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US-Präsident Donald Trump spricht bei einem Abendessen des National Republican Congressional Committee (NRCC) im National Building Museum in Washington, D.C., USA, 8. April 2025
Trump eskaliert den Handelskrieg weiter.
Trump eskaliert den Handelskrieg weiter.
Nathan Howard / REUTERS / picturedesk.com

„Küssen mir den Arsch”: Trump legt weiter nach

09.04.2025 um 11:58, Stefanie Hermann
3 min read
Nach China kündigt auch Brüssel Gegenmaßnahmen auf die Strafzölle an. US-Präsident Trump denkt gar nicht daran, einzulenken. Er kündigt weitere Maßnahmen an.

Seit Mittwochmorgen gelten in den USA neue Strafzölle auf Importe aus China. US-Präsident Donald Trump hat per Dekret Zölle von 90 Prozent auf Billigwaren wie jene von Temu und Shein verhängt – eine Verdreifachung der bisher geplanten Abgaben. Zusätzlich wurden 50 Prozent Strafzoll auf andere Waren aus China verankert. In Summe führt das zu einer Belastung von satten 104 Prozent – weit weg von den ursprünglich geplanten 30 Prozent auf geringwertige Güter, also Produkte mit einem Wert von unter 800 US-Dollar. Und Trump legt weiter nach.

Blutbad an den Börsen

Während Trump von einem „goldenen Zeitalter“ für Amerika spricht, erleben die US-Börsen ein Blutbad. Der S&P500 ist am Dienstag um 1,6 Prozent gefallen und rutschte erstmals seit einem Jahr unter die Marke von 5000 Punkten. Auch der Dow Jones hat 0,8 Prozent, der Tech-Index Nasdaq gar 2,2 Prozent verloren. Die Lage an den Märkten bleibt weiter angespannt. Selbst der Ölpreis ist eingebrochen – unter 60 Dollar pro Barrel, ein Tiefstand wie seit 2021 nicht mehr. Obwohl Trump von steigenden Einnahmen und gestärkter Produktion spricht, ist die unmittelbare Wirkung: Verunsicherung, Rückzug, rote Zahlen. Erste Warnungen kommen nun auch aus der US-Wirtschaft. Selbst Trump-Vertrauter Elon Musk hat sich öffentlich gegen die Zollpolitik des US-Präsidenten ausgesprochen.

„Sie küssen meinen Arsch“

Kritik aus den eigenen Reihen zum Trotz denkt Trump gar nicht daran, von seinem Kurs abzuweichen. „Nötige Medizin” hat er sein Vorgehen in den vergangenen Tagen genannt. Auch die Androhung von Gegenschlägen lässt ihn kalt. Auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social zeigt er sich siegesgewiss: „Wir warten auf ihren Anruf. Es wird geschehen.“

Noch direkter wird Trump gestern während einer Rede anlässlich eines Abendessens des Nationalen Republikanischen Kongressausschusses in Washington: „Ich sag's euch, diese Länder rufen uns an und küssen mir den Arsch.” Dabei verteidigte Trump seine Maßnahmen mit den Worten: „Ich weiß genau, was zur Hölle ich tue. Viele Länder haben uns über den Tisch gezogen. Jetzt beenden wir die Abzocke.”

Peking: Schande schlimmer als Zölle

In China stoßen Trumps Drohgebärden auf taube Ohren. 104 Prozent Strafzoll treffen die chinesische Exportwirtschaft empfindlich, ein Nachgeben steht nicht zur Debatte.

Peking reagiert mit demonstrativer Unnachgiebigkeit. Man werde den eingeschlagenen Weg zu Ende gehen, hat man gestern betont. Ein Einlenken käme für China einem Gesichtsverlust gleich – ein unverzeihlicher Schritt in der chinesischen Kultur. Nach wie vor ist sie vom „Jahrhundert der Schande” geprägt. Die Demütigungen durch westliche Mächte im 19. und frühen 20. Jahrhundert haben sich tief in das kollektive Gedächtnis gebrannt.

Ab 10. April erhöht China die Zölle auf US-Produkte von 34 auf 84 Prozent. 

EU kündigt Maßnahmen an

Die Europäische Union hat unterdessen zunächst versucht, zu deeskalieren. Das Angebot einer Freihandelszone hat Trump bislang kalt gelassen, er fordert seinerseits mehr US-Energieexporte nach Europa. Für den heutigen Mittwoch hat die EU die Einführung von Gegenmaßnahmen angekündigt.

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