Erschreckende Details: Doppelmord in Wiener Hotel
Am 23. Juli wird in einem Wiener Hotelzimmer nahe des Franz-Josefs-Bahnhofs eine männliche Leiche mit schwersten Kopfverletzungen gefunden. Schnell ist klar: Hier handelt es sich um Mord. Die Spuren am Tatort und an der Leiche lassen keinen Zweifel an einem Fremdverschulden.
Das Opfer, ein 29-jähriger Slowake, der in Wien für eine Baufirma tätig ist, wird brutal ermordet. Videoaufzeichnungen im Hotelgang führen die Ermittler zu einem 33-jährigen Tschechen, der ebenfalls für dieselbe Baufirma arbeitet. Am selben Tag, um 19.00 Uhr, wird der Verdächtige in Tschechien verhaftet und nach Österreich ausgeliefert.
Geständnis: Mord aus Angst
Bei den Einvernahmen am 1. und 2. August hat der Tscheche ein schockierendes Geständnis abgelegt: Er habe den Mord begangen, weil er sich von seinem Kollegen bedroht gefühlt habe und dachte, er wolle ihn umbringen. Nachdem er sich unbefugt Zutritt zu dessen Zimmer verschafft hat, ist es der tödlichen Auseinandersetzung mit massiver Gewaltanwendung gekommen.
"Fenstersturz": Zweiter Mordfall
Genau in demselben Hotel ist es eine Woche zuvor zu einem Fenstersturz gekommen, bei dem ein 44-jähriges Opfer, ebenfalls ein Slowake und Arbeiter besagter Baufirma, ums Leben gekommen ist. Zunächst wurde kein Fremdverschulden vermutet, da die Verletzungen des Opfers mit einem Sturz in Einklang standen und auch im Hotelzimmer keine derartigen Hinweise gefunden wurden. Eine Zeugin hat zudem angegeben, den Sturz teilweise beobachtet und keine weitere Person gesehen zu haben.
Doch wie viele Zufälle kann es geben? Die Ermittler gehen auch diesem Fall erneut nach. Auf das Todesopfer angesprochen, gesteht der tatverdächtige Tscheche (33) auch diesen Mord. Wieder habe er sich bedroht gefühlt und das Gespräch gesucht, diesmal allerdings bereits mit dem Vorsatz, Gewalt anzuwenden. Nach Betreten des Hotelzimmers schlägt der Täter sein Opfer mit massiven Faustschlägen bewusstlos und wirft den 44-jährigen Kollegen anschließend aus dem Fenster des vierten Stocks.
Motiv: Bedrohung oder Verfolgungswahn?
In beiden Fällen gibt der Tscheche an, er habe sich bedroht gefühlt und geglaubt, seine Arbeitskollegen wollten ihn umbringen. Er vermutet, sie könnten mit der Mafia zusammenarbeiten. Die Ermittler stehen nun vor der Frage: Handelt es sich bei den Aussagen um Schutzbehauptungen oder leidet er unter einem Verfolgungswahn?
Täter droht lebenslange Haft
Wie die Staatsanwaltschaft erklärt, konnte man dem Mörder durch Obduktionsergebnisse, die Durchsuchung des Hotelzimmers sowie die Überwachung seines Telefonanschlusses auf die Spur kommen. Seit Freitag sitzt der 33-Jährige in der Justizanstalt Josefstadt in Wien und zeigt sich weiterhin umfassend geständig. In Österreich ist er bislang unbescholten, doch in Tschechien liegen Vorstrafen aufgrund mehrerer Gewaltdelikte vor. Als nächster Schritt wird ein Sachverständiger ein Gutachten zur Zurechnungsfähigkeit und Gefährlichkeit des Mannes erstellen. Bei einer Verurteilung drohen ihm zehn bis 20 Jahre oder sogar lebenslange Haft.