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Erich Haider Generaldirektor Linz AG
Erich Haider Generaldirektor Linz AG
Robert Maybach

Erich Haider: „Treiben Energiewende voran“

28.10.2024 um 13:12, Klaus Schobesberger
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Linz-AG-Chef Erich Haider über die Lehren aus der Energiekrise, die zentralen Projekte der Energiewende und die Bedeutung von Wasserstoff für die Zukunft.

CHEFINFO: Herr Generaldirektor, vor zwei Jahren gingen die Energiepreise durch die Decke, die Gasversorgung schien nicht gesichert, ein Krisenstab jagte den nächsten. Welche Lehren haben Sie aus der Energiekrise gezogen?

Erich Haider: 400.000 Menschen und Betriebe in und um Linz verlassen sich rund um die Uhr auf die Leistungen der Linz AG. In Krisenlagen bekommt die damit verbundene Verantwortung noch einmal mehr Bedeutung. Es ist uns gelungen, unseren Versorgungsauftrag auch während der Pandemie lückenlos zu erfüllen und darüber hinaus seit Beginn der Energiekrise faire und vergleichsweise sehr günstige Preise anzubieten. Unser klares Ziel ist es, auch in Krisenlagen unsere Leistungen so nachhaltig wie möglich und leistbar anzubieten. Dabei begegnen wir Herausforderungen wie der Energiewende mit höchstem Respekt vor dem großen Versorgungsauftrag. Gleichzeitig mit Offenheit für Neues, Kooperationsbereitschaft und dem Willen, gegebenenfalls rasche Entscheidungen zu treffen. 

Welche sind die zentralen Projekte der Energiewende und welche Investitionen sind diesbezüglich geplant? 

Haider: Ein Fokus liegt auf der Dekarbonisierung der Wärmeerzeugung. Die Linz AG versorgt aktuell allein in Linz fast 90.000 Haushalte mit Fernwärme. Diese gilt als eine Schlüsseltechnologie der Energiewende, die durch den hohen Ausbaugrad in Linz besondere Wirkung erzielen kann. Fernwärme ist ein leitungsgebundenes Energiesystem, bei dem erneuerbare Energieträger rasch eingesetzt und Klimaziele effizient umgesetzt werden können. Mit dem „Wärme-Wandler“ – eine Kombination aus Kondensationsanlage und Wärmepumpentechnik – setzen wir gerade eine Innovation um, mit der wir den Erneuerbaren-Anteil in unserer Wärmeerzeugung um 15 Prozent steigern. Ohne den Einsatz zusätzlicher Primärenergiequellen – nur mit Energieeffizienz. Weitere Dekarbonisierungsmaßnahmen werden folgen. Wer sich heute für unsere Fernwärme entscheidet, wählt gleichzeitig eine Heizform, die in Linz bis 2040 klimaneutral sein wird. Die Linz AG setzt aber auch auf Zukunftstechnologien wie Wasserstoff oder großtechnische Warmwasserspeicherung – hier sind wir u. a. Partner in verschiedenen Forschungsprojekten. Gleichzeitig investieren wir in den nächsten Jahren rund 700 Millionen Euro in den Ausbau und die Ertüchtigung des Stromnetzes und damit in die Ermöglichung der Energiewende. Eine Investition in die Zukunft ist auch der in Planung befindliche „Klimatunnel“, über den wir insbesondere Gesundheitseinrichtungen der Innenstadt künftig zentral mit Fernkälte versorgen können. 

Wo sehen Sie die Herausforderungen für städtische Versorger? 

Haider: Insgesamt kommt unseren -Städten und Ballungsräumen bei der -Energiewende eine entscheidende Rolle zu. Gleichzeitig bündelt eine Stadt wie Linz auch viele Kräfte, die geeignet sind, die Wende voranzutreiben. Als städtisches Versorgungsunternehmen sind wir Teil dieser Kräfte und nehmen die großen Herausforderungen wie den Umbau unseres Energiesystems oder die Dekarbonisierung der Wärmeerzeugung an. Neben der Energiewende arbeiten wir auch noch an anderen wichtigen Zukunftsthemen. Mobilitätswende, Trinkwasserversorgung oder Kreislaufwirtschaft sind nur ein paar davon. 

In den letzten Jahren war viel von Smart City, smart Grids usw. die Rede. Welche Vision hat die Linz AG für die Zukunft und mit welchen Projekten will sie Vorreiter sein?

Haider: Im Bereich Smart City oder Smart Grid sind die Linz AG und ihre Töchter seit Jahren hochaktiv. Die Dynamik ist groß, was heute noch visionär erscheint, ist morgen vielleicht schon anwendbar. Bereits jetzt gibt es in der Linz AG kaum ein Angebot ohne Digitalanteil. Unser IT-Team leistet hier hervorragende Arbeit. Impulse kommen auch aus unserem IoT-Center, in welchem Expertinnen und Experten aus verschiedenen Sparten gemeinsam an neuen smarten Lösungen arbeiten. Im Bereich hochqualitativer, schneller Datenübertragung zählt die Linz AG, beflügelt durch den Erwerb der 5G-Lizenzen durch die Liwest, zu den Vorreitern. Mit den spezialisierten 5G-Campus-Netzen für Unternehmen hat die Linz AG Telekom zudem ein individuell anwendbares Angebot, das ständig weiterentwickelt wird. Auch im Unternehmensverbund profitieren wir etwa im Containerterminal von dieser Lösung.

Welche Rolle wird grüner Wasserstoff als Energieträger spielen?

Haider: Unser Auftrag ist es, für eine sichere und leistbare Versorgung mit Strom und Wärme für unsere Kunden zu sorgen. Als sauberer Energieträger sowie als effizientes Speichermedium gewinnt Wasserstoff (H2) zunehmend an Bedeutung. Mit der Mitwirkung am Auf- und Ausbau der H2-Infrastruktur sowie an Projekten zur Nutzung und Speicherung von grünem Wasserstoff ist die Linz AG ein engagierter Partner der H2-Wirtschaft und Anlaufstelle für interessierte Betriebe im Großraum Linz. Unter anderem prüfen wir im Rahmen eines Projekts die Umrüstung einer Gasturbine unseres Kraftwerks auf H2-Betrieb. Wichtig ist der Austausch von Erfahrungen und die Diskussion, wozu u. a. die von uns mitveranstaltete diesjährige H2 Convention in der Linzer Tabakfabrik erneut die Möglichkeit bieten wird. 

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