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Robert Bremmer Geschäftsführer nach(t)leben Gruppe
Robert Bremmer Geschäftsführer nach(t)leben Gruppe
niki hartl / nach(t)leben Gruppe

„Feierverhalten hat sich verändert“

08.01.2025 um 13:00, Jürgen Philipp
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Robert Bremmer, der Geschäftsführer der nach(t)leben Gruppe (empire St. Martin, ROX, evers, Tante Kaethe, …), über Trends, Gesellschaft und Erfolg.

Chefinfo: Die nach(t)leben Gruppe ist der größte Betreiber von Diskotheken in Oberösterreich. Wie hat sich die Branche verändert und was sind aus Ihrer Sicht die Gründe dafür? 

Robert Bremmer: Der Trend geht seit Corona in die falsche Richtung. Junge Leute haben gelernt, dass man auch zu Hause in der Garage oder im Keller gut feiern kann. Das verfolgt uns natürlich. Man muss sich schon besonders anstrengen, etwa mit speziellen DJs oder Veranstaltungen, dass man sie in die Diskotheken bringt. Das Feierverhalten hat sich verändert. Wir sehen heute, dass Konzepte wie ROX oder Tante Kaethe funktionieren. Das ROX Linz wurde vor 17 Jahren gegründet und war sicher ein Pionier dieses Trends. Man will gepflegt essen gehen, dann zusammensitzen und ein wenig abfeiern. Junge Leute gehen nicht mehr so oft fort und wenn, dann wollen sie Qualität. Der Genuss steht im Vordergrund. Dazu kommt, dass die Gen  Y und die Gen  Z sehr gesundheitsbewusst sind und sie auf ihre Work-Life-Balance achten. Daher haben sie weniger Geld zur Verfügung. Nicht unwesentlich ist ein verändertes Datingverhalten. Man muss niemanden mehr face to face kennenlernen, sondern nutzt digitale Tools. Man geht gezielt zu einem Date, anstatt wie früher sein Glück zu suchen.

Gibt es so etwas wie ein Stadt-Land-Gefälle bzw. ziehen Diskotheken am Land mehr?

Bremmer: Das ist eindeutig gegeben, nur umgekehrt. Am Land ist es viel schwieriger. Es verlagert sich immer mehr in die Ballungszentren. Unser „evers“ war lange ein Selbstläufer, jetzt müssen wir uns immer mehr einfallen lassen. Am Land ist es außerdem noch schwerer, Personal zu finden. Das geht meist nur bei Familienbetrieben, wenn alle mit anpacken. Es ziehen daher nur mehr innerstädtische Lagen.

Man hat der Branche ein gewisses „Glücksrittertum“ nachgesagt. Hat sich das verändert?

Bremmer: Ich bin Wirtschaftsinformatiker, komme nicht aus der Gastro, sondern kam über die Unternehmensberatung vor 20 Jahren ins Geschäft. Damals gab es viele Visionäre mit tollen Ideen, aber kein Gespür für die Zahlen. Ich bin ein Zahlenmensch und habe die Konzepte auf eine solide Basis gestellt. Glücksritter gab es immer schon, früher sicher noch mehr. Heute ist es fast unmöglich, etwas Neues zu starten. Die Banken sind rigider und es gibt kaum innovative Konzepte. Dabei stehen viele Gasthäuser und Bars leer. Man könnte sie wohl relativ günstig übernehmen, aber das tut sich keiner mehr an. Die Gastronomie hat arbeitszeitbedingt eben auch eine asoziale Komponente.

Ihre Gruppe ist dennoch hoch erfolgreich. Was machen Sie anders und wollen Sie weiter wachsen?

Bremmer: Wir unterscheiden uns von anderen deutlich. Unser Erfolgsrezept ist es, dass wir mit starken Partnern zusammenarbeiten und diese auch beteiligen. Damit binden wir Know-how. Wir haben jetzt sieben Betriebe in der Gruppe. Weiteres Wachstum ist derzeit nicht geplant.

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