Gernot Hofer: Startups brauchen solide Partner
CHEFINFO: Wie haben Sie aus Sicht des Investors das letzte Jahr erlebt? Haben sich Firmenbewertungen nach unten korrigiert?
Gernot Hofer: Eine Firma ist immer das wert, was man bereit ist dafür zu zahlen, das hat sich nicht verändert. Daher sind die Bewertungsvorstellungen für uns nicht erkennbar gesunken. Gute Unternehmen stehen nach wie vor hoch im Kurs. Einige unserer Beteiligungen konnten in 2020 ein Rekordjahr verbuchen und sind auch 2021 bestens unterwegs Natürlich muss man sagen, dass wir keine Gastronomie, Hotellerie oder kleine Dienstleister im Portfolio haben. Es ist nach wie vor sehr viel Geld am Markt und es gibt eine rege Investitionstätigkeit unbeeindruckt von COVID.
CHEFINFO: In welche Art von Startup würden Sie investieren?
Hofer: Für Managementteams ohne Erfahrung lediglich mit einer guten Idee sind wir nicht der richtige Partner. Aber gerne bei erfahrenen Unternehmern mit einem neuen Konzept. So investierten wir gemeinsam mit Partnern 50 Millionen Euro in ein industrielles Startup bzw. Greenfield-Projekt, bei dem gestandene Unternehmer dahinterstehen. Wir sind Equity-Partner beim Bau des weltweit modernsten Glasfaser-Preform-Werks, der NBG Fiber in Gmünd. Produktionsstart erfolgt im Sommer dieses Jahres.
CHEFINFO: Was raten Sie jungen Startups – vor allem beim Thema Eigenkapital?
Hofer: Man sollte den möglichen Endzustand im Auge haben. Wenn ich kleine Finanzierungsrunden wie über Crowdfunding absolviere, wird meine Gesellschafterstruktur immer komplexer. Anstatt zu viele unterschiedliche Partner an Bord zu holen, sollte man gleich einen finanzstarken Partner auf Zeit ansprechen. Hier gibt es die Raiffeisen KMU Invest AG mit bis zu 1,5 Millionen Euro. Nach der Startup-Phase braucht es solide Equity-Partner, um KMUs den Sprung zu internationalen Industrieunternehmen zu ermöglichen.
CHEFINFO: Österreich hinkt beim Thema VC nach. Sollte da der Staat unterstützen?
Hofer: Eine quasi-Verstaatlichung der heimischen Startup-Szene macht meines Erachtens keinen Sinn. Aber man könnte steuerliche Anreize für heimische Investoren schaffen, wie die früheren Verlustbeteiligungsmodelle. Leider nimmt auch die Regulierungsdichte und der Verwaltungsaufwand beständig zu, professionelles Investieren sollte wieder leichter gemacht werden.