Das Gesäuse: die besten Wandertouren
Die Berglandschaft, welche mein Herz jedes Mal höherschlagen lässt, nennt sich Nationalpark Gesäuse oder das „Xeis“ und liegt in der Steiermark. Schon alleine die Fahrt nach Johnsbach oder Gstatterboden, als Ausgangspunkte von ganz besonderen Wander- und Klettertouren, ist ein Abenteuer für sich. Dabei wird einem erst bewusst, welch einzigartiger Gegend man sich nähert. Die Enns, die sich neben der Straße in schönen Kurven vorbeischlängelt, die steilen Wände, die emporragen und die herannahenden Gipfelausblicke sind nur ein paar nennenswerte Dinge, welche die Vorfreude auf die bevorstehenden Wandertouren im Gesäuse befeuern. Geografisch gesehen liegen die Gesäuse-Berge und ihre vielfältige Landschaft inmitten von Fels und Wasser als ein Teil der Ennstaler Alpen zwischen Admont und Hieflau (Steiermark).
Mehrtägige Wandertour im Gesäuse
In meinem persönlichen Jahresplan wird seit mehr als sechs Jahren jährlich mindestens eine mehrtägige Wandertour im Gesäuse eingeplant, jedes Jahr mit anderen Hüttenoptionen und Tourenmöglichkeiten. Auch im Jahr 2023 war es im Juni endlich wieder so weit. Schon beim Aussteigen aus dem Bus und nach dem ersten tiefen Luftzug war es mir wieder bewusst, endlich bin ich wieder dort, wo mein Bergsteigerherz hingehört. Dieses warme Gefühl des „Angekommenseins“ durchströmte mich ganz langsam von Kopf bis Fuß.
Tamischbachturm-Aufstieg
Auf dem diesjährigen Plan standen der Tamischbachturm mit der Ennstalerhütte und dem Ausgangspunkt in Gstatterboden sowie die Gschengscharte mit einer Übernachtung in der Haindlkarhütte, wobei man bei der zweiten Tour beim Weidendom in der Nähe von Johnsbach die Wanderung startet. Beide Hütten liegen inmitten des Gesäuses. Doch das Landschaftsbild im Aufstieg variierte an beiden Tagen sehr stark. Im Aufstieg zum Tamischbachturm sah man grüne Wiesen, weidende Kühe und märchenhafte Wälder mit kleinen Quellen. Auf der Ennstalerhütte gab es beim Abendessen oder Frühstück den Ausblick in die umliegenden Bergwelten inklusive.
Gsengscharten-Aufstieg
Der Gsengscharten-Aufstieg zeigte eine ganz andere und genauso faszinierende Facette vom Gesäuse. Zwischen schroffen Felsen inmitten eines schottrigen Geländes und den Latschen war es schon möglich, die eine oder andere Gämse auf Futtersuche zu entdecken. Von der Haindlkarhütte konnte man die Nordwände der Hochtorgruppe, welche unterschiedliche Kletterrouten und den beliebten „Peternpfad“ für den Aufstieg bereithalten, emporragen sehen.
Lieblingstour und gemütliche Hüttenabende
Letztes Jahr durfte ich beim Durchwandern des Gesäuses, einem absoluten Tourentipp-Herzstück folgen, und zwar wanderte ich vom Bergsteigerdorf Johnsbach (Gasthaus Kölbwirt) über sanfte Almen, wie die Ebneralm sowie die Foitlbaueralm, urige Steige und feine Hüttenpausen auf die Gsuchmauer über den Stadelfeldsattel. Dann ging es weiter zum Stadelfeldschneid, bis vor einem in voller Pracht das Hochtor mit seinen 2.369 Metern an Höhe thronte.
Von diesem Aussichtsgipfel konnte man die Hesshütte, bei dem die Nächtigung geplant war, sehr gut einsehen und der Weg zu dieser war von kleinen bis großen Steinmännchen als Wegmarkierung gesäumt. Die Hesshütte mit seiner gemütlichen und großen Stube kann als Ausgangspunkt für unterschiedliche Wanderrouten genutzt werden. Von dort aus gelangt man zum Hochzinödl, zur Planspitze und auch zum Hochtor. Die Tour zum höchsten Gipfel der Ennstaler Alpen (Hochtor) hat auf meiner aktuellen Planung ganz oben Platz gefunden; genauso wie der Wasserfallweg, welcher einer der Anstiege zur Hesshütte darstellt.
Wandertouren von Hütte zu Hütte
Auch eine Hüttenrunde ist bei dem großen Wanderwegenetz und den vielzähligen Schutzhütten im Gebiet der steirischen Gesäuse-Berge sehr gut durchführbar. Und zwar mithilfe des Gesäuse-Taxis, um so die verschiedenen Berggruppen innerhalb von ein paar Tagen näher kennenzulernen. Zu den oben schon genannten Hütten bewandert man weiters das Rohrauerhaus, das Admonterhaus sowie die Mödlingerhütte. Falls man dann plant, im darauffolgenden Jahr wiederzukommen, gibt es am Buchstein zur Nächtigung auch noch das Buchsteinhaus, die Klinkehütte in der Reichensteingruppe, die Rottenmanner Hütte und die Grabneralm, bei der man einen beeindruckenden Panoramablick auf die Einzigartigkeit des Gesäuses erhält.
Die Wandertouren von Hütte zu Hütte sind individuell gestaltbar und laden dazu ein, das Weitwandern mit allen Sinnen zu genießen und so auch die eigene Ausdauer kennenzulernen sowie die Erfahrungen beim Bergwandern, um einige schöne Touren reicher zu machen. Diese eindrucksvolle Vielfalt an Natur, die wunderbare Gastfreundschaft in den Hütten sowie die Ruhe, die man in diesem Gebiet antrifft, sind und bleiben für mich einzigartig. Schon möglich, dass auch Ihr Bergsteigerherz nach der einen oder anderen Wandertour mit dem „Xeis“ verbunden bleibt.
Zur Autorin
Wenn Carina Fanninger nicht gerade als Coachin im Einsatz ist, verbringt sie nach Möglichkeit jede freie Minute in der Natur und den Bergen. Als erfahrene Kennerin teilt sie ihre Leidenschaft und Tipps mit den Leserinnen und Lesern von www.weekend.at.