Mit dem Rad durch zwei Nationalparks
Österreich verfügt über sechs Nationalparks. Das größte und älteste Schutzgebiet ist der Nationalpark Hohe Tauern, das kleinste breitet sich über dem Thayatal im Waldviertel aus. Die geografisch engsten Nachbarn sind die Nationalparks Kalkalpen und Gesäuse im Ennstal, die durch die bizarr aufragenden Haller Mauern getrennt sind. „Die Bundesländergrenze zwischen Oberösterreich und Steiermark hat in der Vergangenheit stärker gewirkt als zwischen Österreich und Tschechien heute. Es gab lange kaum eine Zusammenarbeit“, sagt Franz Sieghartsleitner, Mitinitiator und Sprecher des 1997 gegründeten Nationalpark Kalkalpen. In den letzten Jahren versuchte man die Region, zu der auch des Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal sowie der Naturpark Eisenwurzen zählen, wieder stärker zu vernetzen, Korridore zu schaffen und Projekte zu initiieren. Eines davon ist der Luchs Trail, eine Wanderung in elf Tagesetappen von Reichraming bis Lunz am See in Niederösterreich.
Von Steyr bis Johnsbach
Reichraming ist auch der Einstieg in den Nationalpark Kalkalpen der neuen Trans Nationalpark Tour, die von der Eisenstadt Steyr in das steirische Bergsteigerdorf Johnsbach führt. Die gesamte Strecke ist 240 Kilometer lang und soll vor allem die steigende Zahl an E-Mountainbiker ansprechen. Die Etappen weisen eine Länge von 22 bis 51 Kilometern und mindestens 1.000 Höhenmeter auf. Wer will, kann kürzere Strecken wählen oder an Orten wie Windischgarsten oder Weißenbach an der Enns einsteigen, die gut mit dem Zug erreichbar sind. Wer über kein eigenes E-Bike verfügt, hat die Möglichkeit, sich ein passendes Rad auszuleihen, etwa bei E-Mobility in Reichraming, die Auswahl ist groß. Ladestationen sind auf der Strecke immer wieder vorhanden.
Anspruchsvolle Strecken
Wenn heute Renaturierung in aller Munde ist, so spricht man in den Schutzgebieten von Rewilding. Ein Prozess, der die Vielfalt der wild lebenden Tierwelt wiederherstellen und die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme verbessern soll. Der Nationalpark Kalkalpen hat 30 Waldtypen, eigene Urwaldareale, wild wachsende Orchideen und eigene Moore. Von 400 Kilometern Forststraßen, die 1997 übernommen wurden, hat man 115 Kilometer der Wildnis preisgegeben. Diese einzigartige Schönheit der Natur kann man via Mountainbike auf Serpentinen und steilen, ruppigen Singletrails bewundern. Nicht nur herrliche Panoramablicke laden zum Pausieren ein, sondern auch Almhütten und Jausenstationen wie das Jagahäusl im wildromantischen Bodinggraben, das mit sehr guter rustikaler Küche aufwartet. Diese Etappe ist mit 48,5 Kilometern Länge und 1.467 Höhenmetern anspruchsvoll, geht es doch mitten durch die einsame und waldreiche Wildnis des Reichraminger Hintergebirges und Sensengebirges. Am Ende der Route wartet die Villa Sonnwend in Windischgarsten, die zum Übernachten und Essen einlädt. Weiter geht es Richtung Admont und mit der Etappe durch den Nationalpark Gesäuse.
Gesäuse und die wilde Enns
Auch der Nationalpark Gesäuse bietet einzigartige Landschaften, besonders geschützte Auwälder, die Lebensraum einer reichen Tier- und Pflanzenwelt sind. Die Ennstaler Alpen mit der mächtigen Planspitze sind aber mehr ein Eldorado für Kletterer als für Mountainbiker, sagt der Nationalpark-Ranger Andi Hollinger. Dennoch können sich die Routen sehen lassen. Etwa die Mountainbikestrecke Hochscheiben Alm, die einen herrlichen Blick auf den 2.217 Meter hohen Lungauer und auf die Hochtorgruppe mit ihren 1.000 Meter hohen Kalkwänden bietet. Nach einer rasanten Abfahrt Richtung Gstatterboden geht es nach Johnsbach zum Kölblwirt.