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Andalusien: Eine Burg im Sonnenschein. Die alten, braune Mauern sind noch gut erhalten. Am Fuße der Burg sind zahlreiche Olivenbäume zu sehen.
Andalusien - die Region ist reich an alten Burgen.
Andalusien - die Region ist reich an alten Burgen.
Hamedinger

Sevilla: Mit dem Mietwagen durch Andalusien

04.04.2024 um 09:05, Andreas Hamedinger
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Flamenco, Tapas und Stiere – Klischees, die Reisende mit der iberischen Halbinsel und Sevilla verbinden. Doch was erwartet Reisende in Andalusien wirklich?

Waren das noch Zeiten, als man, ausgestattet mit Rucksack und viel Enthusiasmus, mit dem Zug aus Österreich nach Spanien reiste, um die Welt auf eigene Faust zu entdecken. 30 Jahre später hat man das Interrailabenteuer zwar nicht vergessen, man ist aber froh, heute anders reisen zu können. Andalusien mit dem Mietauto, das hat schon was. Das merke ich und meine Freundin schon nach wenigen Kilometern auf Spaniens Straßen: Olivenhaine, tausende Orangenbäume, verlassene Storchnester begrüßen uns, als wir die Grenze von Portugal überqueren. Ja, ich gestehe, gelandet sind wir in Portugal, um die Algarve am Weg nach Andalusien zu besuchen. Aber das wäre eine eigene Geschichte, die es wert ist, in einem anderen Bericht erzählt zu werden.

Die Klimaanlage arbeitet einwandfrei

Meine Freundin hat den Mietwagen gut im Griff, gut so, denn am ersten Tag unseres Spanienaufenthalts geht es nach Sevilla. Und wer in einer spanischen Großstadt mit dem Auto fährt, der weiß sich zu behaupten. Ein Moped von links, eine Pferdekutsche von rechts, ein LKW mit niederländischem Kennzeichen, der mitten auf der Straße parkt – nichts für schwache Nerven. Wenigstens arbeitet die Klimaanlage einwandfrei, unvorstellbar würde sie bei 40 Grad im Schatten ihren Geist aufgeben. Angenehm kühl ist es auch im gebuchten Hotel. Noch wichtiger, der Parkplatz in der hauseigenen Garage.  Hier wird „Hombre“, meine Freundin hat unseren Begleiter einfach einen landestypischen Namen geben müssen, die nächsten Stunden gut geschützt verbringen. Und während „Hombre“ sich im Schatten ausruhen darf, steht für uns ein ausgedehnter Spaziergang durch die andalusische Hauptstadt am Programm. Sevilla, wir sind bereit, dich zu entdecken.

in Mann mit Glatze und kurzen, blauen Hausen steht vor einem Seit und kurzer Hose in der Kathedrale von Sevilla. Zu sehen ist Jesus, der sein Kreuz trägt und ein mit Gold verzierter Altarraum.
Einer der zahlreichen - mit viel Gold verzierter - Seitenaltare der Kathedrale von Sevilla.

Die Kathedrale von Sevilla

12 Uhr. Pünktlichkeit ist gefragt, wenn man die Kathedrale von Sevilla besuchen will. Denn wer ein Ticket online gebucht hat, sollte seinen Termin einhalten. Wir waren so schlau, den Eintritt schon daheim zu buchen. So müssen wir uns nicht anstellen und können ohne Stress eine der bemerkenswertesten Sakralbauten Spaniens besuchen. Wow. Geld spielte hier wohl keine große Rolle. Gold an den Wänden, zahlreiche Seitengänge, Altäre, Bilder und Statuten von Heiligen. Mit einer Länge von 145 Meter und einer Breite 82 Meter gehört sie zu den größten Kathedralen der Welt. In den Jahren 1401 bis 1519 im Stil der Gotik erbaut, überstrahlt sich mit ihren fünf Kirchenschiffen wohl die meisten modernen Gebäude. Nicht entgehen lassen solle man sich bei einer Visite das Grabmal des wohl berühmtesten Entdeckers der Geschichte. Christoph Kolumbus sterbliche Überreste werden in der Kathedrale in einem reich verzierten Monument aufbewahrt. Die vier zu sehenden Sargträger verkörpern übrigens die Königreiche Kastilien, León, Aragón und Navarra.

Weitere Informationen zur Kathedrale von Sevilla findet man auf der offiziellen Website der Kathedrale

Das Grab von Christoph Kolumbus  in der Kathedrale von Sevilla: Vier Herolde stemmen das reich verzierte Grab den Entdeckers. Links: Einige Touristen fotografieren das in braunen Farben gehalten Monument.
Das Grab von Christoph Kolumbus in der Kathedrale von Sevilla.
Im der Sonne leuchten Hecken und hohe Palmen. Ein Tourist mit rotem T-Shirt fotografiert den Alcázar von Sevilla. Im Hintergrund zu sehen: Die im maurischen Stil entworfenen Mauer des Königspalastes.
Der Alcazar de Sevilla gehört zu Hauptsehenswürdigkeiten von Sevilla.

Game of Thrones lässt grüßen

Die Hitze hat unser wieder. Nach dem schattigen Besuch der Kathedrale scheinen die 40 Grad im Schatten noch heißer zu wirken. Darum schnell ein kaltes Bier in einer der zahlreichen Bars, die am Weg zur nächsten Sehenswürdigkeit Erfrischung versprechen. Das hat gutgetan und so ist man fit für den Alcazar. Im Königspalast vereinen sich Elemente, die unter maurischer Herrschaft entstanden sind mit christlichen Einflüssen aus der Zeit der Gotik. So treffen Hufeisenbogen, Stalaktitgewölbe und Mauresken etwa auf den Flügelaltar „Die Jungfrau der Seefahrer“. Einen ausgedehnten Spaziergang wert ist auf jeden Fall der Garten des Alcazar. Hohe Palmen, Wasserspiele und so manch versteckter Winkel warten auf die Besucher. Wem das Ganze bekannt vorkommt, der ist vielleicht ein Fan der Serie „Game of Thrones.“ Die Gärten des Palastes wurden nämlich als Drehort für die Wassergärten von Dorne genutzt. Heute werden hier keine gefährlichen Intrigen gesponnen, vielmehr gibt es von Touristen ausgeführte Kämpfe um das beste Foto. Meiner Freundin und mir ist die mittägliche Hitze zu viel geworden und so entschließen wir uns, den Alcazar zu verlassen. Und vor den Toren des Palastes schon eine angenehme Überraschung.

Weitere Informationen zum Alcazar de Sevilla findet man hier: ▶ Real Alcazar of Seville - Official Website and Ticket Sales (alcazarsevilla.org)

n Haaren trägt eine Sonnenbrille und ein buntes T-Shirt.
Antonio hat mich und meine Freundin Jenny sicher zum Plaza de España gebracht

Mit der Kutsche zum  Plaza De España 

Eigentlich mussten wir nicht lange überlegen. Sollen wir mit dem Taxi oder einer Kutsche zum Plaza de España fahren? Die Wahl fiel auf fast selbstverständlich auf Antonio und sein Herrchen. Ja, man kann geteilter Meinung sein, ob Pferde arbeiten sollen, ob sie in der Stadt Menschen transportieren sollen. Aber was würde passieren, wenn man nicht einen Teil seinen Urlaubsbudgets für Antonio springen lässt? Der weiße Hengst – oder ist es doch ein Wallach – scheint sich sowieso keine Gedanken zu machen. Souverän zieht er die kleine Kutsche vorbei an Autos, Motorrädern und anderen Gefährten. Brav hält er an einer Ampel. Brav? Na ja, fast hätte es einen Frühstart gegeben. Vier Minuten später eine andere Kulisse: In einem Park ist es weniger laut, weniger hektisch. Und auch die Tauben scheinen Antonio zu mögen: Keiner der Vögel schein Notiz zu nehmen von uns und der sich gemütlich fortbewegenden Kutsche. Die Zeit vergeht leider viel zu schnell und schon ist man am Plaza De España angekommen. Noch schnell ein Foto mit unserem treuen Freund und einige Streicheleinheiten. Abschied nehmen kann so verdammt schmerzhaft sein.

Der Plaza de España: Es sind keine Menschen zu sehen. Die Architektur ist beeindruckend: Säulengänge, Türme und ein Springbrunnen zeigen die imperiale Macht Spaniens.
Der Plaza de España in Sevilla beeindruckt durch seine Größe.

Flamenco versüßt uns den Abschied

Kaum haben wir Antonio verlassen, versetzt uns der Plaza De España in Erstaunen. Unglaublich, wie groß er ist. Ein Halbkreis mit einem Durchmesser von 200 Meter, eine Fläche von 50.000 Quadratmetern – davon 19.000 bebaut, ein 515 Meter langer Kanal und vier Brücken – die ehemaligen Königreiche Spanien (Kastilien, Leóen, Aragón und Navarra) repräsentieren – sollen die Umarmung der südamerikanischen Kolonien durch Spanien symbolisieren. Und um das Klischee zu perfektionieren, tanzen im Schatten noch feurige Spanierinnen Flamenco. Mit den Rhythmen ihrer Füße, Hände und den begleitenden Gitarrenklängen versüßen sie uns den Abschied aus Sevilla. Wir sind gespannt, mit welchen Dingen uns Andalusien morgen überraschen wird… Weitere Informationen zu Sevilla findet man unter Sevilla - Offizielle Tourismus-Webseite von Andalusien (andalucia.org)

Im Schatten des Plaza De España tanzen zwei Spanierinnen Flamenco. Eine der Damen trägt ein langes schwarzes Kleid mit weißen Punkten. Die andere einen schwarzen Rock und ein weißen, kurzärmeliges Hemd. Begleitet werden sie dabei von einen Gitarrenspieler (links im Bild). Rechts davon sitzen Touristen, die den Klängen lauschen.
Im Schatten des Plaza De España tanzen zwei Spanierinnen Flamenco.

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