Dauergefahr: So krank macht uns Lärm
In unserer modernen Welt ist es nahezu unmöglich, sich einer täglichen Lärmbeschallung zu entziehen. Insbesondere im städtischen Umfeld sind quietschende Reifen und Schienen, dröhnende Baustellen sowie Fabrikhallen oder schallende Großraumbüros beinahe omnipräsent. Die permanente Lärmbelästigung veranlasste den österreichischen Autor Stefan Rogal zu folgendem Ausspruch: „Krach vertreibt keine bösen Geister, sondern den letzten klaren Gedanken.“ Und laut einer Reihe von Gesundheitsstudien, die die Auswirkungen des Lärms auf unser Wohlbefinden beleuchtet haben, dürfte er mit dieser launigen Schlussfolgerung den Nagel präziser auf den Kopf getroffen haben, als es vielen von uns lieb ist.
Tödlich für gesunde Lebensjahre
So ist zum Beispiel sowohl die Europäische Umweltagentur als auch die Weltgesundheitsorganisation zu der Erkenntnis gelangt, dass bereits eine regelmäßige Lärmeinwirkung in einem Ausmaß von 55 Dezibel negative Auswirkungen auf die Gesundheit nach sich ziehen kann, die sich unter dem Begriff extra-aurale Lärmwirkungen zusammenfassen lassen. Dabei handelt es sich um lärmbedingte Erkrankungen, die nicht das Gehör betreffen: etwa Schlafstörungen, kognitive Leistungsschwächen oder ischämische Herzkrankheiten. Bereits 2011 ging die WHO davon aus, dass in Westeuropa jedes Jahr circa eine Million gesunde Lebensjahre dem Verkehrslärm zum Opfer fallen würden.
Akustische Ruhepausen einlegen
Die Wissenschaftler der weltweit ranghöchsten Gesundheitsbehörde sprechen sich daher für die Umsetzung eines vielschichtigen Maßnahmenkataloges aus, um verkehrsbedingte Lärmemissionen deutlich einzudämmen. Diese reichen von einem Tempolimit von 30 km/h für Innenstädte über die Verwendung lärmarmer Reifen bis hin zum Einbau lärmmindernder Fahrbahnbelege. Darüber hinaus sollten wir uns regelmäßig eine akustische Erholung in Form von Ruhepausen an ausgewiesenen Orten der Stille, wie zum Beispiel Parks, gönnen. Ferner bringen sogenannte Noise Cancelling-Kopfhörer den quälenden Alltagslärm zum Verstummen, und wirken sich zudem positiv auf die Konzentration aus. Zu den Dauerbrennern unter den Zufluchtsorten für Lärmgeplagte zählen außerdem Bibliotheken: Sie laden ihre Besucher zu einer faszinierenden Lektüre bei kaum wahrnehmbaren 35 Dezibel ein.