Schweigegeld: Horner könnte Klage drohen
Nach wochenlanger Untersuchung gestern großes Aufatmen in Teilen der Motorsportwelt: Christian Horner bleibt Teamchef bei Red Bull Racing. Die gegen ihn vorgebrachte Beschwerde wurde nach einer unabhängigen Untersuchung abgewiesen. Horner wurde von einer Mitarbeiterin unangemessenes Verhalten vorgeworfen. Völlig erledigt scheint die Sache damit aber noch nicht zu sein.
Entlastung nach Untersuchung
Für viele kam die Meldung gestern überraschend: Die Beschwerde gegen den längstdienenden Teamchef der F1 wurde zurückgewiesen. Die vorangegangene Untersuchung hat sich über Wochen gezogen. "Red Bull ist überzeugt, dass die Untersuchung fair, gründlich und unbefangen war", so das offizielle Statement. Mit der Aufarbeitung beauftragt wurde ein externer Untersuchungsanwalt. Der abschließende Bericht umfasst 150 Seiten und 60 Stunden transkribierte Gespräche. Allein Horner wurde im Februar über acht Stunden lang befragt. Was genau in dem Machwerk steht, ist geheim – und das soll auch so bleiben, stellt der Konzern klar: "Der Untersuchungsbericht ist vertraulich und enthält private Informationen der Parteien und Dritter, die an der Untersuchung mitgewirkt haben. Aus Respekt für alle Beteiligten wird Red Bull sich daher nicht weiter dazu äußern."
Hinter verschlossenen Türen
Auch wenn sich der Milliardenkonzern darüber hinaus in Schweigen hüllt, hinter verschlossenen Türen soll es umso lauter rumoren. Wie man aus dem Umfeld des Austro-Rennstalls hört, soll das vor allem an Meinungsverschiedenheiten der Eigentümer liegen. So sollen vor allem die thailändischen Mehrheitseigner des Konzerns Horner gestützt haben, während der österreichische Teil durchaus die Entlassung des Rennstall-Bosses erwogen hat.
Gespanntes Verhältnis
Zwar steht das Team damit nicht unerwartet kurz vor Saisonstart ohne Teamchef dar. Die Debatten um Horners Position sind auf Dauer aber alles andere als leistungsfördernd. Gerüchte um ein mögliches Fehlverhalten des Briten geistern bereits seit Monaten durch das Fahrerlager. Das Verhältnis von Weltmeister und Rekordfahrer Max Verstappen zu seinem Teamchef soll sich deutlich abkühlt haben. So hat Verstappen in den letzten Tagen auffallend vermieden, sich voll hinter Horner zu stellen. Auch nach Bekanntwerden des Untersuchungsergebnisses fehlt ein klares Bekenntnis des Niederländers zu seinem Teamchef.
Schweigegeld und rechtliche Schritte
Damit aber nicht genug: Auch wenn Red Bull betont, dass die Beschwerde abgewiesen wurde, so fügt das Unternehmen im offiziellen Statement hinzu: "Die beschwerende Partei hat das Recht Berufung einzulegen." Besagte Mitarbeiterin soll jetzt rechtliche Schritte gegen Horner in Erwägung ziehen. Wie die niederländisches Tageszeitung "De Telegraaf" berichtet hat, soll Horner ihr zu Beginn der Untersuchung sogar 650.000 Pfund (rund 760.000 Euro) geboten haben, damit sie die Vorwürfe zurückzieht. Auch mit Vorliegen des Berichts, könnte die Sache noch nicht gegessen sein. Wie mehrere Medien berichten, könnte die Mitarbeiterin jetzt sogar eine offizielle Klage erwägen.