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Generalsekretär Christian Hafenecker verkündet den Ausbau der FPÖ-eigenen Medien
Die FPÖ baut ihre Medienpräsenz über parteieigene Kanäle aus.
Die FPÖ baut ihre Medienpräsenz über parteieigene Kanäle aus.
Lisa Leutner / REUTERS / picturedesk.com

Anti-Mainstream: FPÖ startet eigenen Radio-Sender

15.01.2025 um 15:46, Stefanie Hermann
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Kampfansage an "Mainstream-Medien": Die FPÖ baut ihr Medienimperium weiter aus. Mit einem eigenen Radiosender will man zusätzliche Reichweite generieren.

Die FPÖ hat Pläne zur Erweiterung ihrer medialen Präsenz vorgestellt. Im Mittelpunkt der ehrgeizigen Ausbaupläne steht ein österreichweiter, eigener Radiosender, der noch in diesem Jahr starten soll. Generalsekretär Christian Hafenecker spricht von einem „Meilenstein". Das neu organisierte „FPÖ-Medienhaus“ wird künftig alle medialen Aktivitäten der Partei bündeln. 15 Mitarbeiter und ein erweitertes Moderationsteam sollen die Reichweite der Partei weiter steigern.

FPÖ baut Reichweite aus

Die Freiheitlichen haben ihre mediale Infrastruktur in den vergangenen Jahren hochgradig professionalisiert. „2012 startete FPÖ-TV mit einem Beitrag wöchentlich, heute folgen im Schnitt 154.000 Menschen unseren Social-Media-Aktivitäten", skizziert Hafenecker.

Der YouTube-Kanal „FPÖ-TV“ zählt 227.000 Abonnenten und verzeichnet seit seiner Gründung 170 Millionen Aufrufe. Auf Facebook, Instagram und anderen sozialen Medien erreicht die FPÖ mehr als 1,5 Millionen Abonnenten. Besonders stolz zeigte sich Hafenecker über die tägliche Reichweite von über 2,4 Millionen Bürgern, die durch alle Kanäle der Partei erzielt werde. "Das ist einmalig in der Parteienlandschaft und sollte auch den Mainstream-Medien zu denken geben", so Hafenecker. Auch die „Neue Freie Zeitung“, eine wöchentliche Parteizeitung, sei ein Eckpfeiler der Kommunikation.

Neues Radio, neue Ziele

Künftig wird die FPÖ alle Kanäle und Medien unter einem Dach vereinen – dem FPÖ-Medienhaus. "Von Animationsvideos und der Übertragung der Parlamentsreden der freiheitlichen Abgeordneten über Reportagen und Studiotalks, Podcasts und Interviews, bis hin zu Live-Übertragungen von Großveranstaltungen: Unter dem Motto ‚Content, Content, Content‘ bespielen wir unsere Kanäle täglich - hochprofessionell, multimedial." Als Flaggschiff bezeichnet Hafenecker den Youtube-Kanal, der linearen Sendern um nichts nachstehe.

Darüber hinaus ist mit dem heutigen Tag die neue Homepage der FPÖ am Start, ein österreichweiter Radioauftritt der FPÖ wird der nächste Schritt sein, wie Hafenecker ankündigte.

Die Standard-Affäre

Die Ankündigung des neuen Radiosenders kommt in einer heißen Phase: Erst kürzlich veröffentlichte der „Standard“ heimliche Aufnahmen von FPÖ-Abgeordneten, die sich bei einem Stammtisch abfällig über die ÖVP und die EU geäußert hatten. Justizsprecher Harald Stefan bezeichnete die Volkspartei, mit der die FPÖ aktuell über eine mögliche Regierungskoalition verhandelt, als „machtgeil“ und forderte, sie mit einem „Regierungsverbot“ auszustatten. Auch die EU wurde erneut kritisiert, ein Austritt jedoch als „keine echte Option“ abgetan.

Die Veröffentlichung der Aufnahmen sorgte für Irritationen, insbesondere bei der ÖVP. Diese forderte in einer schriftlichen Stellungnahme ein klares proeuropäisches Regierungsprogramm. Hafenecker relativierte die Aussagen und erklärte, dass persönliche Animositäten zwischen den Parteien nach jahrelangen Auseinandersetzungen „menschlich“ seien.

Kritik an den FPÖ-Medienplänen

Die Ambitionen der FPÖ, ein eigenes „Medienimperium“ aufzubauen, stoßen nicht nur auf Beifall. Kritiker werfen der Partei vor, die mediale Landschaft zu polarisieren und klassische Medien gezielt zu untergraben. Besonders die scharfe Rhetorik gegen den ORF und andere Medienhäuser sorgt für Besorgnis. 

Befeuert wurde dies nicht nur von den jüngsten verbalen Ausritten des Wiener Parteichefs Dominik Nepp, der den Standard unter anderem als "Scheißblatt" bezeichnete und mit dem Einfrieren von Förderungen liebäugelt. Auch Hafenecker plant eine Neuaufstellung der Presserförderung. Das „Qualitätsjournalismusgesetz“ sei aktuell auf „linke Postillen“ zugeschnitten.

Gegner argumentieren, dass die FPÖ mit ihren Maßnahmen vor allem die eigene Agenda ungefiltert verbreiten wolle, während unabhängige Medien unter Druck geraten.

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