Schütz Art Museum: Ein Leben für die Kunst
Stiftsbesuch und Schifffahrt. Engelhartszell verbindet man seit Jahrzehnten mit diesen beiden Begriffen. Seit 2021 haben Kunstsinnige einen weiteren Grund, in dem 1.000-Seelen-Ort haltzumachen. Unweit der Schiffsanlegestelle befindet sich das Schütz Art Museum. Die neue Attraktion des Oberen Donautals ist das erste Nullenergie-Museum der Welt, wie die Eigentümer Josef und Irene Schütz betonen. Eine smarte Bauweise sorgt für eine ausgeglichene Temperatur sowie eine Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent – ein wichtiger Faktor für Ausstellungobjekte. Aktuell werden 52 Gemälde der Wiener Schule des Phantastischen Realismus gezeigt, darunter Ernst Fuchs, Arik Brauer oder Rudolf Hausner. Die Werke stammen aus der Sammlung des 2009 verstorbenen Wiener Saitenproduzenten und Kunstsammlers Peter Infeld. Zu sehen sind auch Bilder des Hausner-Schülers Benedetto Fellin, der von der Stiftung Infeld gefördert wird und mit Schütz befreundet ist. Einer der vielen Kontakte des international bestens vernetzten Kunstsammlers und Privatmuseumbetreibers.
Kann sich ein Museum rechnen?
Gibt es einen gemeinsamen Nenner des Erfolgs in den Tätigkeiten als Bauunternehmer, Galerist und Museumsbetreiber? „Ich bin 47 Jahre selbstständig und habe in dieser Zeit alle meine Unternehmen mit Gewinn betrieben“, sagt Schütz. Das werde auch für das Museum gelten, das nicht nur von Eintrittsgeldern lebt, sondern auch vom hauseigenen Café und dem Museumsshop. Hinzu kommen die Erlöse des innovativen Konzepts von „Artists in Residence“. Schütz lädt regelmäßig in ihrer Heimat anerkannte Künstlerinnen und Künstler ein, um für drei Monate im Atelier des Privatmuseums einem „freien, unabhängigen Schaffen“ zu frönen. Vom Verkauf der Werke der aus Asien, Europa, Afrika oder Südamerika stammenden Künstler sollen alle profitieren: Käufer, Künstler und Museum. „Wir haben ein Museums-Budget von 280.000 Euro. Im Vorjahr konnten zwei Drittel durch den Museumsbetrieb erwirtschaftet werden. Rechnet man Artists in Residence dazu, sind wir sogar leicht im Plus. Das Museum ist jung, das Potenzial groß“, sagt Schütz. Der Kunstmäzen betont, keinen Cent öffentliche Förderung erhalten zu haben, „weder für den Bau des Gebäudes noch für den Museumsbetrieb“.
Das Phänomen Rudolf Leopold
Schütz ist kein Neuling im Museumsbetrieb. Kontinuierlich versucht er Kunst aus Österreich in anderen Ländern bekannt zu machen. Elf Ausstellungen hat er bisher in der Volksrepublik China organisiert, einige davon im Nationalmuseum in Peking. 2015 gewann der Oberösterreicher als erster Ausländer den chinesischen Staatspreis mit der Ausstellung „Austrian Art 1860–1960“. Dass österreichische Kunst im Unterschied zur Musik nicht jene internationale Bedeutung hat, die ihr zustehen würde, hat Schütz immer geärgert. „Gerade in der bildenden Kunst kennt man nur die Ikonen der Malerei, wie etwa Schiele oder Klimt. Das liegt auch an einer heimischen Kulturpolitik, die ihren Schwerpunkt immer auf den Selbstläufer Musik gesetzt hat.“ Die Kombination Kunstsammler, Kunsthändler und Museumsbetreiber gibt es nicht allzu oft. Schütz verweist dabei auf einen ganz Großen des österreichischen Nachkriegskunstbetriebs: den 2010 verstorbenen Rudolf Leopold. „Wir waren freundschaftlich verbunden und er hat ähnlich getickt wie ich. Leopold war nicht nur ein überaus bedeutender Sammler, sondern auch einer der größten Kunsthändler Europas.“ Sein Wirken sei hauptverantwortlich für Schieles heutigen internationalen Ruhm. Im Wiener Leopold Museum ist die größte und bedeutendste Schiele-Sammlung der Welt zu bewundern.
Zeigen, was andere nicht haben
Es gibt laut Schütz nur ein paar profitable Museen in Österreich, eines davon ist die Wiener Albertina. „Direktor Klaus Albrecht Schröder macht das fantastisch. Blockbuster-Ausstellungen mit einer Million Besucher können wir nicht bieten. Wir backen kleinere Brötchen, spielen dabei aber unsere Stärken aus: Wir bringen Ausstellungen, die teilweise noch nie gezeigt wurden. Weil ich viele private Sammler als Kunden habe, will jeder liebend gerne seine Bilder für Ausstellungen zur Verfügung stellen. Da ist sehr viel Neues dabei. Es hat keinen Sinn, Bilder vom Belvedere oder Leopold Museum zu zeigen, die Kunstinteressierte schon kennen“, sagt Schütz.
Tipps vom Kunstinvestor
Rund 600 vorwiegend österreichische Kunstsammler zählt Schütz zu seinen Kunden. Für die meisten steht Langfristigkeit im Vordergrund und nicht das schnelle Geld. Sie investieren meist in wichtige Werke der letzten 100 Jahre, in sogenannte Blue Chips von Künstlern wie Albin Egger-Lienz, Willy Eisenschitz, Gustav Klimt, Egon Schiele, Oskar Kokoschka oder Karl Moll. Sollte das eine oder andere Werk um den doppelten Kaufpreis versteigert werden, sei das für jeden ein Anlass zur Freude. „Langfristig betrachtet ist Kunst sicherlich ein gutes Investment“, ist Schütz überzeugt. Denn in Wahrheit gebe es nur zwei Dinge auf der Welt, die nicht reproduzierbar sind: Grund und Boden – die beste Lage wird immer ihren Wert haben – und Kunst von Künstler, die nicht mehr leben. „Kunst hält ihren Wert, auch wenn es wirtschaftlich einmal nach unten gehen sollte“, sagt Schütz. Der Investor beobachtet den Markt intensiv und lotet laufend Möglichkeiten zum Kauf aus. Zu 90 Prozent erwirbt Schütz Objekte aus privaten Sammlungen, die oft nach einem Scheidungsfall oder nach Erbschaften verkauft werden. Rund 600 Werke der klassischen Moderne umfasst die Sammlung des Ehepaars Schütz, darunter die weltgrößte Sammlung des Landschaftsmalers Willy Eisenschitz. „Unsere Sammlung wäre nicht in dieser Form möglich, wenn wir immer zu normalen Preisen gekauft hätten. Ich sage auch meinen Kunden, nicht das Teuerste zu kaufen, sondern Werke mit Fantasie nach oben. Gold zum Höchstpreis zu kaufen ist unsinnig.“