Das Mädchen und der Wolf
Ihre Eltern, beide Schauspieler, betreiben die Hofbühne Tegernbach. Die Schauspielerei ist Ihnen quasi in die Wiege gelegt. War Ihr Berufsweg von Anfang an klar?
Ja, absolut! Ich wollte schon als Kind Künstlerin werden, darum bin ich mit 14 nach Wien gegangen, um die bestmögliche Ausbildung zu erhalten, was mir meine Eltern Gott sei Dank ermöglicht haben. Ursprünglich wollte ich Schauspielerin werden, hab schon in der Oberstufe Filme gedreht. Dann habe ich gemerkt, dass mir Tanz und Gesang genauso wichtig sind und bin in eine Musical Academy gegangen, weil das die drei Sparten am besten verbindet. Die Basics habe ich mir in der Unterstufe im Tanzzweig des Schauergymnasiums Wels geholt.
Mit 14 alleine in Wien, wie kann man sich das vorstellen?
Ich habe Verwandtschaft in Wien und eine Wohnung gab es auch schon. Ich war also gut behütet.
In Insiderkreisen gelten Sie bereits als neuer Shootingstar am Musicalhimmel. Auf dem Weg dorthin haben Sie begehrte Rollen auf Theaterbühnen und im Fernsehen gespielt, etwa im hochkarätigen Tanz- und Gesangsensemble in Mamma Mia in Hamburg oder als Tatverdächtige im Tatort. Wie fühlt sich das an?
Bei Mamma Mia konnte die Regie aus einem Riesenpool an Darstellern aus der unendlichen Welt der Musicals wählen und hat mich – als Einzige aus dem deutschsprachigen Raum – engagiert. Das ist schon etwas ganz Besonderes. Natürlich möchte ich später gerne auch größere Rollen in Musicals spielen, das habe ich bisher nur im Schauspiel gemacht. Aber das hat noch Zeit. Bei Mamma Mia war ich mit meinen 22 Jahren die Jüngste, die nächst-älteren Kollegen waren Mitte dreißig. Ich liebe das Ensemble, weil ich da so viel tanzen kann, weil es abwechslungsreich ist und ich so viele Möglichkeiten habe, mich auszudrücken.
Bis Ende Jänner standen Sie in Hamburg auf der Bühne, ab Anfang April proben Sie auf der Seebühne St. Wolfgang, dazwischen reisen Sie zu Auditions. Wie geht es Ihnen mit dem fliegenden Wechsel zwischen den Welten?
Wenn eine Produktion endet oder startet, ändert sich der Alltag komplett von einem Tag auf den anderen. Beim Start von Mamma Mia war es am krassesten, da war ich gerade in den Schweizer Bergen – als der Anruf kam, bin ich sofort nach Wien zurück, hab den Vertrag unterzeichnet und bin zwei Tage später mit gut 50 Kilogramm Gepäck nach Hamburg gereist, wo am nächsten Tag die Proben begannen. So ein abrupter Start ist schon sehr emotional. In diesem Job ist es oft so, dass sich der Alltag kurzfristig total ändert, man woanders hinzieht, spontan sein muss. Nach der Abschiedsvorstellung von Mamma Mia war es auch so, da musste ich mich echt akklimatisieren. Man zieht wieder zurück – in meinem Fall nach Wien – und die Woche drauf hast du acht Shows vor 1.500 bis 1.800 Zusehern. Und wieder eine Woche später sitzt du alleine in deiner Wohnung, räumst herum und alles ist vorbei. Das ist schon ein sehr krasser Change.
Wie haben Sie die Zeit genutzt?
Diese zwei Monate war ich viel als Sängerin mit verschiedenen Bands unterwegs, hab mich fortgebildet – auch ein großer Teil des Jobs: Man arbeitet mit dem Körper, muss immer trainieren, Gesangsstunden nehmen, gesund und fit sein, weil dein Körper dein Kapital ist. Spontaneität ist in diesem Beruf extrem wichtig, besonders bei sogenannten Cut Shows, wo Ensemblemitglieder fehlen und die Show kurzfristig so umgestaltet werden muss, dass kein „Loch“ auf der Bühne entsteht. Deshalb ist es ja so eine Königsdisziplin. Ich mag das, finde es spannend, wenn sich wieder etwas ändert, nachdem man 200 Mal dasselbe gemacht hat.
Und jetzt kommt der „Wolf“ …
Was „Wolf – Das Mystical“ betrifft, bin ich schon sehr gespannt. Es ist das erste Mal, dass ich bei einer Uraufführung dabei bin, das ist schon eine große Ehre, wie ein Lottosechser. Das habe ich zwar auch über Mamma Mia gesagt, aber jetzt freue ich mich total darauf, in Österreich zu spielen. Ich darf auf einer Bühne stehen, die nicht nur neu errichtet wurde, sondern auch in meinem Heimatbundesland steht. Natürlich war Mamma Mia megacool, aber ich war halt alleine in Hamburg, weit weg von Familie und Freunden.
Welche Rolle würden Sie gerne spielen?
Ich probiere gerne viel aus. Starke Frauen wie Bonnie aus Bonnie & Clyde oder Jenna aus Waitress würde ich gerne mal spielen. Ich schlüpfe gerne in Rollen hinein, in denen man eine neue Welt entdecken kann. Je weiter die Rolle von der eigenen Realität entfernt ist, umso intensiver ist der Weg dorthin. Das finde ich spannend.
Mit welchen Kollegen und Regisseuren würden Sie gerne spielen?
Das Musicalbusiness ist so international, ich möchte gerne mit allen möglichen Leuten spielen. In Hamburg war Paul Garrington aus London mein Regisseur, das hätte ich mir noch vor einem Jahr nicht träumen lassen. Mit Florence Kasumba, bekannt etwa aus Musicals, The First Avenger und als Tatort-Kommissarin, würde ich gerne mal die Bühne teilen.
DARÜBER HINAUS ...
Worüber freuen Sie sich?
Beruflich, dass ich mich immer neu erfinden kann.
Wovor haben Sie Angst?
Dass ich mich immer neu erfinden muss.
Lieblingsort in Wien?
Der Blick von meinem Balkon auf die Gloriette im Schlossgarten Schönbrunn.
Lieblingsort in Oberösterreich?
Die Berge, die Natur rund um mein Zuhause.