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Dr. Daniel Feurstein erklärt die Vorteile von Medizinal-Cannabis.
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Hanafsan

Vorarlberg diskutiert: Medizinal-Cannabis für Österreich

28.03.2023 um 11:30, Weekend Magazin Vorarlberg
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Obwohl viele Europäische Länder den Zugang zu Medizinal-Cannabis für Patienten ermöglicht haben, ist das in Österreich nach wie vor nicht möglich.

Um die offensichtlichen Vorteile von Medizinal-Cannabis faktenbasiert zu diskutieren und um Schwung in die festgefahrene Thematik zu bringen, wurde gestern in einer Runde aus Landtagsabgeordneten, Ärzten, Apothekern, Patienten und Cannabis-Experten evaluiert, ob das pflanzliche Arzneimittel nun endlich auch in Österreich Einzug in die Apotheken erhält.

Dass Cannabis zu medizinischen Zwecken schon seit mehr als zweitausend Jahren in Verwendung ist, und folglich als eine der ältesten Arzneipflanzen angesehen wird, ist unumstritten. Auch, dass es bereits einige zugelassene Cannabis Medikamente in der EU gibt, ist ein Fakt. Hierbei handelt es sich um klinisch erforschte und zugelassene Präparate mit dem psychoaktiven Wirkstoff* THC (Tetrahydrocannabinol; Dronabinol) und/oder dem nicht-psychoaktiven Wirkstoff CBD (Cannabidiol), jeweils als Reinsubstanz. Neben diesen zugelassenen Arzneispezialitäten, die in Apotheken heute schon erhältlich sind, gibt es in Österreich und anderen EU-Ländern auch noch die Möglichkeit, im Rahmen des Arzneimittelgesetztes THC als auch CBD Magistral zu verordnen. Hierbei handelt es sich um rezeptpflichtige «Einzelanfertigungen», die nach speziellen Vorschriften, die dem Europäischen Ärztebuch anhängen, in der Apotheke angefertigt werden können.

Wenn es jedoch um Medizinal-Cannabis geht, d.h. Cannabis Flos (Cannabisblüten), schaut die Sache anders aus. So ist Medizinal-Cannabis genau gleich wie THC/Dronabinol und Cannabidiol als spezielle Rezeptur im Europäischen Ärztebuch gelistet. In der Schweiz, Deutschland und etlichen weiteren Ländern in der EU können folglich vom Arzt verschriebe Cannabisblüten in Apotheken bezogen werden. Es handelt sich hierbei um ein rezeptpflichtiges pflanzliches Arzneimittel. In Österreich hingegen ist die Abgabe von Medizinal Cannabis nicht zulässig.

Diskussionsrunde

Um die in dem Zusammenhang landesspezifischen Hintergründe zu evaluieren, trafen sich eine kleine Gruppe aus Landtagsabgeordneten; Dr. Clemens Ender (ÖVP), Nadine Kasper (GRÜNE), Dr. Hubert Kinz (FPÖ) und Johannes Gasser, BA, Bakk., MSc (NEOS), der Arzt Prof. Dr. Alfred Witzmann, die Pharmazeutin Mag. Christina Nettinger und der Biologe und pharmazeutische Unternehmer Dr. Daniel Feurstein am 22. März 2023 im Jonas-Schlössle in Götzis. Drei Vorarlberger Patienten mit schwersten Erkrankungen erzählten von Ihren positiven Erfahrungen mit CBD und Dronabinol und haben offenkundig wenig Verständnis für die österreichische Zurückhaltung, wenn es um ärztlich verordnete Cannabisblüten geht. Stefan Rimmele, ein Patient aus Deutschland erzählte davon, wie er nach einem schweren Verkehrsunfall, trotz schwerster bleibender Schäden, seinen Weg ins Leben und Job mit Medizinal-Cannabis zurückgefunden hat.
So schrieb u.a. die Medizinische Universität Wien; Cannabis in der Medizin: Enormes therapeutisches Potenzial, aber wesentliche Studien fehlen noch (17.12.2021). Letzteres war auch in der Runde ein Thema und legt vermutlich einen vorgeschobenen Stolperstein in Österreich dar, da die geforderten klinische Zulassungsstudien für eine spezielle Medizinal-Cannabis Sorte vermutlich nicht finanzierbar sein werden, da Patente nicht möglich sind. Auf der anderen Seite haben etliche andere EU-Länder wie Deutschland diese Bedenken nicht bzw. nicht so ausgeprägt, wenn es um die Anzahl der wesentlichen Studien geht. Auch zu erwähnen - laut clinicaltrials, eine Datenbank in den weltweit klinischen Studien gelistet werden, sind dutzende klinische Medizinal-Cannabis Studien bei verschiedenen Indikationen durchgeführt worden und weiter dutzende Studien rekrutieren aktuell Patienten.

Fakt ist, es bedarf keiner gesetzlichen Änderung in Österreich, um die Abgabe von Medizinal-Cannabis durch Ärzte zu ermöglichen. Aus Perspektive der meisten Anwesenden geht es hier am Ende einzig um den politischen Willen, der durch Experten und Gremien beeinflusst wird. Und – die Beratungen müssen zukünftig durch unabhängige** Experten erfolgen.

*wichtiger Exkurs: zu den Suchtmitteln zählen auch Opiate, Alkohol, Nikotin etc.
**Kritik an Experten für Cannabis-Bericht des Gesundheitsministeriums, Der Standard 11. Jänner 2019

Statements

Dr. Clemens Ender, ÖVP:

„Wir als Politiker stehen in der Verantwortung, die richtigen Zeichen zu setzen, die wir besonders bei komplexen Thematiken natürlich auch von Fachleuten übermittelt bekommen. Wenn aus der Medizin ein Kollektiv an Fachleuten auf uns zukommt und einen Weg bzw. eine klare Meinung zu Medizinal-Cannabis mitteilen kann, dann haben wir auch die Möglichkeit, die Thematik weiterhin zu forcieren. Grundsätzlich sehen wir darin auf jeden Fall Potenzial.“

Mag. Nadine Kasper, Grüne:

„Aus der Sicht des Patienten ist es einfach eine unglaubliche Zumutung, sich neben Schmerzen und Leid auch noch damit herumschlagen zu müssen, welche Behandlung oder welcher Wirkstoff einem selbst in einer solchen Situation weiterhelfen kann. Und das ist aktuell das Problem, denn die Thematik wird immer noch zu wenig aufgegriffen und es muss doch besonders, weil die Rahmenbedingungen ja bereits vorhanden sind, eine Möglichkeit geben, in konkreten Situationen und nach Absprache mit dem Arzt Medizinal-Cannabis auch in Form von Cannabis Flos erhalten zu können, ohne dabei einen behördlichen Hürdenlauf absolvieren zu müssen.“

Dr. Hubert Kinz, FPÖ:

„Die Rahmenbedingungen sind da und das ist definitiv ein Vorteil, doch es fehlt an einer inhaltlichen und wissenschaftlichen Fachmeinung zu Cannabis-Blüten. Das Signal, dass uns die Forschung und die ärztlichen Strukturen des Landes vermitteln, ist einfach nicht stark genug und wir als Politiker können keine Entscheidung treffen, nur weil wir denken, dass die Freigabe von Cannabis Flos eine Möglichkeit wäre. Es braucht Universitäten, medizinische Netzwerke und natürlich die jeweiligen Gremien dazu, dass wir hier besser aufgeklärt werden und dementsprechend auch weiterhin politisch über diese Thematik diskutieren können.“

Johannes Gasser, BA, Bakk. Msc., NEOS:

„Expertenmeinungen braucht es definitiv, was es aber nicht braucht, sind die zahlreichen Unklarheiten und Stolpersteine, die hinsichtlich Medizinal-Cannabis potenziellen Cannabis-Patienten das Leben erschweren. Es wurden diesbezüglich auch bereits Anträge im Gesundheitsausschuss des Nationalrats eingereicht, die bislang keine großen Auswirkungen auf eine fachliche Aufarbeitung der Thematik hatten. Ganz im Sinne der Zeit müssen wir hier aktiv werden, denn ein Umdenken der hier doch recht vielversprechenden therapeutischen Thematik ist nicht nur erforderlich, sondern schon längst überflüssig.

Univ. Prof. Dr. med. Alfred Witzmann,
Hypnose und Schmerztherapeut:

„Es ist schon erstaunlich, dass wir hier von Substanzen und Substanzmischungen sprechen, die wissenschaftlich und klinisch belegt einen therapeutischen Nutzen aufzeigen, und trotzdem sprechen wir immer noch darüber, ob das alles Sinn macht oder nicht. Aus meiner Sicht und Erfahrung als ehemaliger Primar der Neurochirurgie Landeskrankenhaus Feldkirch und als Schmerztherapeut muss ich ganz klar sagen, dass es doch nur ein Vorteil sein kann, wenn wir für komplexe medizinische Fälle – die es tagtäglich gibt - mehrere Tools und Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung haben. Und: Medizinal-Cannabis wird kommen, davon bin ich fest überzeugt.“

Mag. Christina Nettinger, Apothekerin:

„In den letzten Jahrzehnten hat sich hinsichtlich der Thematik Medizinal-Cannabis nicht viel geändert, und das ist schon erschreckend. Einerseits stellen wir fest, dass das gesundheitstechnische Konstrukt, in dem wir uns befinden, gar keine Zeit dafür hat. Andererseits geht’s aber auch einfach darum, dass Cannabis sehr schnell stigmatisiert wird und deshalb auch bei den zuständigen Anlaufstellen gar nicht so recht als medizinische Notwendigkeit wahrgenommen wird. Aus Sicht einer Apothekerin, die tagtäglich mit den unterschiedlichsten Krankheitsbildern und den dahinterstehenden Menschen in Berührung kommt, ist es für mich unverständlich, dass wir hier auch auf politischer, aber auch medizinischen Ebene einfach wegschauen.“

Mag. Christof van Dellen,
Präsident der Vorarlberger Apothekerkammer:

„Die Abgabe von ärztlich verordnetem Medizinal-Cannabis (Cannabis Flos) sehe ich von Apothekerseite als absolut umsetzbar und auch wichtig an. Wir produzieren und geben ja bereits THC-haltige Produkte wie Dronabinol ab. Aus meiner Sicht besteht daher kein Grund, wieso Medizinal-Cannabis nicht auch in Österreich durch Apotheken abgegeben werden sollte. Es hat sich schon in vielen Ländern als Arzneiprodukt mit natürlichen Wirkstoffen, die schmerzlindernd, entzündungshemmend und entkrampfend wirken bewährt.“

Dr. Daniel Feurstein, Biologe
und GF Dr. Feurstein Medical Hemp GmbH:

„Ich sehe es als eine ethische Verpflichtung und medizinische Notwendigkeit an, Medizinal-Cannabis auch in Österreich für Patienten sofort zulässig zu machen als eine mögliche Therapieoption. Neben den unzähligen wissenschaftlichen Publikationen, dutzenden klinischen Studien, einigen wenigen zugelassenen Cannabis Arzneispezialitäten, gibt es doch auch aus Ländern wie Deutschland, der Schweiz, Kanada, Israel und etlichen US-Bundesstaaten riesige Datensätze, die die Wirksamkeit von Cannabis-Blüten bei gewissen Erkranken sehr gut belegen. So bestätigte der deutsche Arzt und Cannabis Experte Dr. med. Franjo Grotenhermen in einem ORF Interview, dass 1-3 von 5 therapieresistenten Schmerzpatienten auf Cannabis-Blüten gut ansprechen.“

Weitere Informationen finden sie hier.

Dr. Daniel Feurstein Geschäftsführer und Gründer HANAFSAN
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