirst du eine Methode finden, die zu dir passt!
Trocknen
Hast du nun dein Kunstwerk vollendet, wird es zum Trocknen aufgestellt. Verwende dazu die Becher, die zum Anrühren der Farben genutzt wurden: Nimm vier gleich hohe Becher, drehe sie um und platziere sie auf deiner Unterlage – es entsteht ein kleines „Podest“ aus Bechern. Der Keilrahmen wird dann auf den Bechern platziert, sodass er keinen direkten Kontakt mit einer Fläche hat und die Acrylfarben seitlich abtropfen können. Rechne nun mit einer Trocknungsdauer von 24 bis 48 Stunden. Dadurch können die dick aufgetragenen Farben vollständig trocknen und das abstrakte Farbspiel ist gesichert!
Versiegeln
Wenn dein Kunstwerk erst einmal getrocknet ist, kannst du es mit Acryl-Firnis versiegeln: So werden die strahlenden Farben vor äußeren Einwirkungen geschützt und das Bild erhält eine edle Optik. Das fertige Werk kannst du nun in deinen vier Wänden ausstellen oder einer lieben Person schenken.
Unendliche Möglichkeiten
Beim Acrylic Pouring gibt es kaum feste Regeln, an die man sich halten muss. Die Welt steht dir offen: Versuche bekannte Techniken oder finde deine eigene; vermische Farben und lerne über bisher unbekannte Kombinationen, sei kreativ und tobe dich aus! Besonders spaßig sind übrigens entspannte Mal-Abende im Freundeskreis. So könnt ihr gemeinsam Kunst schaffen, dabei gemütlich plaudern, lachen und tolle Erinnerungen sammeln!
Zur Autorin
Kulinarik, Reisen, Film & Musik, Psychologie und kreative Hobbys - nur eine kleine Auswahl an Dingen, die Passion Author Helene Schweinberger aus Niederösterreich zu ihren vielfältigen und informativen Textbeiträgen für www.weekend.at inspirieren.