Direkt zum Inhalt
Eine dekorative Laterne mit einer Mondsichel vor der Abenddämmerung.
Im Ramadan wird von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang gefastet.
Im Ramadan wird von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang gefastet.
Baramyou0708/istockphoto.com

Ramadan: Islamische Fastenzeit in Österreich

07.03.2024 um 07:55, Stefanie Hermann
min read
Der Ramadan ist der Fastenmonat im Islam. In Österreich wird er von bis zu 740.000 Muslimen begangen. Aber welche Regeln gelten für Kinder und Erwachsene?

Inhalt

Von Sonntag, 10. März bis Dienstag, 9. April 2024 begehen über eine Milliarde Muslime weltweit den Ramadan. In diesem Monat, der mit der Sichtung des Neumonds beginnt und endet, halten sich gläubige Muslime an strenge Fastenregeln von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Auch in Österreich wird der Monat von der islamischen Community begangen. Aber was heißt das für den Alltag? Und welche Regeln gelten für Schüler und Kinder? Ein Überblick.

Ramadan: Warum wird gefastet

Der Überlieferung nach wurde dem Propheten Mohamed im neunten Monat des muslimischen Mondkalenders der Koran überliefert. Jährlich gedenkt man dieser Zeit im Ramadan. Das Fasten zählt dabei zu einer der fünf Säulen des Islam. Wie auch die Fastenzeit zum christlichen Ostern dient sie der spirituellen Reinigung und Disziplin. Diese Zeit fordert von gläubigen Muslimen nicht nur Verzicht, sondern auch eine intensivere Hinwendung zu Gebeten, der Rezitation des Korans und der Almosengabe.

Fasten (Sawm)

Vom ersten Licht des Morgens bis zum Sonnenuntergang ist es verboten zu essen, zu trinken, zu rauchen oder sexuelle Beziehungen zu pflegen. Eine besondere Herausforderung ist das in den Sommermonaten, wenn die Tage heißer und vor allem auch länger sind.

Gebet und Besinnung

Neben dem Fasten wird das Gebet (Salat) intensiviert, insbesondere das Nachtgebet (Tarawih), das zusätzlich zu den fünf täglichen Pflichtgebeten verrichtet wird.

Almosen (Zakat)

Der Ramadan ist auch eine Zeit der Wohltätigkeit, in der Muslime dazu angehalten werden, Almosen zu geben und sich um Bedürftige zu kümmern. Almosen zu geben (Zakat) ist wie der "Hadsch" nach Mekka eine der fünf Säulen des Islams. Zum Ende des Ramadans wird zusätzlich der "Fitra" entrichtet.

Wer fastet?

Das strenge Fasten gilt nur für gesunde, erwachsene Muslime. Bestimmte Gruppen sind von der Fastenpflicht befreit oder können Ausnahmen in Anspruch nehmen. Dazu gehören schwangere und stillende Frauen, Menschen auf Reisen, sowie kranke und alte Menschen.

Fasten auch Kinder?

Kinder sind bis zur Pubertät vom Fasten befreit. Viele beginnen jedoch, das Fasten in sehr jungen Jahren zu üben. Dafür verzichten sie zum Beispiel auf Süßigkeiten oder fasten einen Teil des Tages. Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGÖÖ) hat für Kinder und Schüler einen eigenen Leitfaden herausgebracht. Sie empfiehlt sowohl Eltern als auch Kindern, auf den eigenen Körper zu hören.

Ramadan und das Gesetz

"Das Fasten verliert seinen Sinn, wenn es sich nicht positiv im eigenen Verhalten zeigt", hält die IGÖÖ fest. "Fastende sollten sich daher besonders vorbildlich verhalten und sich bemühen, ihren Aufgaben wie gewohnt nachzukommen, sei es im sozialen Bereich, in der Arbeit, in der Schule oder auch zu Hause."

Minarett der größten Moschee Österreichs über ihrer Kuppel.
In Österreich bricht für hunderttausende Muslime mit dem Ramadan die Fastenzeit an.

Gibt es schulfrei?

Das Islamgesetz von 2015 legt das Ramadanfest, Opferfest und Aschura als Feiertage fest. Explizites Schulfrei gibt es nicht. Für das Ramadan-Fest (heuer von Mittwoch, 10. bis Freitag, 12. April) kann aber eine Erlaubnis zum Fernbleiben vom Unterricht erteilt werden. Wichtig: Dafür sollte rechtzeitig angesucht werden.

Gibt es einen gesetzlichen Feiertag?

Auch für Erwachsene gibt es die Möglichkeit, sich freistellen zu lassen. Allerdings sind die Regeln hier etwas strenger gefasst, als bei Schulpflichtigen. Jeder Mensch darf in Österreich aus religiösen Gründen einen Feiertag nach Wahl in Anspruch nehmen, der dann dafür vom Urlaubsanspruch abgezogen wird. Einen wirklichen Vorteil bringt das also nicht. Noch dazu muss der Antrag mindestens drei Monate im Voraus gestellt werden.

Darf am Arbeitsplatz gebetet werden?

Eine der Säulen des Islams ist das tägliche fünfmalige Gebet. Eine gesetzliche Regelung zu Gebetszeiten gibt es in Österreich nicht. Prinzipiell hat aber jeder Arbeitnehmer das Recht, die Arbeitszeit kurz zu unterbrechen. Bei mehr als sechs Stunden Arbeit gibt es zusätzlich das Recht auf 30 Minuten Pause, die frei aufgeteilt in Anspruch genommen werden können. Wofür sie verwendet werden, steht jedem frei. Fixe Gebetszeiten sollten vereinbart werden. Solange sie den Arbeits- bzw. Betriebsablauf nicht stören, sind sie im Rahmen der gesetzlichen Pausendauer zu dulden.

 

Mehrere Hände greifen zu einer kleinen Schale mit getrockneten Datteln.
Erst nach dem Sonnenuntergang beginnt das Iftar, das Fastenbrechen. Traditionell wird es mit einer Dattel begangen.

Fest des Fastenbrechens: Eid al-Fitr

Der Ramadan endet mit dem Fest des Fastenbrechens, das als Eid al-Fitr oder einfach Eid bekannt ist. Dieses Fest findet direkt im Anschluss an den letzten Tag des Ramadan statt und markiert den Beginn des islamischen Monats Shawwal. Eid al-Fitr ist eines der beiden großen islamischen Feste, das andere ist Eid al-Adha, das Fest des Opfers.

Der Tag beginnt früh mit einem speziellen Gemeinschaftsgebet, das in großen Versammlungen in Moscheen, auf offenen Feldern oder in großen Hallen abgehalten wird. Vor diesem Gebet ist es üblich, dass Gläubige die Zakat al-Fitr, eine Form der Almosen, die speziell zum Eid zu entrichten ist, zahlen. Diese Almosen sollen sicherstellen, dass auch die Bedürftigen am Fest teilhaben können. Nach dem Gebet kommen Familien und Freunde zum gemeinsamen Festahl zusammen. Im Mittelpunkt stehen Süßigkeiten und Spezialitäten, die traditionell zum Eid zubereitet werden.

more