Millionenflop: Superminister räumt auf
"Ein Projekt mit guter Intention", nennt es Wirtschaftsminister Martin Kocher, einen katastrophalen Flop die Opposition. 2020 als digitale Antwort auf die Einbußen im Handel gedacht, wird die von der damaligen, mittlerweile zurückgetretenen Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) lancierte E-Commerce-Plattform nun endgültig abgedreht. Zum 1. Juli schließt das Kaufhaus Österreich seine digitalen Pforten. Das Ziel, sich unabhängiger von internationalen Plattformen zu machen, sei gescheitert, so Staatssekretär Florian Tusky (ÖVP).
Das Kaufhaus Österreich war ein Projekt, das einer sehr guten Intention folgte, sich aber aus Kosten-Nutzen-Sicht als nicht wirklich zielführend herausgestellt hat. In seiner aktuellen Ausgestaltung verursacht das Projekt noch einen Mitteleinsatz von über 26.000 Euro im Jahr. 1/2
— Martin Kocher (@MagratheanTimes) June 24, 2022
Keine Konkurrenz für Amazon
Als Online-Verzeichnis österreichischer Händler sollte die Website die Auswirkungen der Lockdowns im physischen Handel digital abfedern. Besonders kleinen Unternehmen, ohne E-Commerce-Erfahrung wollte man damit unter die Arme greifen. Schnell musste es gehen, die Plattform wurde adhoc vor dem Weihnachtsgeschäft 2020 aus dem Boden gestampft. Wer auf der Website vorbeigeschaut hat, dem wurde schnell klar: Eine echte Alternative, gar Konkurrenz zu Amazon und Co ist hier nicht entstanden. Wenige Monate nach ihrem Launch wurde die Seite deswegen von eine E-Commerce- zu einer Infoplattform für Unternehmen umgemodelt.
Außer Spesen nix gewesen?
Wirklich profitiertdavon haben bis heute nur jene, die an Entwicklung, in Betriebnahme und Betreiben involviert waren. Die Suchfunktion habe "Defizite" gehabt, von Flop möchte Digital-Staatssekretär Tusky nicht sprechen. Auch Schramböck bleibt dabei, dass das Projektwichtig für die Debatte über E-Commerce in Österreich gewesen sei. Der auf der Website angesiedelte Informationsteil zum Thema wird künftig auf andere Plattformen ausgelagert.
ÖVP unsicher über Kosten
Diskutiert wird aber bis heute vor allem eines: die horrenden Kosten des gefloppten Projekts. Selbst innerhalb der ÖVP ist man sich uneins wieviel es wirklich gekostet hat. Während der ehemalige Generalsekretär des Wirtschaftsministeriums, Michael Esterlas im ÖVP-U-Ausschuss von 1,2 Millionen Euro spricht, kann man diese Zahl im mittlerweile zuständigen Digital-Staatsekretär nicht. Dort werden die Ausgaben mit rund 946.000 Euro beziffert. Oppositionspartei SPÖ sieht die Kosten mindestens doppelt so hoch. Sie geht von Ausgaben in Höhe von 1,8 Millionen Euro aus. So oder so: Immerhin die Instandhaltungskosten von rund 2.200 Euro im Monat wird man sich künfitg sparen.