Direkt zum Inhalt
Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer will Trump gegenüber Einigkeit und Selbstbewusstsein zeigen.
Hattmannsdorfer fordert geschlossenes Vorgehen der EU.
Hattmannsdorfer fordert geschlossenes Vorgehen der EU.
HANS KLAUS TECHT / APA / picturedesk.com

ÖVP-Wirtschaftsminister will Trump „wehtun”

03.04.2025 um 14:40, Stefanie Hermann
3 min read
Der drohende Handelskrieg trifft Österreich hart. Die Exportwirtschaft befürchtet Milliardenverluste. Wirtschaftsminister Hattmannsdorfer hat klare Forderungen.

US-Präsident Donald Trump hat mit der Ankündigung neuer Importzölle in Höhe von 20 Prozent auf europäische – und damit auch österreichische – Waren eine neue Eskalationsstufe im transatlantischen Handelsstreit erreicht. Die Maßnahme trifft insbesondere exportorientierte Volkswirtschaften wie Österreich empfindlich.

EU-Kommissarin Ursula von der Leyen hat heute bereits Gegenmaßnahmen angekündigt. Auch Österreichs Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) fordert heute „wirtschaftlichen Gegendruck“, um Trump „an den Verhandlungstisch zu zwingen“. Er will Trump dort treffen, „wo es weh tut”, sagt er heute bei einem gemeinsamen Treffen mit dem Präsidenten der Industriellenvereinigung (IV), Georg Knill, und Vertreterinnen und Vertretern der österreichischen Exportwirtschaft. „Wir müssen keine Angst haben”, so der gemeinsame Grundtenor. Aber: Gefallen lassen will man sich die neuen Maßnahmen nicht wehrlos.

Österreich direkt betroffen

Österreichs Wirtschaft ist alarmiert. Die Vereinigten Staaten gelten nach Deutschland als zweitwichtigster Handelspartner Österreichs. „Sechs von zehn Euro in Österreich werden durch Exporte erwirtschaftet“, betont Hattmannsdorfer heute am Rande eines Treffens mit IV-Präsident Georg Knill. „Handelsbarrieren bringen Verlierer auf beiden Seiten”, fasst Knill zusammen.

Bereits im Jahr 2024 hatte Österreich Waren im Wert von 16,2 Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten exportiert, während Importe im Umfang von lediglich 7,1 Milliarden Euro verzeichnet wurden. Der Überschuss im Warenhandel fällt somit klar zugunsten Österreichs aus – eine Konstellation, die Trump mit seinem Zollschritt offenbar angreifen wollte. Dienstleistungen, bei denen die USA einen Überschuss aufweisen, werden in dieser Rechnung vom Weißen Haus jedoch nicht berücksichtigt.

In Österreich dürften sich die neuen Zölle laut dem Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO am stärksten auf die Maschinen- und Metallindustrie sowie die Autozulieferbranche auswirken.

Schaden für die heimische Wirtschaft

Einer vorläufigen Modellrechnung des Instituts für Höhere Studien (IHS) zufolge, werde das Wirtschaftswachstum in Österreich in den Jahren 2025 und 2026 durch die neuen US-Zölle um jeweils 0,2 Prozentpunkte sinken. Insgesamt werde sich der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) 2025 auf –0,4 Prozent belaufen. Bereits zuvor hatte das IHS einen Rückgang von –0,2 Prozent prognostiziert. IHS-Außenhandelsökonom Klaus Weyerstrass warnte zudem vor einem Anstieg des Budgetdefizits und einer zusätzlichen Belastung durch eine erwartete globale Wachstumsverlangsamung.

WIFO-Ökonom Harald Oberhofer geht einen Schritt weiter und prognostiziert sogar eine Schrumpfung des BIP um 0,35 Prozent sowie einen Rückgang der Exporte um 1,4 Prozent. Gleichzeitig warnt er davor, dass Trumps Zölle auch den USA selbst schaden könnten: „Trump bringt mit seinen Maßnahmen das regelbasierte Handelssystem unter Druck – die Frage ist, ob das langfristig wirklich den gewünschten Effekt bringt.“

Wirtschaftsminister will Gegenschläge

Hattmannsdorfer kündigt heute eine entschlossene Reaktion an: „Wir müssen knallhart verhandeln und Trump dort treffen, wo es ihm weh tut – bei seinen engsten Verbündeten.“ Ziel müsse sein, anzusetzen, wo es Trump politisch am meisten schmerze. Als Beispiel nennt der ÖVP-Minister US-Technologiekonzerne sowie Produkte aus republikanisch dominierten Bundesstaaten, darunter Jeans, Whisky und Soja. Zwar wolle er nicht „an der Eskalationsschraube drehen”, aber es gehe auch nicht um Symbolpolitik. „Handelspolitik eignet sich nicht für innenpolitische Showprogramme", hält er fest. Ziel sei ein fairer Handel ohne einseitige Belastungen. „Deshalb fordern wir Trump zum Dialog auf – notfalls mit wirtschaftlichem Gegendruck.“

Als größter Binnenmarkt der Welt brauche die Europäische Union jetzt ein koordiniertes Vorgehen. Nur ein gemeinsames, starkes und selbstbewusstes Auftreten könne gegenüber den USA Wirkung entfalten. „Wir dürfen uns von skurrilen Politikmodellen nicht einschüchtern lassen“, so der Minister. „Jetzt ist es Verhandlungssache, wie wir damit umgehen”, pflichtet auch Knill bei, der eine harte Kante fordert. Bereits am kommenden Montag beraten die europäischen Handelsminister in Luxemburg zu dem Thema.

more