Leber reinigen: So geht's richtig

Nach der Schlemmerzeit ist vor der Leberpflege. Viele von uns ziehen sich in der dunklen Jahreszeit in ihre persönliche „Bärenhöhle“ zurück. Verbringen die kalten Wintertage gerne mit schwerem Essen, Couchsurfing und dem einen oder anderen Schluck Alkohol. Genauso viele fühlen sich im Frühling und Sommer inspiriert und hegen den Wunsch, sich von den körperlichen Altlasten des Winters zu trennen und im wahrsten Sinne des Wortes Ballast abzuwerfen. Aber egal zu welcher Jahreszeit – ob mit dem Beginn einer neuen Jahreszeit, einer neuen Woche oder dem Beginn eines neuen Tages – eine Entgiftung der Leber ist eine Wohltat für den ganzen Körper und immer eine gute Idee.

Vielleicht kennen Sie das Gefühl von Müdigkeit und Abgeschlagenheit, obwohl Sie subjektiv gut geschlafen haben? Haben Sie ein dauerndes Völlegefühl und Blähungen, ohne etwas gegessen zu haben? Vielleicht gesellen sich dazu noch eine unerklärliche Gewichtszunahme und Hautprobleme sowie Stimmungsschwankungen und depressive Verstimmungen?

Die tiefe Verbundenheit von Wohlbefinden und Leber wird häufig und gerne vergessen. Doch genau in Ihrem rechten Oberbauch befindet sich ein wahres Superorgan, welches eine zentrale Rolle bei zahlreichen Prozessen in Ihrem Körper spielt. Die Leber ist Ihr größtes und schwerstes Organ sowie Ihre größte Drüse und eines der wichtigsten Entgiftungsorgane. Als sogenannte Hauptentgiftungszentrale verarbeitet sie alles, was Sie essen, trinken, einatmen und sogar jene Stoffe, die Sie über die Haut aufnehmen. Zudem steuert die Leber den Stoffwechsel von Fetten, Eiweißen und Kohlenhydraten und ist essenziell für die Regulierung des Stoffwechsels.

Besonders fettiges Essen, Süßigkeiten und Alkohol strapazieren das lebenswichtige Organ – und davon gibt es zu Feierlichkeiten immer gerne eine Extraportion. Dies soll nicht bedeuten, dass Sie nichts mehr genießen können und sollen, ganz im Gegenteil. Genuss gehört zum Leben dazu, doch nach Schlemmereien kann es sinnvoll sein, der Leber eine kleine Pause zu gönnen und dem Organ die Beachtung zu schenken, die es verdient.

Alkohol und Schadstoffe durch die Nahrung, aber auch durch die Umwelt werden durch die Enzyme der Leber umgewandelt, abgebaut und ausgeschieden. Doch besonders beim Alkoholkonsum können sich teilweise schädliche Abbauprodukte und Fettsäuren bilden, die das Organ zunehmend belasten – bei einem zu hohen und dauerhaften Konsum bis hin zu einer Fettleber. Aber auch Medikamente und – was viele nicht vermuten würden – Naturheilmittel sowie Nahrungsergänzungsmittel werden über die Leber verstoffwechselt. Vor allem bei einer Überdosierung können somit auch vermeintlich „nebenwirkungsfreie“ Naturheilmittel durchaus Schaden anrichten. Aber auch das bereits erwähnte schwere und vor allem süße sowie fettreiche Essen macht der Leber zu schaffen. Ein paar Tage leicht verdauliche und vor allem pflanzliche Kost hilft der Leber beim Regenerieren.

Ihre Leber kann viel und tut viel und in der Regel kann sie sich gut um sich selbst kümmern, dennoch sind auch ihr Grenzen gesetzt. Damit Ihnen keine Laus über die Leber läuft, sollten Sie dem arbeitseifrigen Organ gezielte Entspannungsphasen bieten, in denen Sie stoffwechselfordernde Stoffe von ihr fernhalten. Eine wichtige Maßnahme bei der Leberentgiftung ist die bewusste Reduktion von Fettem, Süßem und Fast Food sowie vermeidbaren Giften wie Alkohol, Nikotin oder die willkürliche Einnahme von Medikamenten – wenn immer nur unter Absprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.

Eine leberfreundliche Ernährung ist reich an Antioxidantien, Vitaminen und zudem leicht verdaulich. Dazu können Sie sich an den generellen Empfehlungen einer gesunden Ernährung orientieren: vielfältig, unverarbeitet, biologisch, heimisch und pflanzenbetont. Integrieren Sie Lebensmittel wie Brokkoli und Karfiol, Knoblauch, Grapefruit und Zitronen, grünes Blattgemüse, Äpfel und Nüsse sowie Samen in Ihre tägliche Ernährung. Diese Nahrungsmittel schmecken der Leber besonders gut, fördern die Produktion von Leber reinigenden Enzymen und bieten Schutz vor Toxinen.

Trinken Sie ausreichend Wasser, um die natürlichen Entgiftungsprozesse der Leber zu unterstützen. Auch ungesüßte Kräutertees wie Löwenzahn, Mariendistel, Schafgarbe und Grüner Tee können zusätzlich die Leberfunktion unterstützen und die Entgiftung fördern. Streben Sie eine Trinkmenge von zwei bis drei Litern am Tag an, dies unterstützt ihre Stoffwechselprozesse optimal.

Bewegung hilft nicht nur beim Abbau von Stress, sondern verbessert auch die Durchblutung, was der Leber zugutekommt und die Entgiftungsprozesse sowie den Stoffwechsel erleichtert. Zügige Spaziergänge und Nordic Walking, Gartenarbeit, Schwimmen, Tanzen, Radfahren oder Laufen gehen – die Möglichkeiten sind unendlich, um etwas Bewegung ins Leben zu bringen.

Bestimmte Kräuter können die Leberfunktion – richtig dosiert – durchaus unterstützen. Die Mariendistel ist bekannt für ihre leberschützenden Eigenschaften und ist sogar in der Lage, beschädigte Leberzellen zu reparieren. Zudem liebt Ihre Leber die Bitterseiten des Lebens – in pflanzlicher Form. Schon seit Langem kommen pflanzliche Extrakte zur ernährungsphysiologischen Unterstützung der Leber und ihres Hilfsorgans, der Gallenblase, zum Einsatz. Etabliert haben sich hierfür vor allem Extrakte aus Artischocke und Löwenzahn, welche zu einer normalen Leberfunktion beitragen sowie eine normale Gallenproduktion und somit eine normale Verdauung unterstützen.

Leberschonend wirkt außerdem das Entschleunigen und Entstressen Ihres Alltags, denn auf Dauer ist das Stresshormon Cortisol Gift für die Leber. Probieren Sie doch einmal mit einer Meditation in den Tag zu starten oder abends damit ins Bett zu fallen. Meditationen und Achtsamkeitsübungen sind essenziell im Stressmanagement.

Einfach und äußerst effektiv: der Leberwickel. Damit können Sie Ihre Leber entspannen, deren Durchblutung anregen und somit die Entgiftung unterstützen. Falten Sie dazu ein kleines Baumwollhandtuch mehrfach zusammen und tauchen es in heißes, aber nicht kochendes Wasser. Gut auswringen und im Liegen auf die Stelle unterhalb Ihres rechten Rippenbogens legen. Anschließend wickeln Sie noch ein trockenes Handtuch darüber und entspannen so 30 bis 40 Minuten. Atmen Sie dabei bewusst tief ein und aus. Lassen Sie die Wärme und Ruhe auf die Leber wirken.

Ihre Leber leistet Tag für Tag wirklich Erstaunliches – verstoffwechselt, kontrolliert, speichert, entgiftet und scheidet aus. All diese Aufgaben sind lebenswichtig. Doch obwohl der „Alltagsheld Leber“ circa das Fünffache des Gewichts des Herzens auf die Waage bringt, wird seine Rolle und Funktion häufig unterschätzt. Daher: Schenken Sie Ihrer Leber hin und wieder die Aufmerksamkeit, die sie verdient.

Alltagstaugliche Tipps, um das persönliche Wohlbefinden nachhaltig zu steigern - ein Herzensanliegen von Passion Author Patricia Hainz. Die Ernährungswissenschaftlerin, diplomierte Gesundheitstrainerin & Fastenbegleiterin teilt ihr Wissen rund um Bewegung und Ernährung mit den Leserinnen und Lesern von www.weekend.at.