Digital-Stress: Das Leiden der Teenager
In den meisten Social Media-Apps können Nutzer sehen, ob ihre Nachricht angekommen und gelesen wurde und ob jemand gerade online ist. Was für die einen praktisch ist, löst bei anderen einen sogenannten „Verfügbarkeitsstress“ aus. Mit anderen Worten: Manche Menschen – allen voran junge Teenager – haben das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen, fühlen sich dadurch gestresst und unter Druck gesetzt.
Teenies von Sozialen Medien überfordert
Insbesondere die blauen „Gelesen“-Häkchen von WhatsApp setzen Jugendliche unter Druck, ständig online verfügbar und sofort antworten zu müssen. Neben einer überwältigenden Anzahl an Nachrichten, sei es für sie außerdem schwierig, Prioritäten zu setzen. Laut einer Studie, unter der Leitung der Arizona State University, sind sogar negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von jungen Teenagern zu beobachten. Für die Untersuchung haben Fachleute neun Interviews mit 51 belgischen Schülern zwischen 13 und 16 Jahren durchgeführt.
„Gelesen & keine Antwort“ löst Frust aus
Kommt von einem guten Freunde eine Nachricht über WhatsApp oder einen anderen Messengerdienst herein, schreiben fast alle Jugendlichen sofort zurück – egal, womit sie gerade beschäftigt sind. Wurde eine Nachricht gelesen, erwarten sich alle befragten Teenies eine unmittelbare Reaktion auf ihre Botschaft. Bleibt sie aus, löst das bei den Youngsters Frustration und Angstgefühle aus. Langsam antwortende Freunde werden in Extremfällen sogar mittels einer anderen App gestalked. Laut Forscherin Joris Van Ouytsel erleben viele Heranwachsende zumindest eine Art von digitalem Stress. "Ihre Belastungen werden durch spezifische Features der sozialen Medien verstärkt. Das kann ernste Auswirkungen auf die Beziehungen mit ihren Freunden haben." Auf Funktionen wie „Online“ oder „Gelesen“ möchte die Mehrheit der befragten Teenager allerdings nicht verzichten.
Ärmere Schüler stärker süchtig nach WhatsApp & Co.
Social Media-Nutzung und digitaler Stress dürfte jüngsten Forschungen zufolge auch mit dem sozialen Milieu zusammenhängen. Jugendliche aus ärmeren und wirtschaftlich schwachen Verhältnissen neigen stärker zu einer Sucht nach Sozialen Medien als jene aus gutem Hause. In einer groß angelegten Studie, unter Mitwirkung der WHO, gaben jene aus sozio-ökonomisch benachteiligen Verhältnissen häufiger an, nach Facebook, Instagram, WhatsApp und anderen Sozialen Medien süchtig zu sein. Befragt wurden insgesamt 179.049 Mädchen und Jungen im Alter von 11, 13 und 15 Jahren anonym und aus 43 Ländern, darunter auch die meisten europäischen Staaten.