Nach Nitschs Tod: Seine Werke steigen im Wert
Die Welt der Auktionen läuft nach ganz eigenen Gesetzen. Oft für Außenstehende nicht nachvollziehbar, warum manche Kunstwerke, Schmuck, Autos, Wein, Immobilien und seit geraumer Zeit auch NFTs für horrende Summen versteigert werden. Eine Regel, bei der man sich jedoch sicher sein kann: Ist der Künstler oder Autor verstorben, steigt der Wert seiner Hinterlassenschaft. Schon im 19. Jahrhundert galt diese Faustregel; eindrucksvoll belegt durch Mark Twains Komödie "Is he dead?" Um die Preise für seine Bilder hochzutreiben, stellt sich der erfolglose französische Maler Jean Francois Millet tot, wirft sich in Frauenkleider und gibt sich als seine Zwillingsschwester aus.
Im Alter von 83 Jahren ist der weltweit berühmte Aktionskünstler Hermann Nitsch am Ostermontag verstorben. Naturgemäß macht das seine Kunstwerke jetzt nur noch begehrter. Erst im Dezember wurde im Dorotheum der höchste Preis für ein Nitsch-Bild eingefahren: Eines seiner bekannten blutroten Schüttbilder wurde für 140.500 Euro ersteigert - als Schätzwert war 60.000 bis 90.000 Euro angegeben worden. Im Juni hat das Dorotheum wieder ein Nitsch-Werk samt Malhemd im Angebot. Der Schätzwert von 45.000 bis 65.000 Euro dürfte wohl angesichts des Todes des Künstlers weit übertroffen werden.
Versteigerungen von Luxusartikeln boomen generell. Im vergangenen Jahr fuhren die großen Auktionshäuser Rekordumsätze ein. Das österreichische Dorotheum meldete sogar das erfolgreichste Jahr seiner Geschichte. Christie’s machte mit seinem weltweiten Netz von 2.500 Angestellten einen Jahresumsatz von 5,7 Milliarden Euro. Hier traute man sich auch über etwas Neues: Als erstes großes Auktionshaus nahm es Non-Fungible Tokens (NFT) ins Programm auf: Die Versteigerung von Beeples Digitalcollage „Everydays“ brachte 69 Millionen Dollar. Von Krise keine Spur – im Gegenteil. Während der Pandemie wurde auf Onlinegebote umgestellt. Hybrid bieten im Saal und via Live Bidding – das ist auch für das Dorotheum die Zukunft.