Bräuche und Traditionen: So feiert Österreich das Osterfest
Ostern in Österreich ist geprägt von einer Vielzahl an Bräuchen und Traditionen, die von kunterbunten Ostereiern über den Genuss besonderer Osterspeisen bis hin zu beeindruckenden Osterfeuern reichen. Zusammen mit Weihnachten zählt Ostern zu den bedeutendsten Feierlichkeiten in Österreich. Doch während Weihnachten jedes Jahr am 24. Dezember gefeiert wird, richtet sich das Osterwochenende nach dem Mond. Der bewegliche Ostersonntag fällt stets auf den ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond. Um sich das Osterdatum herzuleiten, muss man also zunächst über den Frühlingsanfang informiert sein. Dieser wurde auf den 21. März festgelegt. Sollte dieser Tag auf einen Samstag mit anschließendem Vollmond fallen, wäre der früheste Ostersonntag bereits der 22. März. Der späteste Termin wurde für den 25. April festgelegt, was auf einer Sonderregel beruht. Fazit davon: Die kalendarischen Hintergründe des Osterfests sind nicht ganz unkompliziert. Viele der christlichen Traditionen haben ihre Ursprünge im Heidentum. Die Feier der Auferstehung Jesu, die zu Ostern im christlichen Glauben zelebriert wird, korreliert zeitlich mit dem heidnischen Frühlingsfest. Dieses wurde einst zur Ehre der Wiederkehr von Fruchtbarkeit und Sonne gefeiert.
Festtage rund um Ostern und ihre Bedeutung
Noch bevor der Ostersonntag den Schlussstrich unter den Osterfeiertagen zieht, stehen viele weitere Feiertage an. Den Start bildet dabei der Aschermittwoch, welcher den Beginn der 40-tägigen Fastenzeit einläutet. Einige Wochen später folgt der Palmsonntag, welcher am Sonntag vor Ostern gefeiert wird. Im Neuen Testament wird dieser Tag durch die Ankunft Jesu in Jerusalem, auf einem Esel reitend, gekennzeichnet. Mit diesem Tag beginnt auch die Karwoche. Anschließend an den Palmsonntag folgt die Feierlichkeit rund um den Gründonnerstag. Dieser Tag erinnert im Christentum an das Abendmahl, welches Jesus mit seinen zwölf Jüngern am Abend vor seinem Tod feierte. Die Bezeichnung hat jedoch wenig mit der Farbe Grün zu tun, sondern wird vom Wort „greinen" oder „grienen" abgeleitet, was mit „wehklagen“ oder „weinen“ übersetzt wird.
Der darauffolgende Freitag ist bereits der Karfreitag, an welchem um 15 Uhr die Fastenzeit endet. An diesem Tag gedenkt man im Christentum des Todes Jesu am Kreuz, während der Karsamstag den Tag der Grabesruhe benennt. Anschließend wird am Ostersonntag die Auferstehung Jesu gefeiert. Dieser Tag stellt im Christentum das zentrale Ereignis der Religion dar, denn die Auferstehung Jesu fundiert den Glauben an das Leben nach dem Tod. Doch die Festtage rund um das Osterfest enden nicht mit dem Osterwochenende: 40 Tage nach dem Osterfest wird die Rückkehr Jesu zu seinem Vater in den Himmel (Christi Himmelfahrt) gefeiert. 10 Tage darauf, also 50 Tage nach Ostern, finden zusätzlich die Feierlichkeiten rund um Pfingsten statt. Pfingsten ist auch als das Fest des Heiligen Geistes bekannt und gilt sogar als „Geburtstag der Kirche“.
Spannende Osterbräuche im ganzen Land
Die Osterzeit ist gefüllt mit vielseitigen Bräuchen und Traditionen. Von der Segnung der Osterspeisen bis hin zur Suche nach bunt bemalten Ostereiern – Groß und Klein erfreuen sich an den Ritualen der Osterzeit. All diese Bräuche und viele mehr haben in Österreich eine lange Tradition und sind seit jeher beliebt.
Palmkätzchen & Palmweihe
Schon eine Woche vor Ostern starten die ersten Rituale mit dem Palmsonntag. Bei der Segnung der Palmzweige, den sogenannten Palmbuschen, wird der Einzug Jesu nach Jerusalem verehrt. In der Geschichte ist überliefert, dass Jesus bei seinem Einzug nach Jerusalem von jubelnden Menschen mit Palmzweigen begrüßt wurde. Aus dieser Begebenheit entwickelte sich die Tradition der Palmweihe, wobei die bunt geschmückten Sträuße geweiht werden. Diese Buschen bestehen traditionell aus einer Vielzahl von Zweigen, darunter Palmkätzchen, Haselnuss, Thuje, Eibe und Stechpalme.
Die hübschen Sträußchen werden im Anschluss zu Hause in einer Vase platziert, gemeinsam mit den dottergelb blühenden Frühjahrsboten, den Forsythien. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass Palmkätzchen mittlerweile unter Naturschutz stehen, da sie eine wichtige Nahrungsquelle für Bienen sind. Anstelle selbst abgeschnittener Zweige empfiehlt es sich also, welche auf dem Bauernmarkt zu kaufen. Das Verbot des Schnitts gilt nämlich nicht für Landwirte.
Kein Ostern ohne Eier
Egal, ob in Rot, Grün oder Blau – die Ostereier leuchten in den vielfältigsten Farben. Das Färben und Dekorieren von ausgeblasenen Eiern ist eine feste Tradition der Osterzeit. Bereits im Kindergarten ist das Eierfärben und -bemalen eine lustige Aktivität, die den Kindern große Freude bereitet. Doch während bunte und kunstvoll verzierte Eier heute als Dekoration dienen, hatten sie früher einen anderen Zweck beim Färben. Ursprünglich sollten in der Fastenzeit keine Eier gegessen werden, daher wurden sie hart gekocht. Um sie von frischen Eiern zu unterscheiden, wurden sie mit natürlichen Farbstoffen aus Pflanzensäften gefärbt. Spinat oder Rote Bete waren zum Beispiel natürliche Farbstoffe.
Osternest suchen
Insbesondere für Kinder ist die Suche nach dem Osternest die lustigste Tradition. Die Nester werden mit zuckersüßen Leckereien befüllt, bevor sie gut im Garten oder in den Wohnräumen versteckt werden. Während früher auch Storch, Kuckuck oder Fuchs die Osternester versteckte, ist es heute üblicherweise der Osterhase. Doch warum ausgerechnet ein Hase für das Verstecken der Osternester verantwortlich ist, ist nicht ganz geklärt. Zumeist wird vermutet, dass die Symbolik des Hasen dahintersteckt. Die Tiere mit den langen Ohren verbildlichen die Fruchtbarkeit und den Beginn eines neuen Lebens. Diese Symbolik passt perfekt zum Fest der Auferstehung.
Festliches Osteressen
Während sich die Kinder zumeist über die gefundenen Süßigkeiten hermachen, genießen die Erwachsenen am Ostersonntag gerne eine deftige Osterjause. Je nach Region umfasst diese zum Beispiel Osterbrot, geräucherten Osterschinken, geriebenen Kren und hart gekochte Eier. In einigen Bundesländern Österreichs gehört auch die Segnung der Osterspeisen, die „Fleischweihe", zu den Traditionen der Osterzeit. Dabei werden am Karsamstag exquisite Leckereien in den Kirchen gesegnet, bevor sie zu Ostern genossen werden. Traditionell handelt es sich dabei um Zutaten wie Schinken, Eier, Kren, Brot und Salz.
Eierpecken
Beim Verspeisen der hart gekochten Ostereier findet in vielen Haushalten der traditionsreiche Wettbewerb des Eierpeckens statt. Dabei werden zwei hart gekochte Eier Spitze an Spitze gegeneinandergeschlagen. Bricht die Schale, hat man die Runde verloren. Zumeist wird der freundliche Wettkampf rund um den ganzen Tisch gespielt, mit dem Ziel, eine unversehrte Schale zu bewahren.
Ratschen
Das Ratschen gehört zu den bekanntesten Osterbräuchen Österreichs. 2015 wurde das Ratschen in der Karwoche von der UNESCO sogar als immaterielles Kulturerbe in Österreich anerkannt. Von Gründonnerstag bis Karsamstag schweigen die Kirchenglocken, da sie der Legende zufolge nach Rom geflogen sind. Stattdessen ziehen Kinder mit den hölzernen Ratschen durch die Dörfer und tragen Sprüche vor. Als Belohnung erhalten die fleißigen Ratschenkinder Ostereier, Süßigkeiten und Münzen.
Lichterlohes Osterfeuer
In der Nacht auf Ostersonntag wird in Österreich das Osterfeuer als langjährige Tradition gefeiert. Über das Jahr hinweg sammelt man Holzabfälle von Stauden und Weinreben, die dann zu einem großen Haufen verbrannt werden. In den Alpen werden sogar Holzkästen hergestellt, um die bis zu sechs Meter hohen Flammen kontrollieren zu können. Dieser Brauch soll die Auferstehung Jesu und die Bedeutung der Sonne als Zentrum des menschlichen Lebens symbolisieren. Das Osterfeuer im Frühling dient somit als Willkommensgruß an die Sonne und als Vertreibung des Winters.
Kunterbunte Ostermärkte
Neben den genannten Bräuchen sind auch die zahlreichen Ostermärkte in ganz Österreich eine bekannte Tradition. Von Wien bis Vorarlberg laden Märkte in den Wochen vor Ostern zu österlichem Kunsthandwerk ein. Hier findet man Allerlei: von aufwendig gestalteten Ostereiern über hübsche Frühlingsdekorationen bis hin zu kulinarischen Köstlichkeiten.
Besondere Osterbräuche in den Bundesländern
Neben den klassischen Traditionen, die im Großteil des Landes gefeiert werden, erfreut man sich in bestimmten Regionen weiterer Bräuche.
Burgenland
Während das Einfärben, Bemalen und Dekorieren ausgeblasener Eier im ganzen Land zu den Ostertraditionen zählt, werden im Burgenland andere Methoden zum Verzieren der Ostereier genutzt. In Stinatz im südlichen Burgenland werden scharfe Messer verwendet, um filigrane Muster in die bunt gefärbten Eier zu ritzen und sie in kleine Kunstwerke zu verwandeln – die sogenannten Stinatzer Ostereier. Die kunstvoll gestalteten Eier stellen ein kulturelles Erbe dar. Ursprünglich wurde die feine Kratztechnik nur auf rotem, violettem oder schwarzem Hintergrund angewendet und zeigte traditionelle Blumenmuster oder religiöse Symbole. Heutzutage sind die bunten Ostereier äußerst fantasievoll gestaltet und in allen Farben erhältlich. Die Stinatzer Ostereier bleiben ein einzigartiges Zeugnis der alten Handwerkskunst der Region.
Steiermark
In der Steiermark gibt es auch das Weihfeuertragen zu Ostern. Kinder bringen geweihtes Feuer von Haus zu Haus, indem sie getrocknete Baumschwämme in alten Blechdosen mit dem geweihten Feuer aus der Kirche entzünden. An einem langen Draht befestigt, wird die Dose geschwenkt, um den Rauch zu verbreiten und die Glut am Glimmen zu halten. Jedes Haus erhält als Schutz für das kommende Jahr ein Stückchen vom Schwamm. Die Kinder werden mit Süßigkeiten, Ostereiern oder Geld belohnt. In Kärnten wird dieser Brauch auch Schwammweihe genannt.
Niederösterreich
Im Mostviertel in Niederösterreich wird das Oster-Brauchtum in seiner genussvollsten Form zelebriert: mit dem Mostviertler Osterstriezel, auch bekannt als Godnküpfi. Zum Godntag rund um Ostern kommen die Taufpaten, die im Mostviertel als Godn bezeichnet werden, zu Besuch und bringen den Kindern ein flaumiges Geschenk mit. Das Godnküpfi ist ein kunstvoll geflochtener Hefeteig in Form eines Kipferls und ist im Mostviertel ein fester Bestandteil der kulinarischen Traditionen während der Osterfeiertage. Gespickt wird das süße Gebäck mit einer Münze und zusammen mit einem bunt gefärbten Osterei überreicht. Klassischerweise findet das Godnküpfi am Ostersonntag neben dem traditionellen Osterschinken seinen Platz auf dem Tisch.
Oberösterreich
In Oberösterreich wird ein kurioser Brauch namens Oarradeln (Eierradeln) zelebriert. In der Nacht von Ostersonntag auf Ostermontag werden alle Gegenstände, die Räder haben und frei herumstehen, verschleppt. Ganz egal, ob Scheibtruhe, Fahrrad, Moped oder Roller – nichts ist beim Oarradeln sicher. So ist es beispielsweise nicht ungewöhnlich, am Ostermontag sein Fahrrad am Garagendach wiederzufinden.
Salzburg
Ein einzigartiger Osterbrauch findet im Salzburger Lungau Anwendung. Das Gonesrennen in Wölting ist ein Brauch, zu dem sich junge Frauen und Männer zusammenfinden. Zunächst mag das Gonesrennen aussehen wie ein Kinderspiel, es ist jedoch ausschließlich für Erwachsene gedacht. Die jungen Erwachsenen finden sich für das Gonesrennen in Paare zusammen und stellen sich dem sogenannten Gones gegenüber. Der Gones bezeichnet im Lungau einen Gänserich und spielt bei diesem Osterbrauch die Rolle des Störenfrieds. Sein Ziel ist es, die jungen Paare auseinanderzubringen und sich eine junge Frau zu schnappen. Das Gonesrennen verspricht viel Spaß und stellt die Freude am Brauchtum in den Vordergrund.
Ostern ist eine der beliebtesten Feierlichkeiten des Landes. Nutzen Sie die Zeit, um schöne Stunden mit Ihren Liebsten zu verbringen, alte Bräuche neu zu entdecken oder eigene Ostertraditionen zu kreieren.
Zur Autorin
Kulinarik, Reisen, Film & Musik, Psychologie und kreative Hobbys - nur eine kleine Auswahl an Dingen, die Passion Author Helene Schweinberger aus Niederösterreich zu ihren vielfältigen und informativen Textbeiträgen für www.weekend.at inspirieren.