Es braucht eine Portion Hartnäckigkeit
Spitzenpositionen im Finanzbereich und „Macht“ werden gerne miteinander verbunden. Können Sie mit dem Begriff etwas anfangen?
Meine Position hat für mich weniger etwas mit Macht zu tun als vielmehr mit Verantwortung. Verantwortung dem Unternehmen gegenüber, den Mitarbeitern gegenüber, aber auch unseren Kunden und Aktionären gegenüber. Mich reizt es, etwas bewegen und gestalten zu können. Und wenn ich als Vorbild bewirken kann, dass Frauen auf ihrem Weg ermutigt werden, freut es mich umso mehr.
Spannen Sie dafür schon Netzwerke?
Ich bin dabei – und merke, dass es gar nicht so einfach ist, weil es derzeit gar nicht so viele Frauen in Top-Positionen gibt. Der aktuelle Kulturwandel, in dem sich die Gesellschaft befindet, wird künftig hoffentlich für ein ausgeglicheneres Verhältnis der Geschlechter in den Führungsetagen in Österreich sorgen.
Welche Eigenschaften haben Ihnen geholfen auf dem Weg dahin, wo Sie jetzt sind?
Ich bin gut organisiert und strukturiert, aber wenn ich darüber nachdenke, war ich auch sehr hartnäckig. Die letzten zwölf Jahre lag der Fokus sehr stark im Digitalisierungsbereich, und da braucht es doch eine gute Portion Hartnäckigkeit, damit man mit seinen Themen durchkommt und Projekte oder Produktentwicklungen vorantreibt.
Wo liegen die Herausforderungen bei der Digitalisierung?
Die große Herausforderung sehe ich in der Schnelllebigkeit und in den vielen neuen Technologien. Das Wichtigste ist daher, Mitarbeiter bei dem Thema mitzunehmen. Sie sollen auch befähigt werden, Know-how aufzubauen, und verstehen, welcher Zweck mit der Digitalisierung verfolgt und welcher Mehrwert damit verbunden ist. Nur so können wir auch unsere Kunden ins Boot holen.
KI ist derzeit in aller Munde. Wie sehr beschäftigt Sie das Thema?
KI wird stark unterstützend bei standardisierten Prozessen zum Einsatz kommen und unseren Arbeitsalltag erleichtern. Wichtig ist: Der Mensch wird trotz aller Automatisierung eine zentrale Bedeutung einnehmen. Bei Finanzierungsthemen möchte man als Bankkunde nicht von einer KI beraten werden, auch wenn im Hintergrund zum Beispiel automatisierte Kontoanlagen laufen.
Die Pläne rund um den digitalen Euro der EZB werden gerade heftig diskutiert. Wie sehen Sie das?
Eine Frage geht in den meisten Diskussionen unter: Welchen Vorteil hat der Endnutzer vom digitalen Euro? Warum sollte er ihn bei seinen Einkäufen nutzen, wo wir doch einen funktionierenden Zahlungsverkehr haben. Das ist eine Frage, die bis jetzt noch unbeantwortet, aus meiner Sicht aber zentral ist. Denn die Entwicklung des digitalen Euro verschlingt viel Geld.
Auch wenn Bargeld bei uns hoch im Kurs steht, ist kontaktloses Bezahlen im Aufwind, oder?
Vor allem seit Corona wird kontaktloses Bezahlen stärker genutzt. Ich habe mir unsere Statistik angesehen: Rund 15 Prozent der Kartenzahlungen passieren bereits mit Smartphone oder Smartwatch. Der Trend wird verstärkt in diese Richtung gehen.
Führen Sie als Digitalverantwortliche noch Bargeld mit sich?
Bargeld habe ich nur für Notfälle bei mir. Aber das trage ich jetzt schon sehr lange mit mir herum. Ich zahle hauptsächlich mit dem Handy und kaum noch mit der Debitkarte.
Wie halten Sie den Überblick über Ihre privaten Finanzen?
Ich habe die Oberbank-App mitentwickelt und nutze natürlich diese Plattform für meine Finanzen. Ich bin täglich mehrfach eingeloggt. Seit Kurzem wurde mit dem Finanzmanager eine neue Funktion hinzugefügt – ein tolles Werkzeug, mit dem man seine Einnahmen und Ausgaben gut im Blick behalten kann. Im Oktober folgt dann noch die Funktion Wertpapier-Order, mit der man über die App simpel Wertpapiere handeln kann.
Welche Projekte stehen gerade an?
Es ist jetzt noch im Anfangsstadium, wird uns aber das nächste Jahr sehr stark beschäftigen: Wir planen, ein neues Business-Banking mit maßgeschneiderten Funktionen für unsere Firmenkunden rauszubringen. Und natürlich geht es auch darum, für unsere Privatkunden das Banking laufend weiter zu modernisieren und ansprechende Self-Services bereitzustellen.