"Es war zum Mäusemelken"
Wie kamen Sie auf die Idee, eine Brauerei zu eröffnen?
Ich arbeitete als Controller bei einem großen Fleischverarbeitungsbetrieb, als ich einen Betriebsrat gründen wollte, kam die Kündigung samt dreimonatiger Gehaltsnachzahlung. Ich hatte also Zeit und Geld und überlegte, was ich nun machen würde. Bier hat mich immer interessiert, also begann ich mit einer Hobbybrauerei. Ich wollte das Märzenbier neu interpretieren. Die meisten Märzenbiere heute sind eine Abart von bayrischem Hellen. Ich tüftelte also und fand meine Rezepturen, von Anfang an und aus Überzeugung in Bioqualität. Der erste Sud erfolgte am 18.03.2018 im Keller unseres denkmalgeschützten Hauses am Stadtplatz in Grein, alles noch semiprofessionell. Ich war entfesselt, rüstete die Anlage auf, machte den Bier- und Diplombier-Sommelier. Ich hatte gute Rohstoffe, ein großartiges Produkt, und ein Alleinstellungsmerkmal. Es folgte damit zwangsläufig der Schritt, das gewerblich machen zu wollen, und dann begann eine regelrechte behördliche Tortur. Es war zum Mäusemelken.
Welche Tortur?
Ich war im Mai 2019 bei einer Sprechstunde der BH Perg. Es hieß: kein Problem. Es reicht, wenn du uns eine simple Skizze im Word zeichnest, und damit wir uns was vorstellen können, beschreib ein bisschen, was du machen willst – alles ganz easy. Ich war überrascht, dass es so einfach wäre. War es aber nicht. Als ich alles abgegeben habe, hieß es, wir brauchen einen neuen Plan nach der oberösterreichischen Bauordnung, das sei jetzt Vorschrift. Egal – gesagt, getan. Plötzlich kam ein neues Thema auf. Ich habe eine Polsinelli-100-Brauanlage. Ein italienischer Top-Hersteller. Diese ist mit Gas befeuert. Im Hobbybereich ist das egal, aber im gewerblichen wird das schwierig. Schwierig heißt für mich, nicht unmöglich. Ich musste auf einen Rundkocher aus Spanien umsteigen, der für den Innenbereich zugelassen ist. Derweilen hieß es, die Einreichpläne seien nicht normgerecht. Sie wurden dann von einem Baumeister neu gemacht. Dann wieder wollte die BH die Betriebsanleitung der Polsinelli auf Deutsch, die gab es nur auf Italienisch. Ich meinte, sie sollen sie durch den Google-Translator laufen lassen, aber das galt nicht. Der Hersteller musste die Übersetzung liefern. Dann passte plötzlich die CE-Kennzeichnung der Maschinen nicht. Die hatten zwar alle meine Maschinen, da es aber keine Gesamtanlage ist, sondern aus einzelnen verschiedenen Komponenten besteht, brauchte es für jede einzelne eine Konformitätserklärung. Dazu wurde noch ein Befund bzgl. Flüssiggasverordnung verlangt. Das lieferte ich gleich nach, doch es hieß, es sei das falsche Formular. Und es gab noch Dutzende anderer Dinge. Am Ende habe ich dann ein Ingenieurbüro beauftragt, das mir bestätigt hat, dass alles okay ist bzw. eigentlich schon immer okay war.
Dennoch haben Sie Ihr Bier auf den Markt gebracht. Wie ist das gelungen?
Ich habe das Rezept, alle Rohstoffe, bis auf das Wasser natürlich, und mein Design an die Loncium Brauerei in Kärnten geschickt, die es für mich lohnfertigt. Das nennt man Gipsy Brewing. Dazu gründete ich im März 2023 die Handelsfirma. Es gab einen kurzen Widerspruch, ob ich mich Ackerbürger Bräu nennen dürfte, weil ich in unserem Haus – das Ackerbürgerhaus in Grein – ja nicht brauen würde. Es ging aber als Markenname durch. Kurz danach war mein Bier da. Mittlerweile habe ich rund 3.000 Liter verkauft.