Wilder Streit in ZIB 2: "Wollen Sie mir drohen?"
Es war ein Gespräch, das zweifellos in die Geschichte der ZIB 2 eingehen wird. Bei Armin Wolf sind gestern Abend die Emotionen hochgekocht. Dabei wurde es teilweise persönlich – sogar Klagsdrohungen standen im Raum.
Ersatz für Kickl
Aber zunächst auf Anfang. Im Rahmen der Gespräche mit den Parteichefs vor dem Sommer hat sich Herbert Kickl als einziger vertreten lassen. Statt ihm hat Christian Hafenecker, seines Zeichens Generalsekretär der FPÖ, im Studio bei Armin Wolf Platz genommen. Von Anfang an ist das Gespräch auf Konfrontation gepolt. Ob sich Kickl denn vor kritischen Fragen fürchte, will Wolf wissen. Die Abwesenheit des Parteichefs argumentiert Hafenecker mit dem am selben Tag stattfindenden Bundesparteivorstand. Warum nicht ein Alternativtermin für den Sendungsbesuch gewählt wurde, will er auf Nachfrage aber nicht beantworten.
"Links ist schick"
Ob es denn dann vielleicht daran liegen könne, dass die FPÖ auch bei der Europawahl hinter den Umfrageergebnissen zurückgeblieben ist, bohrt Wolf nach. Bis auf Klagenfurt habe es die FPÖ in Städten trotz ihres Erfolges [erstmals wurde sie bei einer bundesweiten Wahl erster, Anm.] nicht einmal auf 20 Prozent geschafft.
"Also ich gehe davon aus, dass all diese Städte natürlich Universitätsstädte sind. Das heißt, wir haben eine große Zahl an Studenten komprimiert an den Ort, die dort auch wahlberechtigt sind", hat Hafenecker eine Erklärung parat. "Wir wissen, was auf den österreichischen Universitäten mittlerweile stattfindet. Links ist Schick. Natürlich gibt es auch einen entsprechenden Ausschlag bei den Wahlergebnissen."
FPÖ gegen das System
Den Wahlerfolg will er sich nicht kleinreden lassen – in vielen ländlichen Gebieten sei man klar Nummer eins. Seit Ibiza habe sich die FPÖ in den Umfragen erholt, während die SPÖ und ÖVP Stimmen eingebüßt hätten. Als Wolf den Slogan der FPÖ "Mit uns gegen das System" auf die Vereinbarkeit mit langjährigen Politikerkarrieren abklopfen will, wird es persönlich. Mit System sei nicht nur die Politik gemeint, sondern ein ganzes Geflecht, das an der Macht bleiben wolle. Dazu zähle er "durchaus auch die Presse sowie auch den ORF" dazu. Es entstehe der Eindruck, "dass Sie auch die Hofberichterstattung für die jeweils Mächtigen machen", so Hafenecker. Gegen dieses "Konglomerat aus Politik und Medienlandschaft" gelte es anzukämpfen.
Wolf warnt Hafenecker
"Ich mache mir ein bisschen Sorgen um Sie, deshalb möchte ich Sie warnen. Sie haben mir kürzlich 1.000 Euro überwiesen und einen Widerruf veröffentlicht, weil Sie mir Manipulation vorgeworfen hatten. Vielleicht sollten Sie das nicht tun", warnt Wolf. "Das ist hochinteressant. Mich würde übrigens interessieren, wer Ihnen den Anwalt bezahlt hat – vermutlich der Gebührenzahler ...", versucht Hafenecker den Spieß zu drehen. Wolf erinnert ihn, dass er den Fall verloren und damit für den Anwalt aufkommen musste und – damit "der Steuerzahler, der die FPÖ bezahlt".
Manchmal bildet Fernsehen halt doch, zb in Zivilrecht. #zib2 pic.twitter.com/yigTqXQLbJ— Jonas Vogt (@L4ndvogt) June 26, 2024
Statt sich zurückzunehmen, wirft Hafenecker im weiteren Gesprächsverlauf Wolf wiederholt gesteuerte Berichterstattung vor. Das bringt ihm erst nur erstaunlich mildes Kopfschütteln, dann eine weitere Mahnung des Moderators ein: "Herr Hafenecker, Sie können mir gerne noch einmal 1.000 Euro überweisen, die – nehme ich an – die FPÖ aus ihrer Parteienfinanzierung vom Steuerzahler bezahlt hat."
"Wollen Sie mir drohen?"
Kurz wird das Gespräch wieder halbwegs sachlich, bevor Hafenecker mit seinen Vorwürfen endgültig nicht mehr hinterm Zaun hält und vorwirft "Fake-Experten" einzuladen. "Sie führen die Leute hinters Licht." Wolf: "Nein, das tun wir nicht. Herr Hafenecker, wirklich, Sie sollten ein bisschen auf Ihre Geldtasche aufpassen."
"Wollen Sie mir jetzt in einer Live-Sendung drohen, Herr Dr. Wolf? Weil ich den ORF dabei überführt habe, dass Sie gefakte Experten hier auftreten lassen? Und zwar ständig." Wolf: "Herr Hafenecker, das ist eine Lüge."
Ob Hafeneckers Aussagen ein juristisches Nachspiel haben werden, ist zum aktuellen Zeitpunkt nicht bekommt.