Linzer Bier: Bierstil von einst neu belebt
Hinter dem Linzer Bier steht eine bewegte Geschichte, die seit Anbeginn von großen Visionen und Ehrgeiz getragen wurde. Bereits 1509 konnten laut historischen Schriften die Linzer und Linzerinnen ihr eigenes Bier im „Linzer Stadtbräuhaus“ trinken, 1638 ging an der heutigen Donaulände das Linzer Brauhaus in Betrieb. Die eigentliche „Linzer Bier“-Historie begann aber im Jahre 1836 im Osten von Linz, in der heutigen Poschacherstraße. Dort gründete damals der Landwirt Franz Lehner ein kleines Brauhaus, das bald darauf der Kaufmann Matthias Radler erwarb und erweiterte und schließlich 1854 an Josef Poschacher verkaufte.
Die Brauerei für ganz Linz
Poschacher sollte in Linz Biergeschichte schreiben. Er übernahm die Brauhäuser Ebelsberg und Traun und ließ den Betrieb kontinuierlich ausbauen. Ende des 19. Jahrhunderts betrug der jährliche Bierausstoß der Poschacher Brauerei um die 100.000 Hektoliter. Im Jahr 1900 wurde der Betrieb von Josef Poschacher jr. und Robert Weingärtner übernommen und gelangte schließlich in das Eigentum des Linzer Anwalts Carl Beurle. Um weitere Expansionen zu finanzieren, wurde das Unternehmen 1904 als Aktiengesellschaft neu gegründet. Nach mehreren Fusionen mit anderen Brauereien der Region übernahm die Poschacher Brauerei 1923 schließlich auch die Biererzeugung der „Linzer Aktienbrauerei“ und führte ab 1937 den Namen „Linzer Brauerei“.
Nach dem Krieg
Trotz 350 Bombentreffern und zahlreichen Schäden während des Zweiten Weltkriegs wurde der Braubetrieb nach Kriegsende rasch wieder aufgenommen. Um dem steigenden Bierbedarf der wachsenden Industriestadt gerecht zu werden, wurden die Flaschenfüllerei erweitert, die Lagerkeller-Kapazitäten vergrößert und die Holzfässer durch moderne Lagertanks ersetzt. Die Linzer Bier Brauerei versorgte bis 1981 Oberösterreich nördlich und südlich der Donau sowie Teile Niederösterreichs mit Bier. Das Angebot umfasste zahlreiche Biersorten vom „Goldquell“ über das „Spezial Dunkel“ bis zum „Doppelmalz“ sowie Spezialabfüllungen wie das „Weihnachtsbräu“ oder das „Osterbock“-Bier. Mit dem Ende des Braubetriebs in Linz verschwand auch die beliebte Marke Linzer Bier. 1987 wurde schließlich das ehemalige Sudhaus abgerissen.
Brauen mit Hand und Herz
Bei der Wiedereinführung des Linzer Bieres war man sich der langen Tradition und starken Verbundenheit zur Stadt und den Menschen, die in ihr wohnen, durchaus bewusst. Getragen von der Idee, den Linzern und Linzerinnen ihr Bier zurückzubringen, wollte man sich nicht nur auf eine Tradition berufen, sondern sie auch leben. Auf Basis historischer Rezepte ist es gelungen, den traditionellen Bierstil nachzuempfinden und den Geschmack von einst aufleben zu lassen. In der Auswahl der Rohstoffe geht man natürlich mit der Zeit und setzt voll auf Regionalität. Mit dem gelungenen heiklen Anbau der Wintergerste durch Partner-Bauern in Oberösterreich konnte sogar die letzte Lücke in der Versorgung geschlossen werden. Damit stärkt das Linzer Bier die Wertschöpfung vor Ort, schafft einen starken Bezug zur Region und legt den Grundstein für eine neue nachhaltige Tradition.
Tradition trifft Moderne
Die Idee, sich bei der Wiederauflage von Linzer Bier an der Originalrezeptur von 1921 zu orientieren, stammt vom Linzer Diplom-Braumeister Martin Simion, der maßgeblich an der Wiedereinführung des Linzer Bieres beteiligt ist. Er begleitet auch den Bau der neuen Linzer Bier Brauerei auf dem Gelände der Tabakfabrik und bringt damit das Linzer Bier dahin zurück, wo es hingehört: ins Herz der Stadt. Ab dem Frühjahr 2022 wird er dort mit Sorgfalt und Kreativität auch neue Rezepte für seine Heimatstadt erarbeiten. Im angeschlossenen Braugasthof werden die Linzer und Linzerinnen dann auch wieder der einst beliebten Tradition nachgehen können, ihr Linzer Bier frisch vom Braukessel zu genießen.