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Erneuerung der Seebühne nach 45 Jahren.
Erneuerung der Seebühne nach 45 Jahren.
Erneuerung der Seebühne nach 45 Jahren.
Gabriel Fässler

Bregenzer Festspiele: Nahtlos in die Großbaustelle

13.08.2023 um 09:00, Weekend Magazin Vorarlberg
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Der technische Leiter der Bregenzer Festspiele steht direkt nach dem Ende von Madame Butterfly auf der Seebühne vor einer Mammutaufgabe.

Weniger als acht Stunden später, nachdem Cio-Cio-San alias Madame Butterfly in der Nacht vom 20. August zum letzten Mal aus Verzweiflung den Freitod sucht, rücken Hebekräne und anderes schweres Gerät an. Nicht nur der Abbau des aktuellen Bühnenbildes steht auf der Agenda. Es wird bereits die Basis für das Spiel auf dem See 2024/25 vorbereitet und eingerichtet, der Kern der Seebühne aus Beton wird saniert und erneuert und neue Leitungen werden im Seegrund verlegt.

Zaungäste

Spaziergänger dürfen als Zaungäste ab übernächster Woche aus sicherem Abstand bestaunen, wie sich der Bereich der Seebühne in eine Großbaustelle verwandelt. Die einzelnen Anschnitte sind eng getaktet. Arno Kuntner, Baukoordinator der Bregenzer Festspiele, zeichnet ein plastisches Bild: „Was nicht bis 8. September ausgeräumt ist, knabbert der große Bagger weg.“ Nach der letzten Aufführung von Madame Butterfly bleiben somit gerade mal drei Wochen Zeit, um das gesamte technische Equipment auszubauen, von der Hydraulikanlage bis zum einzelnen Feuerlöscher. Zwei Wochen zum Abbruch und Abtransport des gesamten Bühnenbildes, ein paar Tage mehr, um auch den Betonkern auszuräumen.

Konstruktionsteile werden, soweit es geht, recycelt, der Rest fachgerecht entsorgt. Ein Großteil an technischen Einrichtungen wird später wieder eingebaut. Wer einmal an einer Führung über die Seebühne teilgenommen hat, hat gesehen, wie Lagerräume, Werkstätten, Garderoben und technische Gerätschaften aufeinander picken und wie beengt alles ist. Bis zur nächsten Saison wird alles neu organisiert. Ein paar Bereiche übersiedeln ins Festspielhaus, andere erhalten mobile Container-Lösungen, für wiederum andere gibt es weiterhin fixe Räume am See. „Alles wird kompakter“, sagt Arno Kuntner.

Neu nach 45 Jahren

Der ohnehin fällige Umbau für den Freischütz eröffnet zugleich das Zeitfenster, in dem auch die anstehende Sanierung des Betonkerns über die Bühne geht. Der Betonkern ist die Basis für das jeweilige Bühnenbild, die Hinterbühne und alles, was für ein Spiel auf dem See an Ort und Stelle benötigt wird, aber von den Zuschauer:innen verborgen bleiben soll. Dieser Betonkern steht zum Teil schon über 45 Jahre im Wasser. Er wird abgerissen und neu errichtet. Etwas versetzt, schmaler und um einige wenige Grad gedreht und auf die Mittelachse der Tribüne ausgerichtet – und zweistöckig.

Dieses Projekt leitet Martin Fend. „Als erstes kommen Spundwände, dann wird die Bodenplatte saniert und Piloten werden fürs Fundament eingebracht, Wände hochgezogen … wenn alles funktioniert, sollte das Ende Jänner erledigt sein.“ Wo auf dem Platz der Wiener Symphoniker im Moment noch das große Gastronomiezelt aufgebaut ist, nimmt schon in den nächsten Tagen die Baustelleneinrichtung Form an. Und von dort aus wird für die Betonmischer, Lkw und anderen Baustellenfahrzeuge bogenförmig eine sechs Meter breite Baustraße zur Seebühne im Wasser aufgeschüttet.

Bauliche Hotspots

Auf der anderen Flanke der Seebühne werden zwei fixe Versorgungstunnel zwischen Ufer und – neuer – Seebühne gegraben. Die Rohre dafür werden zurzeit in Fußach vorbereitet. Sie nehmen alle Zu- und Entsorgungsleitungen auf, die eine Seebühne dieser Größenordnung braucht und die im Moment noch weniger wartungsfreundlich auf dem Seegrund liegen.

Auch diese westliche Seite des Festspielhauses ist ein baulicher Hotspot. Dort laufen bereits die Vorbereitungen für die zukünftige gemeinsame Geothermienutzung mit dem neuen Hallenbad der Stadt nebenan, der Neubau der Küche im Festspielhaus, die Übersiedlung einiger technischer Abteilungen in das neue Werkstättengebäude, wodurch im Querriegel Räume frei werden und sich das Künstlerische Betriebsbüro im 4. und andere Abteilungen im 3. Stock über mehr Platz freuen dürfen. Den sehnen die Mitarbeiter:innen durch die gestiegenen Aufgaben längst herbei. Auch das hält die Zuständigen der Bregenzer Festspiele in den kommenden Wochen und Monaten auf Trab. Doch davon werden die Spaziergänger am See nichts mitbekommen.

 

 

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