Rammstein: Mögliche Wende in Fall Lindemann
Till Lindemann, Frontmann der weltweit bekannten deutschen Metalband Rammstein, hat in letzter Zeit nicht nur wegen seiner Musik Schlagzeilen gemacht. Der Sänger steht derzeit im Zentrum von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Berlin. Untersucht werden mehrere Anschuldigungen sexuellen Fehlverhaltens und der ungewollten Verabreichung von Drogen.
Der Fall Shelby Lynn
Losgetreten hat den Fall die junge Irin Shelby Lynn. Sie hatte behauptet, bei einer After-Show-Party in Vilnius von Lindemann belästigt worden zu sein. Der Sänger habe ihr unwissentlich Drogen verabreicht. In den Tagen nach dem Konzert hat sie sich mit den Vorwürfen an die Öffentlichkeit gewandt. Geteilt hat sie zudem Fotos heftiger blauer Flecken. Zahlreiche Frauen haben mittlerweile auf Plattformen wie Twitter, Instagram und YouTube von ähnlichen Geschichten erzählt. Wie der deutsche Spiegel in einer breit angelegten Reportage berichtet, soll es sich um etliche junge Frauen handeln, die bewusst für die After-Show-Partys gecastet worden seien. Einige der Frauen seien bereit, eidesstattlich auszusagen.
PRESSEERKLÄRUNG ZU TILL LINDEMANN - Staatsanwaltschaft Vilnius stellt Ermittlungsverfahren ein Rechtsmedizinisches Gutachten in Sachen Shelby Lynn legt Unfallursache ohne Fremdeinwirkung nahe pic.twitter.com/eWO6EKmtl9— Schertz Bergmann (@schertzbergmann) June 26, 2023
Lindemann weist Vorwürfe zurück
Lindemann weist die Vorwürfe unterdessen weiterhin zurück. Die von ihm beauftragte Anwaltskanzlei geht in aller Härte gegen die Anschuldigungen vor. Bereits vor einigen Wochen hatte sie angekündigt, rechtliche Schritte gegen entsprechende Vorverurteilungen und Anschuldigungen einzuleiten.
Frauen ziehen zurück
Unter den Personen, denen eine Abmahnung von Lindemanns Anwälten ins Haus geflattert ist, befindet sich auch die YouTuberin Kayla Shyx. Sie hatte wortstark zu den Vorwürfen Stellung genommen. Einige der Videos sind online noch zu finden. Mittlerweile hat sie eine entsprechende Unterlassungserklärung unterzeichnet. Auch dem Spiegel könnte demnächst für seine Reportage Ähnliches blühen.
Anzeigen durch Dritte
Zudem gehen die Anwälte jetzt mit weiteren Punkten in die Offensive. So nimmt die Kanzlei Schertz-Bergmann von Medienanwalt Christian Schertz die Auslöser der Ermittlungen genauer unter die Lupe. Die Strafanzeigen gingen nicht auf "vermeintliche Opfer" zurück. Vielmehr hätten unbeteiligte Dritte, die über die sozialen Medien von dem Fall erfahren hätten, die Anzeigen eingebracht.
Untersuchung in Litauen eingestellt
Für die Vorwürfe von Lynn gibt es keine "objektiven Beweise". Das sei auch der Grund, weshalb die Staatsanwaltschaft in Vilnius die Untersuchungen zum vermeintlichen Vorfall am 22. Mai eingestellt hat. Damit aber nicht genug, hat die Kanzlei ein eigenes Gutachten zu den Verletzungen Lynns in Auftrag gegeben.
Gutachten zu Lynn
Das Institut für Rechtsmedizin der Uniklinik Köln hat dafür die Fotos der Hämatome der jungen Frau untersucht. "Typisch für eine Fremdeinwirkung sind die Befunde aus rechtsmedizinischer Sicht indes nicht", so Prof. Dr. Markus Rothschild in seinem Gutachten. "Zwar kann auch hier allein anhand der Verletzungsbefunde eine sexuelle Nötigung oder Vergewaltigung nicht ausgeschlossen werden. Umgekehrt fanden sich aber auch keine Hinweise auf eine sexualisierte Gewalt." Das Fazit aus dem Befund: Es handelt sich um "ein Unfallgeschehen ohne Fremdeinwirkung", und es gibt "keine Hinweise auf sexualisierte Gewalt".
Plattenlabel distanziert sich
Die Vorwürfe haben unterdessen auch Auswirkungen auf die Musikkarriere von Lindemann und seiner Band. Universal Music, die Plattenfirma von Rammstein, hat die Marketing- und Promotionaktivitäten für die Band ausgesetzt. Auf die Plattenumsätze hat sich das allerdings nicht negativ ausgewirkt. Im Gegenteil: Rammstein ist in den Charts weiter im Steigen begriffen.
Auswirkung auf Konzerte
Die in Verruf geratene Row Zero sowie private After-Show-Partys bleiben bis auf Weiteres gecancelt. Unterdessen könnte fehlendes Publikum aber zum Problem für die Band werden. Normalerweise sind die Konzerte der Erfolgsband Monate im Voraus ausverkauft. Auf Ticket-Reselling-Plattformen steigen jetzt die Kartenverkäufe. Einzelne Städte überlegen sogar ein vorübergehendes Auftrittsverbot.