Was jeder Teetrinker wissen sollte
Tee ist eines der beliebtesten Heißgetränke weltweit. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt in Brasilien und der Türkei bei etwa 2,5 Kilogramm Teeblätter im Jahr. Damit konsumieren diese Länder fast doppelt so viel Tee wie die Bewohner Chinas, obwohl China als Ursprungsland des Tees gilt. Seit mehreren tausend Jahren wird dort nicht nur Tee getrunken, sondern auch eine traditionsreiche Teekultur gepflogen.
Seit wann wird Tee getrunken?
2737 v. Christus begab sich Kaiser Shen-Nong, der legendäre Urkaiser Chinas, auf einen Jagdausflug. Als er sich während einer Rast frisches Flusswasser abkochte, löste sich ein Blatt eines Teebaums und fand seinen Weg in den kaiserlichen Kochtopf. Der Monarch probierte das entstandene Teewasser und war sofort begeistert. Der Legende nach war dies die Geburtsstunde der Teezubereitung. Es sollten aber noch einige Jahrhunderte vergehen, bis sich das Heißgetränk auch unter der Bevölkerung Chinas etablierte. Über verschiedene Handelswege, wie etwa die berühmte Seidenstraße, kam der Tee Mitte des 17. Jahrhunderts auch in Europa an und machte die damals vorwiegend Kaffee trinkenden Engländer zu begeisterten Teetrinkern.
Was darf sich Tee nennen?
Tee ist per Definition ein heißes Aufgussgetränk. Aufgegossen werden Blätter, Blüten, Knospen, Rinden und auch Wurzelteile. Einige Tee-Experten beharren aber darauf, dass nur Tee aus der echten Teepflanze auch als solcher bezeichnet werden darf. Diese heißen "Camellia sinensis" und "Camellia assamica", jeweils nach ihren Ursprungsländern China und Indien benannt.
Wo wächst Camellia sinensis?
Hinter diesem botanischen Namen verbirgt sich die Pflanze, die Ursprung für fast alle - aus Teeblättern hergestellten - Tees der Welt ist. Sie wird in der Regel in Hanglagen angebaut und kann drei bis vier Meter hoch wachsen. Die spitzen, leicht gefransten grünen Blätter werden regelmäßig geerntet, sodass die Pflanze stets neue Triebe nachbildet. Erst durch die Verarbeitung der Teeblätter entsteht ein genießbares und aromatisches Produkt.
Warum ist die Verarbeitung der Teeblätter entscheidend?
Die Verarbeitung - also die Trocknung der Teeblätter, unterschiedliche Fermentierprozesse, die Lagerung und das Rollen der Blätter - entscheidet nicht nur über die Qualität, sondern auch über die Teesorte, die am Ende entsteht.
Welche Teesorten gibt es?
1. Grüner Tee
Grüner Tee ist die im am wenigsten fermentierte Sorte. Er hat einen frischen, leicht herben Geschmack und erfreut sich immer größerer Beliebtheit in Europa. Eine besondere Variante ist der Matcha-Tee, der aus gemahlenen Grünteeblättern hergestellt wird.
2. Weißer Tee
Diese Teesorte ist die am wenigsten verarbeitete. Sie reiht sich nach dem Fermentationsgrad zwischen grünem Tee und Oolong Tee ein. Für den Silbernadel-Tee, einer besonders hochwertigen Variante des weißen Tees, werden die namensgebenden Blattknospen, die einen weiß-silbrigen Flaum haben, verwendet.
3. Oolong Tee
Dieser Tee zählt zu den braunen Teesorten. In puncto Fermentation liegt er zwischen grünem und schwarzen Tee. Dieser Prozess wird früher unterbunden als bei Schwarztee, sodass die Mitte der Blätter noch grün bleibt. Gemeinsam mit dem weißen Tee zählt er zu den hochpreisigen Sorten und ist unter Teekennern hoch geschätzt.
4. Schwarztee
Schwarzer Tee wird stark fermentiert. Erst durch die Verbreitung des Tees im Königreich England und durch deren eigenen Tee-Anbau in Indien wurde diese Verarbeitungsmethode populär. Ende des 17. Jahrhunderts verdrängte diese Teesorte innerhalb kurzer Zeit den chinesischen Grüntee aus Europa.
Welche Wirkung hat Tee?
Schon die buddhistischen Mönche im alten China hatten dem Tee beruhigende und anregende Wirkung zugeschrieben. Während Riten und zeremoniellen Handlungen verwendeten sie vorwiegend grünen Tee, den sie in ihren eigenen Klostergärten anbauten. Die Zubereitung und der Genuss des Tees förderte ihre Konzentration und Meditationsfähigkeit.
Auch heute gilt Tee als gesundheitsfördernd. Diverse Studien und Forschungsgebiete befassen sich mit der mannigfaltigen Wirkungspalette. Schwarzer Tee zum Beispiel wirkt bei längerer Ziehzeit bekannterweise gegen Durchfall. Die Gerbstoffe im Tee und die Wärme beruhigen Magen und Darm. Grünem Tee hingegen werden immunstärkende, entzündungshemmende und leistungssteigernde Wirkungen nachgesagt.
Ungeachtet der Wirkung macht der Genuss einer Tasse Tee jedenfalls Freude. Die verschiedenen Aromen, der Duft und die Wärme machen ihn zu einem unvergleichlichen und vielseitigen Getränk. Auch Gotthold Ephraim Lessing, ein bekannter deutscher Dichter und Schriftsteller der Aufklärung, galt als großer Teeliebhaber und bringt zum Ausdruck, was sich auch so manch anderer denken mag:
"Ob ich morgen leben werde, weiß ich freilich nicht.
Aber daß ich, wenn ich morgen lebe,
Tee trinken werde, weiß ich gewiß."
Zur Autorin
Sie schwärmen für Asien? Dann haben Sie etwas mit Passion Author Barbara Kluibenschädl gemeinsam. Die Tirolerin hat ein Faible für asiatische Kultur und Kulinarik, von denen auch ihre Texte, mit denen sie www.weekend.at bereichert, überwiegend handeln.