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IV-Präsident Georg Knill warnt in der ZIB 2 vor einem drohenden Wohlstandsverlust in Österreich.
IV-Präsident Knill ist alarmiert: Er warnt vor drohendem Wohlstandsverlust.
IV-Präsident Knill ist alarmiert: Er warnt vor drohendem Wohlstandsverlust.
Screenshot ZIB 2 / on.orf.at

Knill warnt vor Wohlstandverlust: "Feuer am Dach!"

15.11.2024 um 07:16, Stefanie Hermann
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Arbeitsplätze gehen verloren, Unternehmen straucheln, Staatsschulden steigen dramatisch: Österreichs Wirtschaft wankt. IV-Präsident Georg Knill ist alarmiert.

Die Pleitenflut reißt nicht ab: Das Möbelhaus Kika/Leiner geht in die Insolvenz, fast 1.400 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Auch KTM streicht bis zu 300 Stellen. Das Unternehmen benötigt eine Finanzspritze in Millionenhöhe. Die Wirtschaft leidet unter einer Spirale aus steigenden Kosten und sinkender Wettbewerbsfähigkeit. Währenddessen steigen die Staatsschulden, Österreich riskiert, ein EU-Defizitverfahren auszulösen. Der Fiskalrat warnt vor einem Budgetloch, das größer ist als erwartet. Auch Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung, zeigt sich zu Gast in der ZIB 2 alarmiert.

"Feuer am Dach"

„Die Situation ist prekär, es ist Feuer am Dach“, warnt Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung in der ZIB 2. Die Krise sei die längste seit 1945, und die Aussichten düster. Laut Knill stehen Österreichs Unternehmen am Abgrund. Hohe Lohn- und Produktionskosten haben das Land als Standort unattraktiv gemacht. Es drohe die „Deindustrialisierung“ – eine Austrocknung jenes Wirtschaftszweigs, der einst Wohlstand sicherte.

Kosten fatal für Standort

Am Weltmarkt hat Österreich mittlerweile ein "Preisleistungsproblem". Österreichische Produkte seien zwar weiterhin innovativ und gefragt, aber aufgrund der hohen Arbeits-, Energie- und Bürokratiekosten am Standort nicht mehr wettbewerbsfähig. Die Unternehmen konkurrieren täglich mit Wettbewerbern, die diese Kostensteigerungen nicht hatten. So sind die Lohnstückkosten in Österreich seit 2020 um 30 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Deutschland verzeichnet lediglich einen Anstieg von 17, Italien gar nur von sieben Prozent. Österreich habe sich selbst aus der „Wettbewerbsfähigkeit rauskatapultiert“, so Knill. Aufgrund der teuren Arbeitsplätze und Produktionskosten würden Unternehmen ihre Standorte ins Ausland verlagern oder schließen – „fatal für den Standort Österreich“.

Wohlstand in Gefahr

„Wenn es der Industrie schlecht geht, geht es uns allen schlecht“, findet Knill deutliche Worte. Die Industrie sorge für ein Viertel der Wirtschaftsleistung und Beschäftigung in Österreich – 25 Prozent der Wertschöpfung und 25 Prozent aller Beschäftigten entfallen auf den produzierenden Sektor. Ein Rückgang in diesem Bereich hätte massive Folgen für die Kaufkraft und die Lebensqualität der Menschen, Wohlstandsverluste würden die gesamte Bevölkerung treffen.

Unsicherheitsfaktor Energie

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor bleibt die Energieversorgung. Zwar habe Österreichs größter Energieversorger OMV vorgesorgt, falls russisches Gas durch die Ukraine ausbleiben sollte. Die Unabhängigkeit von russischem Gas sei aber noch nicht vollständig gesichert. Steigende Energiepreise werden die Kosten für Unternehmen weiter erhöhen und die Wettbewerbsfähigkeit weiter belasten.

Forderungen an neue Regierung

Knill fordert von der neuen Bundesregierung ein radikales Umdenken: Lohnnebenkosten müssten sinken, Bürokratie „entrümpelt“ und Investitionen gefördert werden. „Wir dürfen nicht länger die Wettbewerbsfähigkeit aufs Spiel setzen“, fordert Knill und warnt vor einer „Vollkasko-Mentalität". „Es braucht Mut für echte Strukturreformen, um Österreich wieder stark zu machen.“

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