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Überreste nach dem Hochwasser in Österreich
Es finden weiterhin intensive Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser in Österreich statt.
Es finden weiterhin intensive Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser in Österreich statt.
HELMUT FOHRINGER /APA

Hochwasser: "Aufräumarbeiten werden Jahre dauern"

19.09.2024 um 14:51, Julia Klein & APA, Red
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Die niederösterreichische Landesregierung zieht Bilanz über die Schäden des Hochwassers. Die Landeshauptfrau spricht von einem langwierigen Wiederaufbau.

Nach der Flut in Ostösterreich ist am Donnerstag vielerorts weiterhin aufgeräumt und Bilanz gezogen worden. Der Wiederaufbau werde "Jahre dauern", sagte Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Die Schäden an den Straßen sind "gewaltig", erläuterte ihr Stellvertreter und Verkehrslandesrat Udo Landbauer (FPÖ). Auch die Wiener Linien zogen Resümee: Fast eine Million Liter Wasser mussten nach dem vergangenen Wochenende aus der U-Bahn abgepumpt werden.

Gewaltige Schäden

Mikl-Leitner bezeichnete einen "nationalen Schulterschluss" als notwendig. Die Aufräumarbeiten würden den damit Beschäftigten alles abverlangen. "Ein Hochwasser-Ereignis, das in dieser Dimension flächenhaft das ganze Land überflutet, hat es bisher noch nie gegeben", erklärte Niederösterreichs LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP). Dem Landesvize zufolge waren weiterhin etwa 300 Objekte evakuiert. Zehn Ortschaften bzw. Gebiete waren noch immer nicht erreichbar.

Schäden an Straßen und Infrastruktur

Intensiven Aufräumarbeiten würden schrittweise Verkehrsfreigaben folgen, sagte Verkehrslandesrat Landbauer. Der NÖ Straßendienst arbeite mit aller Kraft an der Wiederherstellung der Straßeninfrastruktur. Die Zahl der Verkehrsfreigaben gehe kontinuierlich nach oben. "Der Gesamtschaden ist derzeit nur schwer abzuschätzen", sagte Straßenbaudirektor Josef Decker. Es liefen intensive Begutachtungen, "um das genaue Ausmaß von Unterspülungen, Erdrutschen und Brückenschäden zu verifizieren".

Freiwillige Helfer unterstützen

Beim Aufräumen in Niederösterreich packten indes auch Freiwillige aus der Plattform "Team Österreich" von Rotem Kreuz und dem Radiosender Ö3 mit an. Im Bezirk Melk traten die ersten 60 Mitglieder Donnerstagfrüh ihren Dienst an, um Häuser auszuräumen. In den kommenden Tagen werden weitere Einsätze in betroffenen Gebieten folgen, hieß es in einer Aussendung.

Wiener Linien im Großeinsatz

In Wien hatte das Hochwasser so gravierende Auswirkungen auf den öffentlichen Verkehr gehabt wie kein Unwetter zuvor. Rund um das vergangene Wochenende standen insgesamt 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wiener Linien im Hochwassereinsatz, hieß es in einer Aussendung. 400 Sandsäcke wurden aufgeschichtet und 12,8 Tonnen Dammbalken errichtet. Dennoch mussten am Ende an zwölf Stellen rund 960.000 Liter Wasser abgepumpt und fünf Kilometer U-Bahn-Gleis gereinigt und von Schlamm befreit werden. In der U2-Baustelle Pilgramgasse liefen die Aufräumarbeiten noch. Dort war das Wasser laut Wiener Linien am Sonntagabend bis zu zehn Meter hoch gestanden.

Schäden im Bahnverkehr

Aufräumarbeiten und Reparaturen waren auch bei den ÖBB weiterhin im Gange. Gute Nachrichten gab es laut einer Aussendung für den Nachtzugverkehr: Alle übrigen Nightjets, mit Ausnahme der Verbindung Wien-Brüssel, können ab Freitag wieder fahren. Die Nachtzüge von Wien Richtung Süden waren bereits seit Mittwoch wieder unterwegs. Auf vielen Bahnstrecken in Niederösterreich wird jedoch noch gearbeitet, rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Einsatz. Mehrere Nahverkehrsstrecken waren seit Donnerstag wieder befahrbar, darunter sukzessive jene zwischen St. Pölten und Amstetten. Es könne jedoch noch zu Ausfällen und Verspätungen kommen, informierten die ÖBB.

Tunnel und Bahnhöfe weiter unter Wasser

Auf der viergleisigen Weststrecke standen unter anderem der Bahnhof Tullnerfeld und mehrere Tunnelabschnitte wie der Lainzer Tunnel noch teilweise einen Meter unter Wasser. Erst wenn das Wasser abgepumpt und die Anlagen vom Schlamm befreit sind, wird laut ÖBB eine Schadensbegutachtung sowie eine Prognose möglich sein. Auf der Ausweichroute der "alten Weststrecke" kann derzeit nur ein Gleis befahren werden. Beim zweiten Gleis sind noch durchnässte Hänge in Bewegung und müssen genau beobachtet werden. Die Zugbindung für ÖBB-Tickets zwischen Wien und Salzburg ist bis auf weiteres aufgehoben, wechselseitig gelten auch Tickets der privaten Westbahn.

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