Unterricht der Zukunft: Schulklasse 2.0
Eine Schulzeit ohne Bücher: Was für viele von uns früher ein Wunschtraum war, wird für immer mehr Schüler zur Realität. Game Based Learning, Tablet-Klassen und Online-Sprechstunden sind nur einige der futuristischen Trends, die sich gerade in etlichen Schulklassen durchsetzen und erahnen lassen, was die Zukunft noch so bringt.
Alles anders
Ein Vorreiter der Branche ist Kurt Söser, Mathematik- und Sportlehrer an der HAK Steyr. Der 38-Jährige ist überzeugt, dass der Frontalunterricht längst ausgedient hat und die Kids mit moderner Technik besser, schneller und vor allem auch gerne lernen. "Ich habe schon immer mit Neuen Medien unterrichtet, da ich der Meinung bin, dass wir für unsere Kinder die besten Möglichkeiten nutzen sollten, sie beim Lernen zu untersützen. Seit 2009 arbeite ich komplett digital mit meinem stiftbasiertem Tablet-PC, sodass ich auch den Tafelanschrieb digital erledigen kann." Und das lohnt sich: Im Gegensatz zu anderen Klassen schreiben seine Schüler bessere Noten und fehlen seltener im Unterricht.
Schulbücher ade
"Natürlich bekommen wir noch Bücher, allerdings werden diese in Papierform kein einziges Mal aufgemacht", erklärt Söser. Arbeitet die Klasse mit Beispielen aus einem Buch, kommt dieses digital auf die gemeinsame Plattform OneNote. "Jede/r SchülerIn hat dort einen eigenen Bereich, der praktisch die Schul- und Hausübungshefte ersetzt", freut sich Söser. "Ich muss keine Hefte mehr einsammeln, die Ausarbeitungen synchronisieren sich automatisch auf meinem Tablet." Auch Sprechstunden werden online abgehalten: Schüler und Lehrer machen sich einen Termin aus, an dem sie von zu Hause aus in einem Gemeinschafts-Chatroom miteinander schreiben. "Durch interaktive Übungen und multimediale Inhalte (Bsp. Videos) können SchülerInnen die Mathematik auf einem ganz anderen Level betrachten", weiß Söser.
Englisch skypen
Und auch im Sprachunterricht wird die Technik genutzt: Video-Gespräche mit Native Speakern aus aller Welt gehören genauso zum Alltag wie Minecraft – ein Computerspiel, in dem die Nutzer Konstruktionen aus würfelförmigen Blöcken in einer 3D-Welt bauen können. Studien zeigen, dass bereits 75 Prozent aller Jugendlichen in ihrer Freizeit begeisterte Video- und Computerspieler sind. Warum also ihr Hobby nicht auch zum Lernen nutzen?
Gut, aber teuer
Dass das soziale Miteinander unter dem intensiven Einsatz der Technik leidet, glaubt Söser nicht: „Gerade der Umstand, dass die Kids in einer 'besonderen Klasse' sitzen, schweißt sie noch mehr zusammen.“ Warum aber gibt’s noch so viele "normale" Klassen, wenn das Konzept des Tablet-Unterrichts so gut funktioniert? "Es geht nicht nur um den Ankauf der Geräte, der alleine schon viele Schulen vor Hürden stellt", erklärt Söser. „Es geht auch um eine funktionierende IT-Infrastruktur." In der HAK Steyr handelt es sich hierbei um 1.000 Endgeräte im WLAN, 300 Stand-PCs, eine starke Internetverbindung und Serverstruktur. Aber auch die stetige Weiterbildung in Sachen Technik ist für die Lehrer eine Herausforderung.
Wenn Lehrer lernen
Söser nutzt dafür das „Microsoft Education Advisory Board“, tauscht sich mit Lehrern weltweit aus und hilft Microsoft dabei, den Ausbau der Bildungs-Software voranzutreiben: "Die neuesten Entwicklungen im Bildungsbereich liegen mir besonders am Herzen." Denn nichts ist so wichtig wie unsere Kids für die Zukunft fit zu machen.