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Das KTM-Gebäude in Mattighofen von außen.
Für KTM-Mitarbeiter gibt es weder einen Novemberlohn noch Weihnachtsgeld.
Für KTM-Mitarbeiter gibt es weder einen Novemberlohn noch Weihnachtsgeld.
MANFRED FESL / APA / picturedesk.com

Schlag ins Gesicht: Kein Geld für KTM-Mitarbeiter

27.11.2024 um 07:32, Simone Reitmeier
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KTM steckt in der Krise: Gehälter und Weihnachtsgeld bleiben aus, 300 Stellen fallen weg. Ein Sanierungsverfahren soll die Zukunft des Unternehmens sichern.

Seit gestern steht fest: KTM mit Firmensitz in Mattighofen leitet am kommenden Freitag ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung ein. CEO Stefan Pierer hat emotionale Worte an seine Mitarbeiter gerichtet. „Jetzt legen wir einen Boxenstopp für die Zukunft ein. Die Marke KTM ist mein Lebenswerk und ich werde für sie kämpfen.“ Dieser sogenannte Boxenstopp betrifft wohl auch Gehalt und Weihnachtsgeld.

Kein Novembergehalt, kein Weihnachtsgeld

Wie AK OÖ-Präsident im Ö1-Morgenjournal berichtet, habe man ihm mitgeteilt, dass die Löhne und Gehälter für November sowie die Weihnachtsremuneration nicht mehr bezahlt werden. Hier komme dann der Insolvenzfonds ins Spiel, wenn die Ansprüche anerkannt werden. Betroffen sind 3.400 Arbeitnehmer. Bis Geld fließe, wird es laut Stangl aber noch einige Monate dauern. Die Löhne für Dezember möchte der strauchelnde Motorradhersteller allerdings früher – und zwar bereits nächste Woche – auszahlen.

AK warnt vor Eigeninitiativen

Dass so manch ein KTM-Mitarbeiter wütend ist und am liebsten sofort hinschmeißen möchte, ist nicht verwunderlich. Dennoch warnt die AK Oberösterreich vor überstürzten Eigeninitiativen. „Jetzt keinesfalls das Arbeitsverhältnis überstürzt auflösen. Dadurch könnten Ansprüche verloren gehen“, so Stangl. Am kommenden Montag sollen Betriebsversammlungen stattfinden, bei denen AK-Experten kostenlos über Rechte und Pflichten aufklären. „Wir werden alles daransetzen, dass die Beschäftigten so rasch wie möglich zu ihrem Geld kommen.“

Bis zu 300 Stellen werden abgebaut

Ab Jänner sollen Löhne und Gehälter wieder normal ausbezahlt werden, informierte ein KTM-Sprecher die APA. Konsequenzen für die Mitarbeiter gibt es aber trotzdem: Für das neue Jahr wurde bereits ein Produktionsstopp angekündigt, die Arbeitszeit wird auf 30 Stunden reduziert und ab März steigt man von einem Zwei- auf einen Ein-Schicht-Betrieb um. Insgesamt werden bis zu 300 Stellen komplett abgebaut.

Dreistelliger Millionenbetrag

In einer offiziellen Mitteilung von Pierer Mobility heißt es, der Finanzierungsbedarf der KTM AG belaufe sich nach derzeitigem Stand „auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag“. Das Management gehe nunmehr nicht davon aus, dass es gelingen wird, die notwendige Zwischenfinanzierung zeitgerecht sicherzustellen. Daher habe man sich für das Sanierungsverfahren entschieden. Ziel sei, „innerhalb von 90 Tagen mit den Gläubigern einen Sanierungsplan zu vereinbaren“. Durch eine „Redimensionierung der Produktion“ soll der Lagerüberbestand bei KTM und den Händlern in den kommenden zwei Jahren angepasst werden. "Dadurch wird es in den Jahren 2025 und 2026 zu einer Reduzierung der Betriebsleistung an den österreichischen Standorten im Ausmaß von insgesamt über EUR 1 Mrd. kommen." Die Gesellschaft erwarte daher für das Jahr 2024 ein negatives Jahresergebnis im sehr hohen dreistelligen Millionenbereich.

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