Haustier Degu: So süß und doch so unbekannt!
Warum ausgerechnet Degus? Diese und andere Fragen stelle ich heute meiner Kollegin Patrizia und ihrem 12-jährigen Sohn Samuel, die seit zwei Jahren stolze Besitzer einer „vierschnäuzigen Degu-Familie“ sind. Die pelzigen Lieblinge namens Lucky, Smartie, Brownie und Rocco sind seither aus ihrem Heim nicht mehr wegzudenken.
Neugierige Degus
Schon beim Betreten der Wohnung fällt mir der große, fast überdimensional erscheinende Stall ins Auge, der den kleinen Nagern ein schönes Zuhause bietet. Vorsichtig nähere ich mich ihnen und beobachte, wie sie in ihrem Stall umherspringen, von der ersten in die zweite Etage sausen und immer wieder das kleine, hölzerne Laufrad mit einem „Sprint“ in Bewegung setzen. Als sie meine Anwesenheit bemerken, erstarren sie kurz, ehe sie sich vorsichtig wieder annähern und ihre Schnäuzchen neugierig durch die Gitterstäbe strecken. „Ja! Natürlich habe ich euch etwas Leckeres mitgebracht!“
Kein Obst für Degus
Stolz halte ich ihnen ein Stückchen Apfel und eine kleine Karotte entgegen. Doch „Halt“ werde ich sogleich von Samuel ermahnt. „So etwas dürfen sie doch gar nicht fressen!“ Verwundert schüttle ich den Kopf. Was kann an einem vitaminreichen Apfel und einer Karotte denn schon falsch sein? Schließlich bin ich doch selbst ein „Nagetier-Experte“, der mit Meerschweinchen, Hamstern & Co groß geworden ist.
Ich frage bei Patrizia nach, und sie erzählt mir, worauf bei einer artgerechten Haltung von Degus besonders zu achten ist, und was man sonst noch alles über diese „exotische“ Haustierrasse wissen sollte!
Woher kommen die Degus?
Degus stammen ursprünglich aus Chile in Südamerika und werden in Europa seit dem Ende des 20. Jahrhunderts auch als Haustiere in Tierhandlungen angeboten. Trotz ihrer engen Verwandtschaft mit den Meerschweinchen ähneln sie eher Mäusen und Ratten. Ihre Körperlänge misst ca. 15 cm (plus 8 - 13 cm Schwanzlänge) und ihre Fellfarben variieren von Braun über Sand bis zu Grau, Schwarz und Weiß (eher selten). Besonders niedlich sehen auch „gescheckte“ Degus aus, die in den unterschiedlichsten Farbkombinationen erhältlich sind.
Sind Degus Einzelgänger oder Herdentiere?
Degus sind Herdentiere und dürfen – im Gegensatz zu den Hamstern – niemals alleine gehalten werden. Patrizia und Samuel haben sich sogar für vier Degus entschieden. Doch warum ausgerechnet vier? Hätten zwei Degus denn nicht auch gereicht? „Jein“ antwortet Patrizia „denn zu zweit könnte ihnen schon bald langweilig werden.“ Und bei einer kleinen Streiterei wäre jeder Degu auf sich alleine gestellt und würde sich einsam fühlen. Und wie steht es mit drei? Eine ungerade Zahl wäre ebenfalls unvorteilhaft und führe dazu, dass sich meist einer ausgeschlossen fühlt, ergänzt meine Freundin. Zu viert, also in einer kleinen Gruppe, fühlen sich Degus besonders wohl. Kleine Streitereien gemäß der Rangordnung sind jedoch - wie bei allen Herdentieren - normal und stehen immer wieder mal auf dem Programm.
Wie groß sollte ein Stall für Degus sein?
Als Faustregel gilt: Umso größer, desto besser! Denn Degus benötigen ein ausreichend großes Gehege, um ihren Bewegungsdrang ausleben zu können. Als Mindeststallgröße für zwei Degus gilt 120 x 60 x 100 cm (Länge - Breite - Höhe). Außerdem sollte der Stall in mehrere Etagen unterteilt sein. Auch Einrichtungsgegenstände und Spielsachen wie beispielsweise Hölzer zum Klettern, Korkröhrchen, Äste oder auch Laufräder dürfen nicht fehlen. Ein Häuschen als Rückzugsmöglichkeit ist ebenso unverzichtbar wie ein Sandbad, das der Fellpflege dient. Aufgrund der Verletzungsgefahr ist generell auch darauf zu achten, dass die jeweiligen „Fallhöhen“ niemals mehr als 20 cm überschreiten.
Was fressen Degus?
Samuel hatte wohl recht! Karotten und Äpfel (die ich zwischenzeitlich selbst gegessen habe) sind als Futter für Degus nicht geeignet bzw. sogar schädlich! Warum? Tatsächlich sind sie für Diabetes sehr anfällig, sodass auf zuckerfreie Nahrung unbedingt zu achten ist. Auch Fruchtzucker, der beispielsweise in Äpfeln, Karotten und anderen Obst- und Gemüsesorten enthalten ist, sollte daher vermieden werden. Frische Salatblätter oder Gräser dürfen jedoch bedenkenlos in Maßen gefüttert werden. Heu sollte ausreichend im Stall vorhanden sein und mit getrockneten Blättern, Kräutern, Knabberhölzern oder Saatmischungen kann man eigentlich nicht viel falsch machen. Leider werden sogar in manchen Tierhandlungen zuckerhaltige Produkte für Degus angeboten. Bitte unbedingt darauf verzichten!
Sind Degus tag- oder nachtaktiv?
Degus sind tagaktiv. Diese Tatsache dürfte wohl auch für Patrizia und Samuel bei der Kaufentscheidung eine Rolle gespielt haben, denn schließlich möchten sie sich insbesondere tagsüber an ihren Lieblingen erfreuen.
Für wen sind Degus geeignet?
Degus sind für Kinder frühestens ab einem Alter von 10 Jahren geeignet. Denn sie sind keine Streicheltiere. Doch mit viel Zuwendung können sie durchaus etwas handzahm werden. Generell sollte der Kauf eines Haustieres gut überlegt sein, denn neben Verantwortung ist auch jede Menge Zeit mit verbundener Arbeit vonnöten. Selbst mit unvorhersehbaren Tierarztbesuchen muss ab und zu gerechnet werden. Die Liebe zu den Degus haben Patrizia und Samuel in einem Tierfachgeschäft entdeckt, als sie zum ersten Mal Bekanntschaft mit den Nagern machten. Ursprünglich hielten sie Ausschau nach Meerschweinchen, blieben jedoch vor einem Degu-Gehege stehen und konnten sich nur schwer wieder davon lösen! „Sie waren so süß und so lustig anzusehen“, erinnert sich Samuel zurück.
Degus als „YouTube“-Stars?
Samuel erzählt mir, dass sein Brownie bereits handzahm wäre, Lucky besonders talentiert sei und sogar mit ein paar Kunststücken aufhorchen lässt, wie man auf YouTube sehen kann. Zum Abschluss lassen wir die „vier YouTube-Stars“ noch in einem abgrenzten Teil der Wohnung ein wenig laufen (Achtung: unbedingt auf eine kabelfreie Umgebung achten, sie knabbern alles an!). Blitzschnell bewegen sie sich, neugierig springen sie abwechselnd auf meinen Schoß, ab und zu schaffe ich es, sie ein wenig am Rücken zu streicheln. Samuel reicht mir Sonnenblumenkerne und Lucky frisst mir aus der Hand. Doch der kleine Degu will noch mehr, macht Männchen, tanzt auf seinen Hinterbeinen eine Runde im Kreis, während Brownie auf Samuels Schulter klettert.
Später beobachte ich, wie sie sich zu viert in ihrem Stall eng aneinander kuscheln. Ruhig, friedlich und so zufrieden sehen sie aus! Und eigentlich könnte ich ihnen wohl noch ewig dabei zusehen. Als ich mich verabschiede, verspreche ich Samuel, mir das eine oder andere Video auf seinem „Degu-Kanal“ anzusehen: "Gewiss mach ich das!" Und eines kann ich jetzt schon mit Sicherheit sagen: Meinen „Daumen hoch“ haben sie schon!
Zur Autorin
Als idealen Ausgleich zu ihrer Arbeit hat Passion Author Margit Kainz das Schreiben entdeckt. Kleine Anekdoten und Tipps sind die Spezialität der reisebegeisterten Tirolerin, die sie in ihren Beiträgen auf www.weekend.at serviert.