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Die Grenzen zwischen Mutterglück und Mutterleid können fließend sein
Die Grenzen zwischen Mutterglück und Mutterleid können fließend sein
YanLev/iStock/Thinkstock

Zuerst Freude, dann Schock: Hilfe, ich bin Mutter!

14.03.2017 um 14:34, Weekend Online
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Seit die Soziologin Orna Donath 2015 mit ihrem aufwühlenden Buch "Wenn Mütter bereuen" für Aufsehen sorgte, wagen es immer mehr Frauen mit Kind zu sagen: Wenn ich noch einmal entscheiden könnte, lieber keines mehr. Was steckt dahinter?

Elisabeth hatte es schon nicht mehr geglaubt, mit Ende 30 doch noch Mutter zu werden. Nach dem Wunder, schwanger zu werden und ein neues Leben in sich heranwachsen zu fühlen, konnte es sie nicht mehr erwarten, ihr Baby in den Armen zu halten. Aber nur wenige Monate nach der Geburt ihrer Tochter ist von der Euphorie und den wohl durchdachten Plänen, wer wann was macht, und wie man sich ein Leben zu dritt organisiert, nichts mehr übrig. Ein Phänomen, das immer weiter verbreitet ist. Woran es liegt?

1) Ich will mein Leben zurück!

Mit der Geburt eines Kindes wird manchen Frauen schockartig bewusst: Das alte Leben ist vorbei. Und kommt nicht wieder. Ihnen wird jetzt bewusst, wie schön es vorher war. Tun und lassen zu können, was man will, und wann man es will. Nun heißt es, sich von lieben Gewohnheiten zu verabschieden, endgültig erwachsen zu werden. Auch wenn man sich im Grunde vielleicht noch gar nicht so fühlt. Doch ein Zurück gibt es jetzt nicht mehr.

2) Ich bin nicht mehr wichtig

Das Baby schreit, wenn es Hunger hat, nicht schlafen kann oder Beschwerden hat. Manchmal auch aus Gründen, die man nicht herausfindet. Egal. Ab jetzt heißt es: Kind zuerst. Der Rest muss warten. Ob Morgentoilette oder Körperpflege, Treffen mit Freundinnen oder eine Liebesnacht. Nur, wenn dafür gerade die Zeit reicht. Und ob dann dafür die Lust reicht, ist eine andere Frage.

3) Ich bin nicht mehr allein

Spontan kommen und gehen, wie man möchte. Einfach nur das Haus verlassen, um spazierengehen und sein Gehirn auszulüften. Die Umstellung, keinen Schritt mehr tun zu können, ohne sein Baby einzuplanen, fällt vielen schwer.

4) Volles Programm

Erledigt nach einem langen Arbeitstag? Was ist das schon verglichen mit der Betreuung eines Babys oder Kleinkindes, das rund um die Uhr betreut und versorgt werden muss. Das einen nachts wach hält, früh munter wird und untertags beschäftigt werden will. 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Egal, ob Werk- oder Feiertag.

5) Die haben ja alle keine Ahnung

Von kinderlosen Freundinnen während der Schwangerschaft noch liebevoll oder euphorisch begleitet, ereilt manche Frau nach der Schwangerschaft die ernüchternde Erkenntnis, dass man mit Baby nicht mehr jederzeit und überall willkommen ist. Menschen auf die Nerven geht, wenn man zu viel darüber spricht. Nicht jeder damit klar kommt, jetzt Rücksicht auf einen zu nehmen.

6) Mein Körper gehört nicht mehr mir

Auch wenn man sich von der Schwangerschaft im Vergleich zu anderen rascher erholt, verändert sie bei vielen nicht nur den Hormonspiegel, sondern auch das Körpergefühl. Sich wieder attraktiv und damit begehrenswert zu fühlen kann gerade in den ersten Lebensmonaten des Kindes schwierig sein, zumal das partnerschaftliche Leben in diesem Abschnitt in der Regel deutlich in den Hintergrund tritt.

7) Schon gefrühstückt? Ja, wann denn?

Zeit für die elementaren Dinge des Lebens zu haben ist gerade in den ersten Lebensjahren des Kindes eine Herausforderung. Zwischen Stillen, Wickeln, Kochen, Haushaltspflichten und Einkauf im Supermarkt bleiben weder Zeit noch Energie für eine Tasse Kaffee oder eine kleine Pause. Wenn dann andere, die es nicht besser wissen, ihren Senf dazugeben ...

8) Das habe ich mir nicht so vorgestellt

Die Bilder von glücklichen Paaren, die sich an ihrem Baby erfreuen, ausgelassenes Kinderlachen vor dem Haus oder intime Momente zwischen einer Mutter und ihrem Kind: Fotos von Glück, die vor dem geistigen Auge vieler auftauchen, wenn man an eine glückliche Familie denkt. An die kleinen und größeren Herausforderungen denkt man dabei - und vermutlich Gott sei Dank - nicht. Aber sie kommen. Und schneller als gedacht.

9) Ich kann nichts mehr planen

Alles war bereits organisiert - Kind bleibt bei Oma, damit Mama wieder einmal ihre beste Freundin auf einen Kaffee treffen kann. Es ist soweit - plötzlich Kind krank. An ein Treffen ist nun nicht mehr zu denken. Nichts wird aus einem der ohnehin nur wenigen gestohlenen Momente. Und das ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel.

10) Wie geht das bloß?

Wer um das Thema Haushalt und Selbstversorgung bisher einen Bogen gemacht wird, erlebt häufig ein böses Erwachen. Kochen können, sparsam haushalten, Ordnung halten und für geregelte Abläufe mit dem Kind sorgen - Fertigkeiten, die jetzt den Alltag deutlich erleichtern können. Ohne die alles jedoch deutlich beschwerlicher und mühsamer wird. Wie hat das bloß die eigene Mutter alles geschafft?

11) Ich habe kein Geld

Pizza da, Schuhe dort, fortgehen mit Freunden - warum nicht: Vor allem besser verdienende Frauen kennen die Freiheit, auch einmal spontanen Gelüsten nachgeben zu können. Selbst, wer ein paar eiserne Reserven hat, spürt: Damit ist es jetzt vorbei.

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