So wird in Österreich Fasching gefeiert
Warum wird Fasching gefeiert?
Das Feiern vor der Fastenzeit ist tief in den Bräuchen der katholischen Kirche verwurzelt. Im Mittelalter war es während der langen Fastenzeit bis Ostern untersagt, Fleisch, Käse, Milch, Schmalz, Butter oder Fett zu konsumieren. Daher nutzte man die Zeit vorher, um sich noch einmal ausgiebig zu vergnügen. Zur Fastnacht wurde ausgelassen mit Musik, Tanz und üppigem Essen sowie Alkohol gefeiert.
Die Wintervertreibung, die von den alten Germanen praktiziert wurde, gilt als weiterer Grundstein der Faschingsfeiern. Am Ende der kalten Jahreszeit wurden die Wintergeister mit lautem, buntem Treiben fortgejagt – dieser Aufgabe nehmen sich auch heute noch die Perchten an. Mit schaurigen Masken, Kuhglocken und lauten Trommeln wurde versucht, den eisigen Winter zu vertreiben.
Einen weiteren historischen Anhaltspunkt der Faschingsfeste findet man im alten Rom. Hier war es Brauch, für einen Tag die Rollen zu tauschen: So wurden Diener zu Herren und Herren mussten ihre Sklaven bedienen. Sklaven durften sogar Witze erzählen und Kritik üben. Heute findet dies Ausdruck in den Büttenreden, in denen Abrechnung mit allem und jedem gehalten wird, was das vergangene Jahr gestört hat, sei es Politiker, Nachbarn oder die Gesellschaft als Ganzes.
Wann beginnt und endet die Faschingszeit?
Obwohl viele den 11. November (um 11:11 Uhr) als Beginn der Faschingszeit betrachten, beginnt die Narrenzeit streng genommen am Tag der Heiligen Drei Könige (6. Jänner) und endet üblicherweise mit Aschermittwoch. Daher variiert die Dauer des Faschings, da der Aschermittwoch vom beweglichen Osterdatum abhängt und immer der 46. Tag vor Ostern ist. Der Höhepunkt des Faschings liegt in der Woche vor Aschermittwoch. Der „schmutzige Donnerstag" markiert die Weiberfastnacht, an der traditionell Frauen das Zepter in der Hand halten. „Schmutzig" kommt in diesem Kontext von Schmalz, da fette Speisen im Fasching beliebt waren.
Im Burgenland beispielsweise feiern verheiratete Frauen diese Weiberfeste unter Ausschluss der Männer am Faschingsmontag, welcher auch als Rosenmontag bekannt ist. Dabei hat dieser Tag nichts mit prächtigen Blumen zu tun, sondern leitet sich von „rasen“ ab. Am Faschingsdienstag finden die Umzüge statt, und die Feierlichkeiten dauern bis Mitternacht. Ab Aschermittwoch endet das ausgelassene Treiben.
In Österreich haben verschiedene Regionen ihre eigenen Faschingstraditionen. Beispielsweise ist der Villacher Fasching in Kärnten für seine farbenfrohen Umzüge und traditionellen Masken bekannt, während in Tirol der „Eisbeinmontag" gefeiert wird, bei dem Schweinsbraten und deftige Gerichte im Mittelpunkt stehen.
Kulinarische Highlights im Fasching
In Österreich ist der Fasching nicht nur eine Zeit des bunten Treibens, sondern auch des kulinarischen Genusses. Die regionalen Faschingsleckereien haben sich im Laufe der Zeit zu einer süßen Tradition entwickelt, die von Jung und Alt gleichermaßen geschätzt wird. Vor allem zuckersüße Fettgebäcke erleben in dieser Zeit ihren Höhepunkt. Von Krapfen über Schneebälle bis hin zu gebackenen Mäusen – der Faschingsgenuss in Österreich kennt keine Grenzen.
Krapfen
Die süßen Germteiggebäcke sind das Faschingshighlight schlechthin. Kaum ein Faschingsdienstag geht vorbei, ohne mindestens einen flaumigen Krapfen zu verspeisen. Die runden Köstlichkeiten, gefüllt mit feinster Marillenmarmelade, findet man in so ziemlich jedem Supermarkt und in jeder Bäckerei. Backfans können ihre Fähigkeiten beim Selbermachen testen und anschließend ihre köstlichen Kreationen verschenken, mit den Liebsten teilen oder einfach selbst verspeisen.
Spagat- oder Schnürkrapfen
In einigen Teilen Österreichs erfreut man sich an einer weiteren Sorte der traditionellen Faschingskrapfen: Spagat- oder Schnürkrapfen. Dieses feine Gebäck wird über Hohlformen gebacken und in einer Zimt-Zucker-Mischung gewälzt, nachdem es in Schmalz gebadet wurde. Spagat- oder Schnürkrapfen werden gerne mit Schlagobers und Preiselbeeren serviert; ihr Geschmack entfaltet sich am besten, wenn sie noch lauwarm sind.
Polsterzipf
Diese Leckerei zählt zweifelsfrei zu den urösterreichischen Köstlichkeiten schlechthin. Die traditionelle Mehlspeise besteht aus Mürb-, Blätter-, Brand- oder Topfenteig und wird mit Marmelade gefüllt. Auch ungefüllte Varianten sind beliebte Süßspeisen, diese werden als Hasenöhrl bezeichnet. Ihre unverkennbare Form und der fabelhafte Geschmack machen die Polsterzipf zu einem wahren Klassiker der österreichischen Gebäcke.
Schneeballen
Dass für große Köstlichkeiten nur kleine Zutaten nötig sind, wird von den süßen Schneeballen bewiesen. Die simplen Backwerke sind im Osten des Landes sehr beliebte Leckereien. Das kugelige Mürbteiggebäck wird traditionellerweise mit einem sogenannten Schneeballeisen hergestellt, wodurch es seine charakteristische Optik bekommt. Nach dem Backen wird es mit Staubzucker bestreut, um den Winter-Look zu vervollständigen.
Gebackene Mäuse
Jeder Bissen in das flaumige Germteiggebäck erinnert an ein Stück Kindheit. Gebackene Mäuse zählen in einigen Teilen des Landes zu den traditionellen Süßspeisen und dürfen demnach auch im Fasching nicht fehlen. Ähnlich wie der Krapfen werden auch diese feinen Teiglinge in heißem Fett herausgebacken und ähneln anschließend kleinen Mäusen – Teig-Schwanzerl inklusive.
Punschkrapferl
Zu guter Letzt darf es etwas farbenfroher sein, denn: Fasching ohne Punschkrapferl geht gar nicht! Die Süßspeise zählt schon seit geraumer Zeit zu den österreichischen Klassikern der süßen Küche. Und das aus gutem Grund. Die rosa glasierten Würfelchen bestechen mit ihrem leichten Biskuitteig und ihrem unverkennbaren Rum-Aroma.
Die kulinarischen Traditionen des Faschings in Österreich spiegeln den festlichen Charakter der Saison wider. Die süßen Krapfen sind dabei wohl die unangefochtenen Stars, aber auch andere Süßspeisen und kreative Rezepte fügen sich nahtlos in die festliche Atmosphäre ein. Die Vielfalt der Faschingsleckereien unterstreicht die Freude am Genuss und die Lust, gemeinsam zu feiern.
Zur Autorin
Kulinarik, Reisen, Film & Musik, Psychologie und kreative Hobbys - nur eine kleine Auswahl an Dingen, die Passion Author Helene Schweinberger aus Niederösterreich zu ihren vielfältigen und informativen Textbeiträgen für www.weekend.at inspirieren.