Hörprobleme rechtzeitig erkennen: Symptome, Ursachen & Tipps
Viele scheuen die Worte "Wie bitte?" - vor allem, wenn man sie mehr als einmal hintereinander sagen müsste, um das Gegenüber im vollen Umfang zu verstehen. Die Furcht, dass der Gesprächspartner die Geduld mit einem verlieren, oder schlimmer noch, einen für begriffsstützig oder einfältig ansehen könnte, hält Menschen davon ab, nachzufragen. Mancher flüchtet sich in den Gegenangriff, indem er fast ohne Atempause spricht und niemanden mehr zu Wort kommen lässt. Andere wiederum halten sich betont zurück, um nicht in den Mittelpunkt einer Runde zu rücken.
Mögen sich Betroffene in ihrem Temperament unterscheiden: Das Ergebnis ist am Ende für alle gleich. Die Begegnung mit der Außenwelt wird zusehends ein Problem, der Alltag beschwerlich.
Symptome
Die Welt um einen herum verstummt langsam, aber stetig: Zuerst ist es vielleicht nur das Rauschen der Blätter, das man nur noch undeutlich vernimmt, dann folgen alltägliche Geräusche in den eigenen vier Wänden, die zunehmend in den Hintergrund treten. Die Geräuschkulisse verschwimmt merklich, man hört nicht zwingend "schlechter", sondern zunächst undeutlicher (Verständlichkeitsverlust). Am stärksten merkt man das in Gesprächen. Es fällt einem zusehends schwerer, Konsonanten voneinander zu unterscheiden, den anderen zu verstehen - vor allem bei Umgebungsgeräuschen. Die Welt wird leiser, man will sie besser hören, dreht Radio und Fernsehgerät lauter, zum Leidwesen jener Familienmitglieder mit normaler Hörfähigkeit (Lautstärkeverlust).
Diagnose
Gewissheit bringt der Gang zum Hals-Nasen-Ohrenarzt oder zu einem Hörakustiker. Im Rahmen präziser Tests können der Umfang des Hörverlusts diagnostiziert und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, um das Problem einzudämmen. Im Falle einer Schallleitungsschwerhörigkeit sind das äußere oder das Mittelohr betroffen. Für den Patienten fühlt sich diese an, als ob man Watte im Ohr hätte. Bei der Schallempfindungsschwerhörigkeit sind die Haarzellen im Innenohr, die die Schallwellen in elektrische Signale umwandeln, beschädigt. Jene drückt sich darin aus, dass man gut hört, aber schlecht versteht. Beide Varianten treten übrigens nicht selten kombiniert auf. Bei der Schallwahrnehmungs-Schwerhörigkeit schließlich werden die elektrischen Signale, die vom Hörnerv weitergeleitet werden, im Gehirn nicht richtig verarbeitet.
Tücken
Welche Variante es am Ende auch ist: Tückenhaft ist bei allen, dass Hörprobleme lange nahezu unerkannt bleiben oder verdrängt werden. Machen sich spürbare Einschränkungen bemerkbar, können diese nicht mehr rückgängig gemacht, sondern nur noch durch entsprechende Behandlungen bzw. Hörsysteme ausgeglichen werden.
Ursachen
Um Hörprobleme effektiv behandeln zu können, sind die Ursachen entscheidend. Sie können genetisch bedingt, die Folge von Krankheiten (Masern, Scharlach, chronischen Mittelohrentzündungen), Schlaganfällen, Medikamenteneinnahme und chronischer Lärmbelastung sein, aber auch durch Alkohol- und Nikotinkonsum forciert werden. Weiters können Verspannungen im Bereich der Halswirbel oder des Kiefers das Gehör empfindlich stören. Unentdeckte chronische Entzündungen im Körper gelten als möglicher Faktor bei der Entstehung von Tinnitus.
"Ich kann es nicht mehr hören", "Ich habe viel um die Ohren" oder im besten Fall "Ich bin ganz Ohr" - der Zusammenhang zwischen Hörfähigkeit und der seelischen Gemütsverfassung gilt im Volksmund bereits längst als anerkannt. Erwiesen ist, dass Stress nicht nur Hörprobleme auslösen (z.B. Tinnitus oder Hörsturz), sondern bestehende rasant verstärken kann. Er beeinträchtigt dabei vor allem die Übertragung der Schallwellen, bewirkt, dass Störgeräusche nicht mehr so gut gefiltert werden. Die unangenehmen Geräusche überlagern damit zunehmend das, was wir eigentlich hören möchten. Ein Teufelskreis, der häufig zu Depressionen und Demenz führt. Den Stress mit Achtsamkeitsritualen immer wieder zu durchbrechen, kann entscheidend helfen, das Hören nicht dauerhaft zu verlernen.
Maßnahmen
Der beste Weg, um sein Gehör wieder zu verfeinern, ist, die Durchblutung der Ohren und des Gehirns zu fördern. Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft gehört genauso dazu wie gezielte Atemübungen bei offenem Fenster. Bewegungslehren wie Feldenkrais, Yoga oder Meditation bewirken, dass das Gehör wieder zwischen unterschiedlichen Nuancen zu unterscheiden lernt.
Entspannungsübung
Die folgende Entspannungsübung wirkt sowohl vorbeugend als auch lindernd, wenn Sie bereits unter Hörproblemen leiden:
Setzen Sie sich im Garten oder Park auf eine Bank, schließen Sie die Augen und versuchen Sie sich auf ein bestimmtes Geräusch, das Ihnen angenehm ist, solange als möglich zu konzentrieren. Zum Beispiel das Zwitschern eines Singvogels oder das Rascheln der Blätter im Wind. Mit zunehmender Ruhe, die in Ihnen einkehrt, nimmt Ihr Gehör wieder mehr Geräusche wahr und kann sie besser voneinander unterscheiden.
Ernährung
Erfreulich ist die Erkenntnis, dass man durch bewusste Ernährung sein Gehör deutlich verbessern kann, selbst dann, wenn die Schwerhörigkeit bereits fortgeschritten ist. Laut dem Zentrum der Gesundheit konnte nachgewiesen werden, dass eine Unterversorgung an Vitamin D die Knochendichte der Gehörknöchelchen (Osteopenie) verringert und damit Hörprobleme begünstigt. Im Gegenzug konnten diese deutlich reduziert werden durch eine ausreichende Zufuhr von Magnesium, Vitamin B12, B6, C, D, E, Folsäure und Zink.
Wann brauche ich ein Hörgerät?
Bei Hörproblemen ist nichts gewonnen, wenn man das Problem verdrängt oder denkt, es sei noch nicht schlimm genug, um aktiv werden zu müssen. Im Gegenteil: Damit steigt das Risiko, dass das Gehirn früher oder später verlernt, die elektrischen Signale des Hörnervs zu übersetzen. Auch wenn sich - zumindest in einem frühen Stadium - Probleme ausgleichen lassen, gehen sie von selbst nicht mehr weg, vor allem, wenn sie die Folge chronischer Lärmbelastung oder altersbedingt sind. Bedenkt man, dass im Gehörgang auch die räumliche Orientierung und der Gleichgewichtssinn gesteuert werden, kann ein Hörsystem Leben retten.
Wie funktioniert ein Hörgerät?
Ein Hörgerät bewirkt nicht nur, dass Betroffene wieder deutlicher hören, sondern es dämpft bei Bedarf störende Nebengeräusche in Gesprächssituationen. Geräusche, die nicht mehr wahrgenommen wurden, werden hingegen wieder erlebbar. Möglich macht das ein hochtechnologisches System, das in den Mini-Apparaten steckt: Die darin verbauten Mikrofone lassen sich via Smartphone oder Fernbedienung für bestmögliche Verständigung individuell ausrichten. Der digitale Verstärker sowie der Lautsprecher sorgen für die entsprechende Weiterleitung der Schallwellen über Trommelfell, Mittelohr, Innenohr und Hörnerv zum Gehirn. Durch das verbesserte Detailhören ist auch wieder eine selbstbewusstere Orientierung in der Umwelt möglich.
Welche Arten von Hörgeräten gibt es?
Je nach Ausmaß der Schwerhörigkeit werden Hörgeräte im Ohr oder hinter dem Ohr getragen. Moderne Hörsysteme bestechen durch dezentes Design, ansprechende Farben und höchste Wirksamkeit, Stabilität und Tragekomfort. Wer sich für beidohrige Hörgeräte entscheidet, kann Geräusche noch besser lokalisieren und findet sich entsprechend besser im Alltag zurecht.
Kombination
Der Behandlungserfolg ist am Ende eine Kombination aus allem: offener Umgang mit der eigenen Schwerhörigkeit, um Missverständnisse mit seinen Mitmenschen zu vermeiden. Weniger Stress, vitaminreiche Ernährung, ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegung an der frischen Luft, ein Hörsystem, das auf die eigenen Bedürfnisse eingestellt ist. Ein Bündel an Maßnahmen, die die große Chance bergen, das eigene Leben wieder aktiv, angstfrei und uneingeschränkt gestalten zu können.