Wie werde ich meine Angst los?
Angst zählt zu den Grundgefühlen des Menschen - wie Freude, Wut und Lust und gilt dabei als wichtiger körpereigener Warnmechanismus. Dieser bringt uns dazu, unser Verhalten automatisch an die jeweilige Situation anzupassen und Gefahren aus dem Weg zu gehen. Ohne sie hätten unsere Vorfahren in der Steinzeit nicht überleben können. Daran hat sich seit damals nichts verändert, auch wenn wir nicht mehr in freier Natur überleben und unsere Nahrung jagen müssen - ein spätes Erbe der Evolution.
Amygdala - die Alarmanlage des Gehirns
Dank umfangreicher Studien an Mensch und Tier lässt sich der Ursprung der Angst genau ausmachen. Dabei spielt vor allem eine Region des Gehirns eine wichtige Rolle: die Amygdala, auch Mandelkern genannt. Als Teil des limbischen Systems ist sie bei der Verarbeitung unserer Emotionen von großer Bedeutung.
Ihre wesentliche Funktion besteht darin, Gedächtnisinhalte mit emotionalen Inhalten abzugleichen. Ist eine Situation unserer Erfahrung nach beunruhigend oder gefährlich, verändern sich die Informationen, die vom Mandelkern aus an andere Areale des Gehirns weitergeleitet werden. Darunter fallen beispielsweise verschiedenste Neurotransmitter. Die Amygdala gleicht binnen Millisekunden die jeweiligen Signale mit unserer Erinnerung ab und reagiert mit Angst, sollte sich die Bedrohung bestätigen. In gewisser Weise funktioniert die Amygdala wie eine Alarmanlage.
So reagiert der Körper auf Angst
Ganz egal, ob der Auslöser der Angst eingebildet oder real ist, zeigt unser Körper auf jeden Fall bestimmte Reaktionen, die von Mensch zu Mensch unterschiedlich stark ausfallen. Im Extremfall soll die sogenannte Kampf oder Flucht-Reaktion ("Fight or Flight") das Überleben sichern.
Zu den gängigsten körperlichen Angstreaktionen gehören:
- Erweiterte Pupillen
- Zittern und Schwindel
- Erhöhte Herzfrequenz
- Gesteigerter Muskeltonus
- Sensibleres Hör- uns Sehempfinden
- Vermehrtes Schwitzen, Kälte- oder Hitzeschauer
- In manchen Fällen Übelkeit, Erbrechen und Durchfall
- Erhöhte Aufmerksamkeit und Reaktionsgeschwindigkeit
- Schnelle, flache Atmung, in manchen Fällen sogar Atemnot
Sind weder ein Kampf noch die Flucht erforderlich, erstarrt der Körper. Die Herzfrequenz fällt ab, die Muskeln versteifen sich, und die Kontrolle der Körperfunktionen nimmt ab. Bei Tieren ist dieser Zustand, der uns als Angst- oder Schockstarre bekannt ist, deutlich sichtbarer als bei Menschen. Nichtsdestotrotz erleben auch wir diesen Zustand und können buchstäblich vor lauter Angst erstarrt sein.
Kann man Angst riechen?
Nein. Während es unbestritten ist, dass Angst "ansteckend" ist, lässt sich Angst nicht direkt riechen. In Studien und Experimenten konnte allerdings festgestellt werden, dass Angstschweiß eine unbewusste Reaktion in uns hervorruft, auch, wenn wir ihn nicht bewusst riechen können. Das liegt daran, dass sich die chemische Zusammensetzung des Schweißes ändert, sobald man Angst verspürt.
Wann ist Angst krankhaft?
Angst ist eine gesunde, völlig normale Reaktion des Körpers auf beunruhigende Situationen. Allerdings gilt sie als krankhaft, wenn sie uns dauerhaft begleitet, ohne bestimmten Grund auftritt oder die Lebensqualität beeinträchtigt. Die Ursachen für krankhafte Angst sind tiefgreifend und äußerst vielseitig. Unter anderem kann sie durch Traumata, Medikamente, Alkohol- und Drogenkonsum, Stress sowie Erkrankungen des Gehirns oder des Herzens ausgelöst werden.
So unterschiedlich wie die Ursachen sind auch die Formen krankhafter Angst. Panikstörungen, generalisierte Angststörungen, Zwangsstörungen, Hypochondrie und Phobien fallen beispielsweise unter den Begriff, um nur einige zu nennen. Natürlich ist das Ausmaß der Angstreaktion von unseren Erfahrungen und unserer Veranlagung abhängig. Manche Menschen sind eben ängstlicher als andere, fürchten sich schneller oder machen sich schneller Sorgen. Treten Angstzustände allerdings gehäuft auf, ohne dass dafür ein unmittelbarer Anlass vorliegt, und beeinträchtigen unsere Lebensqualität, ist von krankhafter Angst die Rede. Ängste dieser Art stellen ein eigenständiges Krankheitsbild dar und sollten professionell behandelt werden.
Was hilft gegen die Angst?
Wenn Sie unter Ihren Ängsten leiden und sich dadurch in Ihrem Alltag beeinträchtigt fühlen, sollten Sie sich Hilfe suchen, beispielsweise in Form einer psychotherapeutischen Therapie. So können Sie sich sicher sein, dass ausgebildete Fachleute Sie kompetent auf Ihrem Weg aus der Angst begleiten.
Mit einigen Methoden und Übungen kann man seine Angst eventuell selbst in den Griff bekommen. Dazu zählt unter anderem das Akzeptieren und Verstehen der eigenen Ängste. Es ist gar nicht so einfach, seine Gefühle zuzulassen und anzunehmen, doch ist dieser Schritt erst einmal erledigt, wird es einem leichter fallen, mit ihnen umzugehen. Atemtechniken, Progressive Muskelentspannung oder Yoga haben sich dabei bewährt. Denn, wer in der Lage ist, schwierigen Situationen gelassen zu begegnen, beweist, dass er seine Angst unter Kontrolle hat.
Eine bekannte Methode, um Ängsten entgegen zu wirken, ist die Konfrontationsmethode. Anstatt auslösende Situationen zu meiden, sucht man sie bewusst. So können Ängste nach und nach abgebaut werden. Eine enorme Herausforderung, die man nur in Etappen angehen sollte.
Auch mit einem sportlichen, gesunden Lebensstil kann man Ängsten entgegenwirken. Regelmäßige Bewegung hilft dabei, einen ausgeglichenen Schlafrhythmus zu entwickeln und Stress abzubauen, während eine ausgewogene Ernährung die erforderliche Energie liefert. Am Ende gilt: Körperliches Wohlbefinden trägt wesentlich zur mentalen Gesundheit bei und kann daher helfen, Angstzuständen vorzubeugen oder sie zumindest zu verringern.
Zur Autorin
Kulinarik, Reisen, Film & Musik, Psychologie und kreative Hobbys - nur eine kleine Auswahl an Dingen, die Passion Author Helene Schweinberger aus Niederösterreich zu ihren vielfältigen und informativen Textbeiträgen für www.weekend.at inspirieren.