Wenn Arbeit zur Sucht wird
An einem Tag länger im Büro bleiben, am anderen die Arbeit mit nach Hause nehmen oder im Feierabend die Mails checken: für viele ein normales Verhalten im Arbeitsalltag. Doch wie lange ist dies tatsächlich noch normal und ab wann wird das Arbeitspensum krankhaft?
Süchtig nach Arbeit
Der Job kann süchtig machen. Das ist ein Fakt! Dann spricht man vom Arbeitstier oder auch vom Workaholic, ein Begriff, der sich aus dem englischen „work“ für Arbeit und „alkoholic“ für Alkoholiker zusammensetzt. Für Betroffene ist ihre Arbeit wie eine Droge, von der sie nicht ablassen können. Die Beschäftigung, der Workaholics nachgehen, löst in ihnen eine Art Rauschgefühl aus und das Verhalten zerstört die eigene Gesundheit sowie das Privatleben. Die Folgeerkrankungen können Schlafmangel, Suizidgedanken, Depressionen und Angststörungen sein. Gefährdet sind vor allem Menschen in Führungspositionen wie Manager und Politiker, aber auch Ärzte, Sozialarbeiter und Lehrer verfügen über ein erhöhtes Risiko für ein Suchtpotential.
Verlauf
Richtige Workaholics sind krank und benötigen unbedingt psychotherapeutische Hilfe. Es gibt mehrere Stadien, die bei Betroffenen auftreten.
1. In der Anfangsphase nimmt die Arbeit einen immer größeren Teil des Lebens in Anspruch, der Betroffene arbeitet heimlich, vernachlässigt Familie, Freunde, private Pflichten und Interessen und denkt auch in der Freizeit an den Job.
2. Danach folgt die kritische Phase, in der die Arbeit nicht mehr vollständig bewältigt werden kann und gehortet wird. Erschöpfungssymptome machen sich bemerkbar.
3. In der chronischen Phase kommt Perfektionismus ins Spiel, es werden immer mehr Aufgaben übernommen. Schwere Depressionen, Angst- sowie Herz-Kreislauf-Störungen können auftreten.
4. Letztlich folgt die Endphase, in der krankhafte Folgeerscheinungen auftreten. Die Leistungsfähigkeit erleidet einen Knick.
Das kann man tun
Arbeit zählt zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Die meisten von uns wollen eine Arbeit im Leben. Für Workaholics ist es schwierig, ihre Sucht zu heilen: man kann ihr zum Beispiel nicht einfach aus dem Weg gehen, weil Arbeit lebensnotwendig ist. Es gilt also, einen gesunden Umgang mit der Beschäftigung zurückzuerlangen. Einige Tipps helfen, vor allem im Anfangsstadium. So sollte man die Arbeit nur in Ausnahmefällen mit nach Hause nehmen und ein Diensthandy besitzen, das man abends abschaltet. Arbeit und Privates wird so weniger vermischt. Lernen, „nein“ zu sagen, kann ebenfalls helfen. Ab und zu ein freier Tag und regelmäßiger Urlaub können entspannend wirken, ebenso Übungen wie Yoga und Meditation. Wie oben erwähnt, sollte in schwierigeren Fällen der Psychotherapeut oder Psychiater aufgesucht werden. Auch Selbsthilfegruppen können ratsam sein.