Schlafen wie ein Murmeltier – so klappt‘s ohne Medikamente
Stress in der Arbeit, ständige Erreichbarkeit, Pandemie, extreme Wetterumschwünge, Geldsorgen: die Gründe für schlaflose Nächte sind individuell und vielfältig. Zumindest ein Viertel der Bevölkerung in Industrieländern leidet an schlechter oder sogar sehr schlechter Schlafqualität. „Zu viele Menschen kommen schwer zur Ruhe und glauben sie könnten gerade beim Schlaf sparen, um Zeit zu gewinnen", sagt Professor Manuel Schabus, Schlafforscher an der Universität Salzburg. „Sie vergessen dabei, wie zentral der Schlaf für die Erholung des Immunsystems oder die Informationsspeicherung ist."
Gefahren von Schlaflosigkeit
Wer über längere Zeit schlecht einschläft, durchschläft oder zu früh aufwacht, hat ein erhöhtes Risiko für Herzkreislauf-Erkrankungen, Fettleibigkeit und Depressionen, greift vermehrt zu Alkohol und hat eine geringere Lebenserwartung. „Die Kosten für das Gesundheitssystem sind enorm. Am Arbeitsplatz sinkt die Produktivität und es gibt mehr Krankenstände sowie Unfälle. Dazu kommt, dass nur etwa 15 Prozent der Betroffenen ärztliche Hilfe suchen, oft aber nur Medikamente für die Akutproblematik bekommen", erläutert Schabus. Mit etwas Geduld könne aber jede Person gut schlafen lernen, ist sich der Uni-Professor sicher.
Schlaflabor für zu Hause
In klinischen Schlaflaboren wird die Schlafqualität einzelner Menschen genau unter die Lupe genommen. Viele Einrichtungen sind aber ausgelastet und haben lange Wartelisten. Aus diesem Grund haben Schabus und sein Team die App „Nukkuaa“ entworfen, mit der man den eigenen Schlaf daheim anhand der Herzaktivität analysieren kann. Das Einzige, was man braucht, ist ein Herzfrequenzsensor für Brust oder Arm, der in der Nacht getragen und mit der App verbunden wird. Die Daten werden gespeichert und der Nutzer lernt, ob zum Beispiel eher an der Schlafdauer oder an der Schlafregelmäßigkeit geschraubt werden muss. Je nach Bedarf werden Übungen und Techniken zum besseren Eins- oder Durchschlafen vorgeschlagen. Die App wurde in einer Studie getestet: Bei 50 Testpersonen verbesserte sich die Schlafqualität um 30 Prozent, die Aufwachhäufigkeit sank um 65 Prozent und die Einschlafzeit reduzierte sich um 15 Prozent.