Rätsel um „Plötzlichen Kindstod“ offenbar gelöst
Es ist wohl das Schlimmste, was frischgebackenen Eltern passieren kann: Während das Baby vor wenigen Augenblicken noch selig schlief, liegt es nun leblos im Bettchen. Stirbt ein gesundes Kind völlig unerwartet, wird das „Plötzlicher Kindstod“ oder international SIDS für "sudden infant death syndrome" genannt. In Österreich sind aus dem Jahr 2020 laut Statistik Austria neun Fälle bekannt, in den 1990ern waren es jährlich noch über 150. Mediziner konnten die Zahl dank der Erkennung von Risikofaktoren und Aufklärung zwar senken, in punkto Ursache stand man allerdings vor einem Rätsel. Nun gelang australischen Forschern, die wahrscheinliche Ursache zu entschlüsseln. Untersucht wurden 67 getrocknete Blutproben von verstorbenen Kindern, die mit jenen von gesunden verglichen wurden.
Enzym offenbar für SIDS verantwortlich
Laut einer Studie der Wissenschaftler ist das Enzym Butyrylcholinesterase (BChE) Schuld am „Plötzlichen Kindstod“. Die Ergebnisse wurden in der renommierten medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ publiziert. Das Team rund um Dr. Carmel Therese Harrington im Kinderkrankenhaus Westmead in Sydney entdeckte bei SIDS-betroffenen Kindern, dass das Eynzym BChE deutlich inaktiver ist als bei lebenden Babys. BChE ist wichtig für die Kommunikation im Gehirn. Ist zu wenig vorhanden, können die Atmung im Schlaf und der automatische Aufwachmechanismus beeinflusst werden. Und der „Plötzliche Kindstod“ tritt in den allermeisten Fällen im Schlaf auf, insbesondere in den ersten Lebensmonaten.
Chance zur Früherkennung von SIDS
Werden diese Erkenntnisse durch weitere Studien bestätigt, eröffnen sich neue Möglichkeiten in der Medizin, insbesondere in punkto Prävention. Kann das Enzym als Biomarker genutzt werden, könnte man theoretisch das Risiko für einen „Plötzlichen Kindstod“ frühzeitig feststellen. Die Forscher arbeiten bereits an einem Screening-Test.