Vierschanzentournee: Tschofenig gewinnt Heimkrimi
Daniel Tschofenig ist in Bischofshofen in einer dramatischen Entscheidung zu seinem ersten Titel bei der Vierschanzen-Tournee gesegelt. Der Kärntner fing am Dreikönigstag mit einem Sieg vor Jan Hörl und Stefan Kraft seine Teamkollegen noch ab. In der Gesamtwertung fixierte das Trio den insgesamt dritten Dreifacherfolg für Österreich in der Tourneegeschichte nach 1975 und 2012. Mit dem Triumph endete auch die ÖSV-Durststrecke seit dem Kraft-Sieg 2015.
Minimalster Abstand
Tschofenig sicherte sich mit seinem zweiten Tagessieg nach jenem in Garmisch seinen bisher größten Erfolg. Dem 22-Jährigen gelang nach einem Bewerb mit großen Unterschieden bei der Windkompensation und langer Wartezeit vor dem finalen Sprung von Halbzeitleader Kraft sein vierter Weltcup-Erfolg. In der auch nach dem Finale noch knappen Endabrechnung lag Tschofenig nur 1,4 Punkte vor Hörl. Dem wie Hörl schwer enttäuschten Kraft fehlten 4,1 Zähler.
Unbeschreibliches Gefühl
"Unbeschreiblich, ich kann es nicht realisieren, aber es ist auf jeden Fall wunderschön", sagte Tschofenig nach dem nervenzerreißenden Finale vor 14.300 Fans. Er habe vor dem letzten Sprung eigentlich keine Chance mehr für sich gesehen. "Ich bin einfach überglücklich, unvorstellbar", meinte der strahlende Sieger, der Mitleid mit Kraft hatte. "Es war für Stefan sicher keine gute Situation."
Windpech für Kraft
Der nach dem ersten Durchgang führende Salzburger hatte vor dem entscheidenden Sprung wegen einer Windunterbrechung lange warten müssen. "Das ist sehr, sehr bitter. Er wollte nicht zu mir kommen, der goldene Adler. Ich habe alles probiert, aber so lange warten ist nicht lustig. Es wollte nicht sein", sagte der als knapper Tournee-Leader in den Schlusstag gegangene Kraft. Fair sei die Entscheidung nicht abgelaufen, so der dreimalige Weltmeister. Beschweren wolle er sich aber nicht. "Man braucht auch ein bisserl Glück, wenn man die Tournee gewinnen will."
Teamerfolg
Glücksgefühle über das famose Mannschaftsabscheiden habe er momentan nicht wirklich. "Ein herber Tiefschlag für mich, aber für uns als Nation ist es natürlich ein Wahnsinn." Hörl verlor die Tournee wohl durch eine verwackelte Landung im Finale. "Das tut schon weh. Es ist bitter, aber wir haben einen durchgebracht. Wir gewinnen als Team, das passt ganz gut. Es tut zwar weh, aber wir freuen uns mit Tschofe."
Widhölzl: "Das ist schon brutal gut"
Einer der mit Tschofenig mitjubelnden Funktionäre war sein Cheftrainer Andreas Widhölzl. Der Tiroler ist 25 Jahre nach seinem eigenen Triumph als Springer der erste, der die Tournee als Aktiver und Coach gewonnen hat. Widhölzls Mannschaft dominierte das Geschehen wie keine andere zuvor, den anderen Teams blieb teils nur ungläubiges Staunen. Sowohl in Oberstdorf, Innsbruck als auch beim Finale feierten die rot-weiß-roten Adler Dreifachsiege. Nur in Garmisch störte der zweitplatzierte Schweizer Gregor Deschwanden das Bild. Deschwanden wurde letztlich hinter Johann Andre Forfang Gesamtfünfter. Der Norweger hatte Riesenrückstand auf das ÖSV-Trio.
Momentum entscheidend
Widhölzl hob nach dem dramatischen Finale die Teamleistung hervor. "Das Momentum war für Daniel da, so ist der Sport, es ist verständlich, dass zwei enttäuscht sind. Für Skisprung-Österreich ist es aber wieder ein Wahnsinnstag gewesen", sagte Widhölzl zur APA. Insgesamt sei die Tournee traumhaft verlaufen. "Dreimal ein Dreifachsieg, das ist schon brutal gut. Da kann man nicht viel aussetzen."
Konkurrenz schwer geschlagen
Große Sprungnationen wie Deutschland mit dem anfänglichen Favoriten Pius Paschke oder die arg schwächelnden Polen erlebten beim ersten Saisonhöhepunkt mehr oder weniger große Debakel. Aus dem norwegischen Lager waren gleich nach dem ÖSV-Auftakttriumph in Oberstdorf Bedenken bekommen, dass die Österreicher einen Anzugmaterialvorteil hätten. Beweise oder gar bei den strengen Kontrollen durchgefallene Springer blieben jedoch aus. Im rot-weiß-roten Tross sorgte das Thema für Belustigung und den einen oder andern Seitenhieb auf mögliche Neider.
Allen anderen Nationen gemeinsam ist bisher übrigens erst ein einziger Triplesieg gelungen, und zwar den Finnen 1954/55. Finnland ist es auch, das Österreich mit dem nun 17. Gesamtsieg als nun allein erfolgreichste Nation überflügelte.