Direkt zum Inhalt
Frau kaut Kaugummi | Credit: iStock.com/Garetsworkshop
Normaler Kaugummi ist leider ein kleines Giftpaket
Normaler Kaugummi ist leider ein kleines Giftpaket
iStock.com/Garetsworkshop

Plastik in Kaugummi: Das sind die Alternativen

09.10.2023 um 09:48, Artikel von Passion-Autor: Patricia Hainz
min read
Drücke "Play" zum laden und hören
  • Lädt Sprachdatei
  • Buffering...
  • In Kürze bereit zum Abspielen
Beim Erstellen der Sprachdatei ist ein Fehler passiert
0:00 /
Herkömmliche Kaugummis sind nicht biologisch abbaubar und landen leider als Mikro-Plastik im Meer. Das sind die gesunden Alternativen.

Verbesserte Verdauung, durch Anregung der Magensaftproduktion. Frischer Atem. Stressabbau sowie Konzentrationsförderung. Gut für die Zähne und ein schneller Ersatz zum Zähneputzen, wenn nach dem Mittagessen keine Möglichkeit zur umfassenden Mundhygiene ist. Kaugummis sind einfach unverzichtbar, praktisch in der Hand- oder Hosentasche zu transportieren und wortwörtlich in aller Munde. Nur leider ist ein herkömmlicher Kaugummi ein richtiges kleines Giftpaket. Für unseren Körper und die Umwelt. Denn er besteht nicht etwa aus Kautschuk – sondern tatsächlich aus Plastik.

Plastik für frischen Atem?

Kaumasse – klingt eigentlich recht harmlos, doch dieses Wort auf der Zutatenliste ist in Wirklichkeit nichts anderes als Plastik. Aus chemischer Sicht werden Kaugummis aus dem gleichen Material wie Wasserflaschen, Plastiksackerl und -verpackungen sowie Autoreifen gemacht: erdölbasierter Kunststoff und Chemikalien wie Polyethylen und Polyvinolacetat – letzterer ist ein Mikroplastikpolymer.

Folglich sind Kaugummis auch nicht biologisch abbaubar und landen als Mikroplastik irgendwann im Meer. Zudem können sie Substanzen wie BHA und BHT enthalten, die eine störende Wirkung auf unsere Hormone haben. Aber auch beim weiteren Blick auf die Zutatenliste vergeht die Lust aufs Kauen immer mehr, denn neben der Kunststoff-Kaumasse enthalten Kaugummis noch künstliche Farbstoffe und Aromen, Stabilisatoren, Füllstoffe, Verdickungsmittel, Antioxidationsmittel, Geschmacksverstärker und vieles mehr.

Frau kaut Kaugummi | Credit: iStock.com/nyul
Kaugummis können schädlich sein

Kaugummi als Umweltsünder

Wenn Sie bedenken, dass jährlich etwa 580.000 Tonnen Kaugummi konsumiert und einfach ausgespuckt werden, was dies für die Umwelt bedeutet. Pro Quadratmeter Gehweg finden sich zwischen 30 und 80 ausgespuckte Kaugummis. Achtlos ausgespuckt sind diese klebrigen Dinger für die Stadtreinigungen ein echtes Problem. Richtig entsorgt werden Kaugummis nur mit dem Restmüll.

Schadet Kaugummi dem Körper?

Ob und in welchem Ausmaß Kaugummi dem eigenen Körper schadet, hängt von der Häufigkeit des Kauens ab und der gesamten Zutatenliste der klebrigen Masse. Gerade die eigentlich „gesünderen“ zuckerfreien Kaugummis enthalten den Zuckeraustauschstoff Sorbit, der eine abführende Wirkung hat und bei übermäßigem Verzehr Durchfall verursachen kann. Das häufig verwendete synthetische Süßungsmittel Aspartam – meist als E951 bezeichnet – hat hingegen keinen Einfluss auf den Darm, wird jedoch auch industriell hergestellt und ist daher auch reine Chemie. Zudem ist Aspartam nicht für Menschen geeignet, die an der Stoffwechselkrankheit Phenylketonurie leiden. Deshalb müssen Lebensmittel, die Aspartam enthalten, mit dem Hinweis „enthält eine Phenylalaninquelle“ versehen sein.

Eine weitere in Verruf geratene Zutat sind Weichmacher in Kaugummis – sogenannte Phthalate – die unter Verdacht stehen, gesundheitsschädlich zu sein. Hinzu kommt das Pigment Titandioxid – E171 – das für die Weißfärbung vieler Kaugummis eingesetzt wird und möglicherweise als krebserregend eingestuft werden kann. Ob Kaugummi dem Körper und der eigenen Gesundheit schadet, hängt vor allem damit zusammen, wie oft Sie ihn kauen.

Frau mit Kaugummi und Kaffee | Credit: iStock.com/frantic00
Greifen Sie zu natürlichen Kaugummis ohne Plastik

Umweltfreundliche Kaualternativen

Wenn Sie zur Zahnpflege zwischendurch oder für einen frischen Atem gerne Kaugummi kauen, greifen Sie bevorzugt zu natürlichen Kaugummis ohne Plastik, Weichmacher, Aspartam und anderen E-Nummern sowie Erdöl. Mittlerweile bieten schon einige Hersteller Kaugummis mit natürlicher Kaumasse und ohne Aromen oder Farbstoffen an.

Die Kaumasse dieser besteht beispielsweise aus Gummi arabicum – einem natürlichen Rohstoff aus Akazien-Bäumen – oder die Kaumasse wird aus Harz und Bienenwachs gewonnen. Gesüßt werden diese meist mit Xylit und/oder Stevia und auf Aromen sowie Farbstoffe wird verzichtet. Xylit-Kaugummi kann sogar mehr als den Atem erfrischen. Xylit – auch Birkenzucker genannt – ist ein Zuckeraustauschstoff, den Karies-Streptokokken nicht verdauen können, infolgedessen verhungern sie und die Entstehung von Karies wird verhindert. Zudem wird der Anteil an harmlosen, natürlich im Mund vorkommenden Bakterien erhöht – die weniger Säuren bilden – wodurch die Neutralisierung von Plaque-Säure unterstützt wird.

Zurück zum Ursprung

Manche Hersteller konzentrieren sich in der Herstellung erneut auf den Rohstoff Chicle. Dieser Rohstoff wurde zu Beginn der industriellen Produktion von Kaugummis verwendet und wird aus dem Milchsaft des Breiapfelbaums, der vor allem in Mittelamerika wächst, gewonnen. Dieser natürliche Rohstoff macht heute, wenn überhaupt, nur noch ein paar Prozent der sogenannten Kaumasse von herkömmlichen Kaugummis aus.

Umso erfreulicher, dass zunehmend wieder Chicle – auch als alleinige Kaumasse – verwendet wird. Denn diese Kaugummis sollen innerhalb weniger Wochen zu Staub zerfallen, wodurch sie zu 100 % biologisch abbaubar sind. Durch die mangelnde Klebeigenschaft kommt es auch nicht dazu, dass er Gegenstände, Kleidungsstücke oder sogar Kopfhaare verunstaltet, allerdings äußert sich dies auch in einem anderen Kaugefühl. Der Kaugummi fühlt sich anfangs etwas rau an und Blasen lassen sich damit auch nicht machen. Dafür lässt er sich nahezu unendlich lange kauen.

Kaugummis auf einem Brett | Credit: iStock.com/Snezhana Kudryavtseva
Kaugummi: Die Dosis macht das Gift

Frische ohne Kauen

Wenn Sie auf das Gefühl von frischem Atem nicht verzichten möchten, aber dafür nicht unbedingt kauen müssen, wären Bio-Minz-Pastillen eine willkommene Alternative. Diese finden sich im gut sortierten Biohandel und Drogeriemarkt sowie online. Achten Sie nur auf zuckerfreie Varianten, sonst freuen sich Ihre Kariesbakterien. Eine komplett natürliche Alternative wäre das Kauen und Lutschen von Fenchelsamen, Ingwerscheiben oder Gewürznelken. Diese sorgen nicht nur für einen frischen Atem, sondern sind auch entzündungshemmend und unterstützen das natürliche Mikrobiom Ihrer Mundhöhle.

Sie sehen: So gesund, wie die Werbung gerne behauptet, sind die meisten Kaugummis gar nicht. Insbesondere Allergiker:innen sowie Kinder sollten ganz genau hinschauen, welche Inhalts- und/oder Zusatzstoffe sowie Zuckeralternativen enthalten sind: Synthetische Süßungsmittel, Aromastoffe und Erdöl haben an sich nichts zwischen den Zähnen zu suchen. Das gute alte Zähneputzen ist und bleibt die gesündeste Methode für frischen Atem.

Zur Autorin

Alltagstaugliche Tipps, um das persönliche Wohlbefinden nachhaltig zu steigern - ein Herzensanliegen von Passion Author Patricia Hainz. Die Ernährungswissenschaftlerin, diplomierte Gesundheitstrainerin & Fastenbegleiterin teilt ihr Wissen rund um Bewegung und Ernährung mit den Leserinnen und Lesern von www.weekend.at.

more