Direkt zum Inhalt
Bergpanorama mit einsamen Wanderer auf einem Alpinpfad
Der Luchstrail in den nördlichen Kalkalpen: Aufbruch zu atemberaubendem Ausblicken
Der Luchstrail in den nördlichen Kalkalpen: Aufbruch zu atemberaubendem Ausblicken
Stefan Leitner/TV Gesaeuse

Weitwandern: Tipps für Einsteiger

26.03.2025 um 14:06, Rudolf Grüner
3 min read
Leichter Rucksack, mentales Rüstzeug, richtige Regeneration: Ein Bergliebhaber hat uns wegweisende Ratschläge mitgegeben, wie Weitwandern gelingen kann.

Inhalt

Naturerlebnis, körperliche Herausforderung und mentale Entschleunigung: Wer zum Weitwandern aufbricht, erlebt Höhen und Tiefen – und das nicht nur buchstäblich. Doch wie bereitet man sich auf die Tour in XXL richtig vor?

Respekt vor der Natur

Günter Mussnig, seines Zeichens ausgebildeter Diplomgeograf und ausgesprochener Bergfreund, rät, mit dem Naheliegendsten zu beginnen: dem Wandern! Wichtig sei die entsprechende „Grundlagenausdauer, also eine moderate Belastung über einen langen Zeitraum”. Zum Start „sechs Gehstunden und zumindest 800 Höhenmeter – rauf und runter”. Wenn das ohne Mühe gelinge, stehe dem Vergnügen nichts im Wege. Doch dabei nicht die Bodenhaftung verlieren, denn: Die Natur ist und bleibt unberechenbar. Mussnig: „Es ist nicht immer schönes Wetter und vielleicht fehlt auch einmal ein Schild für die Orientierung.” Da hilft es sehr, auch bei stundenlangem Regen die Route genau im Kopf zu haben.

Wanderer Günter Mussnig im gelben Parker vor einer Bergkulisse
Berg- und Weitwanderprofi Günter Mussnig von den Trail Angels

Mein Tipp: Geh einfach zwei Tageswanderungen hintereinander. Die Länge der beiden Tagesetappen sollte sich nach der längsten Etappe deines geplanten Weitwanderweges richten.

Wanderfan Günter Mussnig

Mit Maß zum Ziel

„Der größte Fehler ist, weiterzugehen, als es Erfahrung, Können oder die Verhältnisse zulassen”, mahnt der Profi. „Checke unterwegs immer, ob du noch im Zeitplan bist." Für den Notfall sollte man laut Mussnig auch immer einen Plan B im Rucksack haben: am besten zurückgehen oder die Etappe gar nicht erst in Angriff nehmen. 

einsamer Wanderer in trockener Graslandschaft eines Hochplateaus
Unberührte Wildnis am Balkan: der 300 Kilometer lange High Scardus Trail durch den Kosovo, Albanien und Nordmazedonien.

Ausrüstung

Für ein sicheres Fortkommen sind energiereiche, leichte Marschkost (Nüsse oder Trockenfrüchte) und stabile, eingelaufene Wanderschuhe ein weiteres Muss. Kombiniert mit passenden, nahtlosen Wandersocken. Kleidung nach dem Zwiebelschichtprinzip, atmungsaktive Funktionswäsche, eine wärmende Schicht und eine wind- und wasserdichte Jacke sorgen für optimalen Schutz. Wer im Freien übernachtet, sollte auf einen leichten, aber warmen Schlafsack sowie eine bequeme Isomatte setzen. Ins leichte Marschgepäck gehören auch Navigationshilfen wie Karten, Kompass, GPS oder Wander-Apps mit Offlinekarten, die die Orientierung erleichtern. Auch eine Stirnlampe, ein Erste-Hilfe-Set und eine Sicherheitspfeife dürfen nicht fehlen.

Die Grenze setzt eigentlich nur dein Körper. Wenn er sagt, es reicht, dann sollte man auf ihn hören. Das kann nach drei Tagen sein oder auch erst nach 100 Tagen.

Günter Mussnig, Guru der „Trail Angels“
breiter Wanderpfad entlang einer Schlucht im Himalaya
Great Himalaya-Trail: 2.600 Kilometer von Ost nach West über das Dach der Welt.

Klassische Routen, neue Ziele

Die beliebtesten Routen verlaufen wenig überraschend in den Alpen. Aber auch der Westbalkan mausert sich zur aufstrebenden Weitwanderdestination. Beliebt sind etwa die „Peaks of the Balkans” oder der „High Scardus Trail”. Auch die Weitwanderwege in den Mittelgebirgen Deutschlands – Stichwort: Rothaarsteig – locken Naturfreunde an. In den USA sind Hikers am „Pacific Ocean Trail” und „Appalachian Trail” unterwegs.  Als ganz großes Kaliber in Asien gilt der weltberühmte „Great Himalaya Trail”. Der Profi: „Weitwandern gelingt fast überall!”

Wandersteig im sommerlichen Laubwald
Von Georgia bis Maine: am 3.500 Kilometer langen Appalachian Trail durch den Osten der USA.

Vorbereitung in vier Schritten

1. Profi-Begleitung

Die erste Weitwanderung sollte in jedem Fall von einem spezialisierten Reiseveranstalter organisiert werden. So können sich Anfänger ganz auf den Weg konzentrieren. Im Notfall wird schnell Unterstützung geleistet.

2. Tempo drosseln

Gehzeitangaben von fünf Stunden wirken im Zuge der Planung nicht lange, laufen aber in Realität auf ein tagesfüllendes Programm hinaus: Mit Pausen und dem vielleicht einen oder Umweg sammeln sich leicht sieben Stunden an. Drosselt man (völlig legitim) das Tempo, sind schnell acht Stunden erreicht.  Deshalb wäre es ratsam, moderat ins eigene Bewegungsabenteuer einzusteigen. Auch technischer Übermut ist ein falscher Wegbegleiter: Die erste „Tour de force“ sollte maximal auf roten, das heißt moderaten Bergwegen erfolgen.

3. Gepäckservice buchen

Wer viele Kilometer machen will, braucht nicht zum Lastesel zu mutieren. Für alle Greenhorns empfiehlt sich die Buchung eines Gepäckservices. Der kleine Luxus erlaubt, mit leichtem Tagesgepäck wandern zu gehen, während der Rest vom Hab und Gut schon in der nächsten Unterkunft wartet. Vorteil: Auf dem Weg lernt man Schritt für Schritt – und Tag für Tag –, Wesentliches vom Unwesentlichen zu trennen. So wird der eigene Rucksack mit der Zeit garantiert immer leichter.

4. Pausen machen

Körper – und Beine! – schonen: Schon bei der Planung mindestens alle vier Tage einen Ruhetag einbauen. Wer nicht stillhalten will, sollte sich unterwegs aber maximal mit einer kurzen, einfachen Tagestour zufriedengeben.

more